Jahn in Liga 3: Waldhof will in Abstiegsnot gegen Tabellenführer punkten

Mannheim. Für Jahn-Trainer Joe Enochs gibt es keine Außenseiter. Schon gar nicht am Samstag, 14 Uhr, vor rund 7000 Zuschauern im Carl-Benz-Stadion bei Waldhof Mannheim, das als Aufstiegsaspirant startete und nun vier Punkte aufs rettende Ufer aufholen muss – verstärkt mit einem Quartett mit Bundesliga-Erfahrung.

So geht Teambuilding: Jahn-Coach Joe Enochs peitschte seine Regensburger Jungs im Hinspiel zum 2:0-Sieg gegen Waldhof Mannheim. Foto: jrh

Wie schnell sich die Vorzeichen ändern können. Im Oktober jubelte der SSV Jahn gegen den vermeintlichen Aufstiegsaspiranten Waldhof Mannheim über Konrad Fabers Doppelpack zum verdienten 2:0-Hinspiel-Erfolg.

Vier Monate später steht der Waldhof mit vier Punkten Rückstand und zuletzt drei Niederlagen in Folge mit dem Rücken zur Wand auf dem Abstiegsplatz (17.).

Außenseiterrolle setzt Kräfte frei

Fluch und Segen für den ebenfalls strauchelnden Tabellenführer zugleich. Denn Marco Antwerpen, neuer Trainer seit der Entlassung Rüdiger Rehms am 31. Januar, sieht in der Außenseiterrolle auch die möglicherweise entscheidende Chance für seine Mannschaft: „Das setzt vielleicht auch Kräfte frei“, sagt der Ex-Lauterer, der mit dem FCK in der vergangenen Saison die Relegation zur Zweiten Liga erreichte und dann überraschend gefeuert wurde.

„Der ein oder andere geht ein wenig entspannter in das Spiel rein.“ Vielleicht gerade gegen den Tabellenführer: „Vielleicht rechnet keiner mit uns, aber wir wollen das gute Spiel in Freiburg mitnehmen, aber mit einem anderen Ergebnis.“ Er wisse um die Standardstärke der Regensburger: „Wir haben die Problematik im Kader, dass wir nicht so viele, große, kopfballstarke Spieler haben, dementsprechend liegt der Fokus darauf, dass wir Freistöße und Eckbälle möglichst vermeiden.“

SV-Waldhof-Mannheim-Trainer Marco Antwerpen bei der PK vor dem Spiel gegen Spitzenreiter SSV Jahn Regensburg. Foto: jrh

Enochs: „Sehr gefährliche Mannschaft“

Und auch Jahn-Cheftrainer Joe Enochs, der noch in seiner Zwickauer Zeit einen kleinen Clinch an der Seitenlinie mit Antwerpen ausfocht, tut einen Teufel, die taumelnden Kurpfälzer zu unterschätzen: „Gerade in der Winterpause hat sich der Waldhof massiv verstärkt – Martin Kobylanski, Terrence Boyd, Lukas Klünter, Kevin Goden – vier Spieler, die Bundesliga-Erfahrung haben.“

Trotz der unglücklichen Niederlage in Freiburg durch ein Standardtor lobt er die Mannheimer Leistung: „Sie haben Freiburg kaum zu einer Torchance kommen lassen, sehr ordentlich gegen den Ball gespielt, sehr hoch angegriffen, waren sehr zweikampfstark – sie wissen, worum es geht.“ Deshalb sei das eine sehr gefährliche Mannschaft. „Sie stehen mit dem Rücken zur Wand, aber haben genügend Qualität, die Klasse zu halten.“

„Wir sind Mannheimer, ihr nicht“

Von Resignation nach dem Nackenschlag in Freiburg ist jedenfalls bei Antwerpen nichts zu spüren: „Eher im Gegenteil, wir haben ausgemacht, die positiven Dinge aus dem Spiel mitzunehmen, sodass es in die entgegengesetzte Richtung geht.“ Da sei noch einmal eine ganz andere Stimmung entstanden: „Dass wir extrem zusammenhalten und sagen, dass wir nur so gewinnen können, wie wir letztendlich auch in Freiburg gespielt haben – das Ergebnis muss natürlich passen, aber wir wachsen nur noch enger zusammen.“

