Wutschreie und Tränen: Jahn Regensburg gegen Fortuna Düsseldorf zum zehnten Mal sieglos

Regensburg. Und ewig grüßt der Pechvogel: Das dritte völlig überflüssige 0:1 nach Nürnberg und Karlsruhe erleidet der SSV Jahn auch gegen Fortuna Düsseldorf. Regensburg nach der zehnten sieglosen Partie wieder am Boden der Gefühle und Tabelle angekommen.

Fassungslose Gesichter: auch gegen Fortuna Düsseldorf fehlt dem SSV Jahn jegliche Fortüne Ein hauchzarter Elfmeter von Dawid Kownacki entscheidet das enge Match. Collage: jrh

Von Stefan Schmid und Jürgen Herda

Am Ende schreit Kapitän Bene Gimber die ganze Frustration in die eisige Oberpfälzer Luft. Der überragende Jung-Keeper Jonas Urbig sitzt als Häufchen Elend weinend auf der Bank – lediglich durch einen Elfer in der 86. Minute überwunden. Sarpreet Singh stiert mit leeren Augen ins Nichts – neben einigen knappen Fehlschüssen vergibt er in der 94. Minute bei einem Freistoß aus 16 Metern die letzte Chance zum Ausgleich. Die Führung hat bereits in der 7. Minute Ayguen Yildirim mit einem gefühlvollen Drehschuss an die Latte auf dem Fuß.

Kein Ende der Pechsträhne in Sicht

Ganz Fußball-Regensburg fasst sich an den Kopf: Ja hört denn diese Aneinanderreihung von Pleiten, Pech und Pannen gar nicht mehr auf? Irgendwann muss doch jede Pechsträhne ein Ende finden! Und dann punkten auf den tabellarischen Nachbarplätzen auch noch die direkten Mitbewerber um den Abstieg fleißig weiter – unter anderem das bisherige Schlusslicht Sandhausen mit einem Ausgleich gegen Kiel in der 95. Minute.

Es ist ja nicht so, als würden die Gegner den Jahn in Grund und Boden spielen. Zum wiederholten Male liefern die Oberpfälzer dem Kontrahenten eine Kampf- und Nervenschlacht auf Augenhöhe. Und auch Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic kann man in puncto Motivation, Aufstellung und Wechsel keine Vorwürfe machen. Jeder auf dem Platz zerreißt sich für die Vorgabe, das Quäntchen Glück doch noch zu erzwingen.

Das kleine Wunder erzwingen

Aber wieder einmal Mal gehört auch zur Wahrheit: Der SSV muss über 95 Minuten alles in die Waagschale werfen, um konkurrenzfähig zu sein, bis an die Schmerzgrenzen gehen, um die immer wieder spielerisch durchbrechenden Rheinländer an der Führung zu hindern – und braucht irrwitzig viele Anläufe, um aussichtsreiche Torchancen zu erspielen. Um es auf den Punkt zu bringen: Mit unbändigem Willen leisten die Regensburger Widerstand, aber am Ende reicht es eben um einen Hühnerschiss gerade nicht für einen oder gar drei Punkte.

Mit der Kaderzusammensetzung, von der auch Christian Keller kurz vor seinem Abgang völlig illusorisch meinte, sie sei die Beste seit Regensburg in der Zweiten Bundesliga spielt, kann man, muss man hadern – allein bringt das elf Spieltage vor Saisonende herzlich wenig. Zu sagen, der Klassenerhalt sei nach zehn sieglosen Spielen in Folge gefährdet, ist eine gewaltige Untertreibung. Die Klasse zu halten würde inzwischen an ein kleines Wunder grenzen. Daran aber müssen die Mannschaft, der Trainer und auch die Fans aber unbedingt weiter glauben, will man die Restchance darauf erhalten. Sie ist nur zu erzwingen, wenn sich die Mannschaft weiter in dieser Intensität gegen den Absturz wehrt.

Jahn-Kapitän Bene Gimber schreit den ganzen Frust heraus. Bild: jrh

Das rettende Ufer entfernt sich

Jahn Regensburg droht den Anschluss an das rettende Ufer zu verlieren. Gegen Fortuna Düsseldorf setzt es eine 0:1-Niederlage und das, obwohl der SSV über weite Strecken des Spiels besser ist. In der ersten Halbzeit sehen die Zuschauer eine Jahn-Elf, die die Gäste aus Düsseldorf deutlich dominiert, jedoch keinen Treffer zu erzielen mag.

Die 45 Minuten nach der Pause gehen eher an die Fortunen, die allerdings zu keiner Zeit so stark auftreten wie Regensburg im ersten Durchgang. Schließlich ist es ein unstrittiger Strafstoß, der dazu führt, dass die Jahn-Fans enttäuscht nach Hause fahren müssen.

SSV Jahn hängt im Tabellenkeller fest

Die Niederlage gegen Düsseldorf sorgt nicht nur für das zehnte sieglose Spiel des SSV in Folge, sondern ist auch dafür verantwortlich, dass Regensburg langsam den Anschluss verlieren könnte. Mit einem Sieg am Sonntag gegen Karlsruhe kann sich Rostock auf sieben Punkte vom Jahn distanzieren.

