Jahn in Liga 3: Trendwende gegen Rückrunden-Seriensieger Aue?

Regensburg. Kann der Jahn auch Rückrunde? Der nächste Härtetest steht bevor. Mit Erzgebirge Aue kommt ausgerechnet das Rückrunden-Team der Stunde, das 14 Punkte aus sieben Spielen holte – zuletzt einen verdienten Derby-Sieg gegen Jahn-Verfolger Dynamo Dresden.

Die Ziege meckert: Robin Ziegele mit dem Ziege-Jubel nach seinem Kopfball zum 1:0-Sieg des SSV Jahn Regensburg bei Erzgebirge Aue. Foto: jrh

Das Spiel vergangenen Samstag in Sandhausen: zum Vergessen. Zwei Pleiten in Folge. Neun Gegentore. Keine Frage: Der Tabellenführer wackelt. Aber noch steht der SSV Jahn auf Platz 1. Und Jahn-Chefcoach Joe Enochs gibt die Parole aus: „Ruhe bewahren!“

Was nicht heißen soll: Augen zu und durch! „Zwei Sachen machen wir nicht“, betont der Mann, dem die versehentliche Gelbe Karte, weil er erst über eine Bande gestolpert ist und sie dann umgetreten hat, immer noch peinlich ist. „Wir sagen nicht, ,ja, das passiert, es ist alles o.k.‘ Das machen wir nicht.“ Man analysiere das Spiel. „Aber das andere machen wir auch nicht.“ Nämlich jetzt auf einmal alles schlecht zu reden, ins Bodenlose zu versinken. „Das auf keinen Fall.“

Matchglück oder kein Matchglück?

Man spreche die Fehler an, versuche, sie zu korrigieren. „Gegen solche Gegner, die richtig gut sind, Sandhausen, Essen, Aue sind es immer sehr enge Spiele.“ Wenn das mal kein schlechtes Omen ist, Aue in einer Reihe mit den zwei Debakel-Gegnern zu nennen. „Und wenn wir nicht alles richtig machen, und dann kommt ein bisschen Matchglück oder kein Matchglück dazu, dann passieren solche Gegentore.“ Die Jungs würden sehr gut mitziehen: „Das gibt uns Zuversicht.“

Zuversicht verstrahlt der kommende Gegner auch ohne große Worte. 14 Punkte aus sieben Spielen in der Rückrunde: Nur Preußen Münster hat in der Zeitspanne einen Punkt mehr geholt. Zum Vergleich. Beim Jahn schlagen zehn Punkte zu Buche. Und dann auch noch das 2:1 im Sachsen-Derby gegen die von allen zum Übergegner hochgelobten Dresdener.

Derby-Sieger mit Personalsorgen

„Einen verdienten Derby-Sieg“, wie Enochs betont. „Man hat gesehen, dass sie sehr griffig sind, gut gegen den Ball gearbeitet und dann immer wieder Nadelstiche gesetzt und gut gekontert haben.“ Eine sehr gefährliche und stabile Mannschaft sei das, deren Trainer, Pavel Dotchev, der jahrelang in der 3. Liga Erfahrungen gesammelt habe, er sehr schätze. „Sie kommen mit Rückenwind nach Regensburg. Da müssen wir alles dafür tun, deren Lauf zu stoppen.“

Das wiederum werden die Auer, die sich nach dem Erfolg gegen den Erzrivalen Dynamo auf sechs Punkte an den Relegationsplatz herangerobbt haben, gar nicht gerne hören. Schließlich würden sie den Rückenwind gerne nutzen, um in die Aufstiegsränge zu segeln. Allerdings dämpfen personelle Sorgen den Elan der Veilchen. Tim Danhof und Omar Sijraric sind Gelb-gesperrt. Maximilian Thiel, Niko Vukancic und Linus Rosenlöcher nach einer Knieoperation fallen verletzt aus. Einziger Lichtblick: Steffen Nkansah konnte nach seiner Sprunggelenk-Verletzung wieder am Training teilnehmen. „Viel darf jetzt nicht mehr passieren“, stöhnt Coach Dotchev.

Respekt für die Fans von Erzgebirge Aue: Applaus für den Einsatz auch nach der Niederlage. Foto: jrh

Vor heimischer Traum-Kulisse

Um den Negativtrend und den Elan der Gäste zu stoppen, setzt Jahn-Trainer Enochs auch auf die Unterstützung der Fans: „Hier vor unserer heimischen Kulisse zu spielen ist ein Traum“, schwärmt er. „Über 11.000 Zuschauer werden erwartet, eine große Kulisse in dem schönen Stadion brauchen wir – nicht nur, um erfolgreich zu spielen. Das ist es, was Fußball ausmacht.“

Dass dabei nach wie vor die Langzeitverletzten Felix Gebhardt, Eric Hottmann und Erik Tallig fehlen, versteh sich von selbst. Oscar Schönfelder habe wieder trainiert: „Ob es für Samstag reicht, müssen wir abwarten.“ Alle anderen seien fit und stünden zur Verfügung.

Auch wichtig für beide Mannschaften: das Verfolgerduell von Dynamo Dresden gegen Rot-Weiss Essen. Die Punktverluste in der Rückrunde hat auch bei den Sachsen Spuren hinterlassen. Der Vorsprung von Markus Anfangs Spitzenteams auf den Relegationsplatz-Dritten SSV Ulm 1846 ist auf zwei Zähler geschmolzen.

Hinrunden-Matchwinner Robin Ziegele setzt auf Standards

„Natürlich ist es schwer nach so einem Spiel die richtigen Worte zu finden“, sagt Abwehrkante Robin Ziegele am Rande des Trainings. Auch schwer für den Trainer, da das richtige mitzugeben. Er habe klar gezeigt, was man besser machen müsse. „Ich glaube, wir haben das ganz gut verarbeitet. Es hört sich vielleicht etwas doof an, aber es ist ein Spiel wie jedes andere.“ Klar, eine Niederlage, aber die habe man mit Videoanalyse nachbereitet: „Damit ist es dann auch abgehakt.“

Erzgebirge Aue komme mit breiter Brust nach Regensburg. Ein schweres Spiel, man müsse an den alten Tugenden arbeiten. „Wichtig wäre es, mal wieder bei Standards gefährlich zu sein, wie im Hinspiel oder auch in Sandhausen.“ Dort hat sich der Jahn durch Standards ein 3:0 nach elf Minuten herausgeschossen. Allerdings sollte man dann tunlichst auf die sechs Gegentreffer verzichten. Schon mit Rücksicht auf die 500 Jahn-Fans, die die Grusel-Achterbahnfahrt in Sandhauen miterleben mussten. „Da werden wir am Samstag dran arbeiten, für sie die drei Punkte dazubehalten.“

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