Das Umfeld zeigt nach drei Niederlagen in Folge freilich Nerven: „Wir sind Mannheimer, ihr nicht“, haben die Fans nach der Pleite ausgerechnet beim Schlusslicht skandiert. „Das ist der gesamte Frust einer kompletten Saison“, fühlt sich Antwerpen nicht angesprochen. „Ich glaube, das war nicht gemünzt auf dieses Spiel, bei dem ich unsere Fans die ganze Zeit gehört habe, wie sie uns angefeuert haben.“

Fan-Frust nach der Pleite in Freiburg: „Wir sind Mannheimer, ihr nicht“, skandierten die SVW-Fans nach der Niederlage beim Schlusslicht Foto_ jrh

Ohne Sepp und Chrille

Für das Auswärtsspiel, das für den Gastgeber schon so etwas wie Endspiel-Charakter hat, muss der Jahn-Trainer nicht nur auf die Langzeitverletzten Eric Hottmann, Erik Tallig und Felix Gebhardt verzichten, der immerhin wieder ins Training eingestiegen ist. Alexander Bittroff habe sich vor dem Spiel gegen Aue eine kleine muskuläre Verletzung zugezogen, Robin Ziegele sei auf dem Weg der Besserung. Vor allem aber fehlen Kampfschwein Andi „Sepp“ Geipl und Goalgetter Christian „Chrille“ Viet Gelb-gesperrt.

Dafür ist Feingeist und -fuß Oscar Schönfelder zurück im Team, falls er das nötige Fitnesslevel erreicht. Für die 6er-Position sieht Enochs in Tobias Eisenhuth und Christian Schmidt Kandidaten, die übernehmen können. Vorne in der Spitze fühle sich Niclas Anspach sehr wohl. Auch eine zweite Spitze mit Valdrin Mustafa oder Elias Huth sei denkbar: „Beide waren sehr gut, als sie gegen Aue reinkamen.“ Eine Chance, für Spieler, die selten von Beginn an spielen.

Stimmen vor dem Spiel

SV-Waldhof-Trainer Marco Antwerpen: „Das ist aktuell, wenn man sich die Tabelle anschaut, die beste Mannschaft, deshalb sind sie Tabellenführer. Vielleicht aktuell auch mit einigen Problemen, wenn man dann sieht, dass man 6:3 verliert. Deshalb haben sie jetzt wieder ihre Defensive stabilisiert im letzten Heimspiel. Definitiv natürlich ein schwieriges Spiel.“ Bei vier Punkten Rückstand auf das rettende Ufer müsse man natürlich anfangen zu punkten.

„Wir haben relativ viele Torabschlüsse geübt, dementsprechend versuchen wir die ein oder andere Baustelle, die wir in der Mannschaft haben, abzuarbeiten“, nennt er offensive Sofortmaßnahmen gegen den drohenden Abstieg. „Momentan scheinen sich die Spieler in einer Viererkette sehr wohlzufühlen“, hat er für die Defensive eine Lösung gefunden, „wir haben auch gegen Saarbrücken die zweite Hälfte ganz ordentlich bestritten mit einer Viererkette, haben ein gutes Spiel in Freiburg gemacht, dementsprechend müssen wir nicht schon wieder was umstellen.“

Jahn-Coach Joe Enochs: „Nach neun Gegentoren in zwei Spielen lag der Fokus gegen Aue auf der Null. Das ist uns gelungen.“ Ein Torschuss nach dem Eckball und Bärs knappe Kiste seien die Ausnahmen gewesen. „Eine gute, konzentrierte Leistung gegen den Ball“, konstatiert Enochs seinen Spielern.

„Das ist die Basis, um erfolgreich zu sein.“ Leider sei dem Jahn kein Tor gelungen. „Wir hatten genug Chancen.“ Gegen die Mannheimer, die besser seien als ihr Tabellenplatz, sei Übermut fehl am Platz: „Wir wissen, dass wir eine Top-Leistung bringen müssen, wenn wir etwas mitnehmen wollen.“

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