Jahn in Liga 3: MSV Duisburg geht mit Bundesliga-Verstärkung in den Abstiegskampf

Duisburg. Der Traditionsverein aus dem Stadtteil Meiderich geht „all in“: Der Vorletzte hat sich in der Winterpause mit Bundesligaspielern verstärkt – für den MSV Duisburg ist jedes Spiel ein Endspiel. Grund genug für Jahn-Trainer Joe Enochs, die Auswärtschallenge am Sonntag, 19.30 Uhr, ernst zu nehmen.

Die Jahn-Familie nach dem Heimsieg gegen den MSV Duisburg: Ein Herz und eine Seele. Foto: jrh

Wie der Klassenerhalt trotz 7 Punkten Rückstand auf Platz 16 noch gelingen kann, zeigte der MSV Duisburg am vergangenen Spieltag gegen den Tabellendritten SSV Ulm – die Zebras erkämpften sich mit wiedergewonnener Stutenbissigkeit nach 0:2-Rückstand noch ein 2:2 in letzter Minute.

Der neue Geschäftsführer Michael Preetz hat den vierfachen DFB-Pokalfinalisten (1966, 1975, 1998 und 2011), Deutschen Vizemeister (1964) und UEFA-Pokal-Halbfinalisten (1979) vor dem Existenzkampf in Liga 3 mächtig hochgerüstet. Ex-Bundesliga-Stürmer Daniel Ginczek (32 Jahre, u.a. Fortuna Düsseldorf, VfL Wolfsburg, VfB Stuttgart) und Ex-Zweitliga-Mittelfeldregisseur Erik Zenga (32 Jahre, u.a. Sandhausen) sollen den Turnaround ankurbeln. Außerdem bleibt dem MSV Mittelfeld-Talent Caspar Jander (20 Jahre, wechselt im Sommer zum 1. FC Nürnberg) bis Saisonende erhalten.

Respekt nicht nur vor Ginczek

Jahn-Trainer Joe Enochs hat deshalb allen Grund, vor dem angeschlagenen Boxer aus dem Ruhrpott zu warnen: „Der MSV hat mit Ginczek einen Bundesliga-erfahrenen Spieler geholt“, schaut er bei der PK mit gebotenem Ernst aus der Trainingswäsche. „Ich habe ihn letztes Jahr erlebt, als ich in Düsseldorf hospitiert habe – der weiß ganz genau, wo das Tor steht.“ Aber nicht nur das: „Er spielt auch mit und hat seine Stärke, Bälle, die hoch reinkommen, zu sichern und weiterzuleiten.“ In der Englischen Woche habe man seine Qualität bereits gesehen.

„Von daher müssen wir aufpassen in der Innenverteidigung, ihm nicht so viel Zeit zu lassen und zu schauen, dass wir Körperkontakt haben, damit er nicht frei zum Schuss kommt.“ Aber natürlich sei Duisburg mehr als nur Ginczek: „Mit Thomas Pledl, Ahmet Engin, Niklas Kölle, mit Caspar Jander dahinter – das ist eine Offensivabteilung, die extrem gut ist.“ Dazu komme die geballte Erfahrung von Eric Zenga, Ex-Jahn-Freistoßknaller Marvin Knoll, Jahn-Aufstiegsheld Kolja Pusch oder Tobias Fleckstein: „Eine sehr erfahrene Mannschaft gespickt mit jungen, talentierten Spielern“.

Elias Huth für den verletzten Viet

Dem Jahn-Lazarett mit Felix Gebhardt, Eric Hottmann und Kelvin Onuigwe und dem gelb-rot gesperrten Noah Ganaus hat sich diese Woche ausgerechnet Doppelpacker Christian Viet angeschlossen: „Christian hat sich am Knöchel verletzt, eine Bandverletzung, die sehr schmerzhaft ist.“ Da man keine Gefahr eingehen wolle, werde wohl Elias Huth in der Startelf stehen. „Es kann sein, dass wir eine zweite Spitze aufbieten“, nennt Enochs die Alternativen daneben oder dahinter, „kann sein, dass wir Niklas Anspach oder Erik Tallig hinter der Spitze spielen lassen.“ Auch Tobias Eisenhuth habe schon auf der 10er-Position gespielt.

„Wir haben genug Alternativen, jetzt geht es darum, im Trainerteam herauszufinden, was das Beste für das Spiel ist.“ Auch Valdrin Mustafa sei noch nicht aus dem Rennen: „Jeder hat die Chance, sich im Training anzubieten“, lockt der Cheftrainer. „Wir sind mit Valdi sehr zufrieden.“ Man habe gesehen, als er gegen Dortmund reinkam, „dass er Einfluss aufs Spiel nehmen kann“. Derzeit habe aber Elias Huth die Nase vorne, „weil er nachgewiesen hat, dass er dieses Anlaufverhalten komplett angenommen hat und torgefährlich ist“. So oder so müsse man gegen jeden Gegner an die Leistungsgrenze gehen.

Bester Mann im Jahn-Trikot: Ersatzkeeper Alex Weidinger. Foto: jrh

Vertrauen in die Ersatzkeeper

Nach Felix Gebhardts Verletzung plagten sich die Regensburger Verantwortlichen mit der kniffligen Frage: Torwart verpflichten oder keinen Torwart verpflichten? „Wir haben uns zusammengesetzt und waren uns bewusst, dass jede Entscheidung, die wir treffen, Auswirkungen auf die Mannschaft hat.“ Weil aber gerade die mannschaftliche Geschlossenheit die große Stärke des SSV Jahn sei, „haben wir uns entschieden, nichts zu machen, um dieses Mannschaftsgefüge nicht zu gefährden“.

Für Joe Enochs ist das auch eine Frage des Respekts für die Ersatzkeeper in den Reihen der Oberpfälzer – allen voran Alexander Weidinger, der in den vergangenen Spielen starke Leistungen zeigte: „Wir haben Vertrauen in Weidi, in Leon Cuk, wir haben auch Vertrauen in Felix Gebhardt, dass er alles dafür tut, um so schnell wie möglich zurückzukommen.“

Familie Enochs demonstriert gegen Diskriminierung

Politik und Fußball zu vermischen sei immer etwas heikel, findet Joe Enochs. Wohl auch, weil Lippenbekenntnisse von Fußballstars in Werbekampagnen der Verbände, die sich bei der Vergabe von Weltmeisterschaften nicht gerade mit Ruhm, dafür aber mit vielen Geldscheinen bedeckt haben, nicht unbedingt zur Glaubwürdigkeit des Fußball-Zirkus beitragen. Stichwort „Menschenrechte in Katar“.

„Fakt ist aber, dass sich Jahn Regensburg seit Jahren gegen jegliche Art von Diskriminierung positioniert, hat“, sagt der Cheftrainer. „Mich persönlich – meine Frau war hier, meine beiden Töchter waren auf der Demo in München – freut es unheimlich, dass ein Ruck durch diese Gesellschaft gegangen ist.“ Er unterstütze das Anliegen der Demonstranten, die gegen Deportationspläne auf die Straße gingen, „zu 100 Prozent“.

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