Außerdem spielen die weiteren Konkurrenten Bielefeld und Braunschweig an diesem Spieltag noch gegeneinander. Auch da wird es unweigerlich zu einer Distanzierung kommen. Dem ganzen setzt die Krone auf, dass im Parallelspiel der SV Sandhausen gegen Holstein Kiel in Minute 90.+5 den 1:1-Ausgleich erzielen konnte. Ergebnis: Jahn Regensburg ist zum zweiten Mal diese Saison Tabellenletzter. Wenn der Trend nicht bald umgekehrt werden kann, steht dem SSV ein ganz bitterer Saisonabschluss ins Haus.

Am Boden zerstört. Jahn-Keeper Jonas Urbig lässt den Tränen freien Lauf. Bild: jrh

Jahn Regensburg dominiert erste Halbzeit

Mit wackliger Defensive und ebenso zittrigen Beinen übersteht die Jahnelf die ersten fünf Minuten, dann übernehmen sie das Heft des Handelns. Während Andreas Albers nach einer Umschaltsituation noch zu lange braucht, um den Ball abzuspielen (6. Minute) nimmt sich Aygün Yildirim in der folgenden Aktion ein Herz und zieht volley aus 20 Metern ab. Fortuna-Keeper Florian Kastenmeier ist geschlagen, doch die Latte rettet für den gebürtigen Regensburger. Daran ein Beispiel nimmt sich in der zehnten Spielminute Albers und probiert es ebenfalls aus der Distanz. Knapp daneben.

Nach dem Chancenfeuerwerk ebbt die Partie schlagartig ab und ist nur noch für Taktik-Fetischisten ein Augenschmaus. Bis zu 33. Minute, als erneut Albers im Mittelpunkt steht. Den zentralen Distanzabschluss kann Fortunas Schlussmann nur nach vorne abwehren, dort steht aber kein Jahn-Spieler für den Abstauber bereit. Während Sarpreet Singh eine Minute später mit einem Schlenzer an Kastenmeier scheitert, setzt das Gästeteam den Chancen-Schlusspunkt in Halbzeit eins: Emmanuel Iyoha lässt zuerst Minos Gouras im SSV-Strafraum problemlos aussteigen, um dann am langen Pfosten zu scheitern (38.).

Trotz Jahn-Dominanz geht es mit dem 0:0 in die Pause, über welches sich vor allem Fortuna-Coach Daniel Thioune glücklich schätzen kann. Regensburg muss sich ärgern, abermals zu wenig aus der eigenen Überlegenheit gemacht zu haben. In der 38. Minute haben die Domstädter gar Glück, nicht in Rückstand zu geraten.

Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic dirigiert die Mannschaft, peitscht sie nach vorne, ein Tor schießen kann der Trainer aber nicht für seine glücklosen Jungs. Bild: jrh

Düsseldorf kommt besser aus der Kabine

In der Anfangsphase des zweiten Durchgangs kann sich die Jahnelf allem voran bei ihrem Torhüter Jonas Urbig bedanken. Nachdem sich Dawid Kownacki durch die Jahn-Defensive getankt hat (54.), entschärft der 19-jährige Keeper dessen Abschluss aus spitzem Winkel. Zwei Minuten später zeichnet sich Urbig erneut aus: Eine der wenigen starken Kombinationen der Fortunen bringt Jorrit Hendrix in hervorragende Position, doch Urbig rettet sensationell im Eins gegen Eins.

Wie ein Spiegelbild der ersten Halbzeit flacht nach der temporeichen Anfangsphase die Partie drastisch ab. Beide Teams sind lange auf der Suche nach dem spielerischen roten Faden und tun sich primär mit nickligen sowie unnötigen Fouls hervor. Einzig ein Schuss knapp neben das Jahn-Gehäuse durch den Fortunen Michal Kabownik aus der 63. Minuten ist erwähnenswert.

Regensburgs vierfach-Wechsel verpufft

Um die einsetzende Offensiv-Lethargie zu durchbrechen, nimmt Mersad Selimbegovic in der 70. Minute einen vierfachen Wechsel vor. Die Hereinnahme von Prince Owusu, Kaan Caliskaner, Lasse Günther und Konrad Faber verpufft jedoch vollständig. Vielmehr scheint die Jahn-Elf dadurch den ohnehin dünnen Faden vollständig zu verlieren.

Doch die negative Krönung folgt in der 85. Minute: Beim Versuch eine Flanke zu erreichen, enteilt Felix Klaus dem eingewechselten Faber im SSV-Strafraum, kreuzt den Laufweg und kommt zu Fall. Kownacki lässt beim folgerichtigen Strafstoß Urbig im Jahn-Tor keine Chance. Mit viel Leidenschaft, jedoch ohne erkennbaren Plan, versuchen die Regensburger mit einer Schlussoffensive zu retten, was kaum mehr zu retten ist. Aber auch fünf Minuten Nachspielzeit bringen keinen Erfolg mehr und so schickt Robert Kampka punktlose Oberpfälzer zum Duschen.

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