BioVariance lässt mit Cannabis-Psychose-Test aufhorchen

Tirschenreuth. Während der Pandemie arbeitete das Labor des Unternehmens bis zum Anschlag. Jetzt setzen die Tirschenreuther verstärkt auf die sogenannte Lifestyle-Diagnostik. Verschiedene Tests wurden entwickelt. Einer passt wie die Faust aufs Auge auf die gerade erfolgte Cannabis-Legalisierung.

Biologin Kerstin Hammer hat im Biovariance-Labor alle Hände voll zu tun. Foto: Theo Kurtz

Kein April-Scherz. Seit 1. April kann man seinen Joint rauchen, ohne mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen. Die Cannabis-Legalisierung erregt die Gemüter. Grenzenlose Freude bei den Befürwortern, blankes Entsetzen bei den Gegnern. Das Thema Cannabis hat auch die Firma BioVariance aus Tirschenreuth aufgegriffen. Das innovative Unternehmen für moderne Diagnostik in der Präzisionsmedizin, das auch auf Lifestyle-Diagnostik setzt, hat einen neuen Test entwickelt. Mit ihm lässt sich feststellen, wie groß das Risiko eines Cannabiskonsumenten ist, psychisch zu erkranken. Nicht das einzige Verfahren, mit denen die Oberpfälzer aufhorchen lassen.

Gene sind verantwortlich

Forschungsergebnisse zeigen, dass bei Intensiv-Usern das Psychose-Risiko, im Vergleich zu Personen, die aufs Haschpfeiferl verzichten, bis um das 3,4-fache höher ist. Das BioVariance-Team um Firmenchef und Biologen Dr. Josef Scheiber hat noch etwas anderes herausgefunden: Es kann auch an den Genen liegen, ob Cannabis unerwünschte Nebenwirkungen wie Angstzustände, Halluzinationen oder sogar eine Schizophrenie hervorrufen kann.

Dr. Josef Scheiber setzt in seinem Unternehmen auch auf die Lifestyle-Diagnostik. Foto: Theo Kurtz

Der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol setzt Dopamin frei – ein Botenstoff, der Glücksgefühle hervorruft. Für den Dopaminstoffwechsel sind die beiden Gene COMT und AKT1 verantwortlich. Sind beide verändert, wird zum einen die Dopamintätigkeit verstärkt, gleichzeitig aber der Abbau des Neurotransmitters im Gehirn gestört. Es kommt dort zu Überreaktionen und zu Psychosen.

“Bei Personen, die diese Genvariation in sich tragen und gleichzeitig öfters Haschisch konsumieren, steigt das Psychose-Risiko um das Elffache”, erläutert Scheiber. Die Betonung liegt auf Risiko. Man muss deswegen nicht zwangsläufig daran erkranken.

Große Zielgruppe

Dank des von den Tirschenreuthern entwickelten Selbsttests kann man rausfinden, ob COMT und AKT1 okay sind. Das geht einfach und schmerzfrei. Man bestellt ein Testkit, das alle notwendigen Utensilien wie Stäbchen und Plastikröhrchen enthält. Man macht einen Wangenabstrich, der dann im Biovarince-Labor ausgewertet wird. Spätestens nach einer Woche hat man das Ergebnis.

Die Auswertung selbst erfolgt mittels einer quantitativen Polymerase-Kettenreaktion (qPCR) – eine schnelle und äußerst sensitive Methode in der DNA-Analytik, die die Überwachung des Analyseprozesses in Echtzeit erlaubt. Die Risikogruppe ist nicht gerade klein. “Jeder zehnte Dauerkonsument könnte davon betroffen sein”, schätzt Scheiber. Und davon soll es in Deutschland fast vier Millionen geben.

Biologisches Alter bestimmen

Übrigens: Nicht das einzige Verfahren, mit dem die Tirschenreuther innovative Wege beschreiten. Anhand des Telomer-Tests kann man, unabhängig vom Geburtsdatum, sein eigenes biologisches Alter bestimmen lassen. Dabei lässt sich auch feststellen, welche Faktoren ursächlich dafür sind, warum zum Beispiel ein fitter 50- oder auch ein eher etwas angeschlagener 70-Jähriger im Körper eines 60-Jährigen stecken kann.

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