Klankermeier-Saga kommt auf die Bühne: Wer spielt den Nachtclubkönig?

Weiden. Das Landestheater Oberpfalz bringt ein Stück über Walter Klankermeier auf die Bühne. In die Rolle des Nachtclubkönigs schlüpft ein Fahrlehrer (55) aus Irchenrieth.

Flanieren mit Uschi – was will man mehr? Foto: Stadtarchiv Weiden / Montage: Ann-Marie Zell

Mittwoch, Raucherpause vor dem Probenraum des Landestheaters Oberpfalz in Vohenstrauß. “Hast mal Feuer, Klankermeier?”, fragt Schauspielerin Claudia Lohmann ihren Kollegen Stefan Neubauer. Richtig gehört. Klankermeier lebt. Zumindest auf der Bühne. Das LTO widmet dem unvergessenen Nachtclubkönig von Weiden sein neuestes Stück.

Dazu gehört Mut. “Kann man Walter Klankermeier gerecht werden?”, fragte sich Regisseurin Doris Hofmann, als ihr die Regiearbeit angetragen wurde. “Er ist eine Größe in Weiden, über die wirklich jeder eine Geschichte zu erzählen hat.” Das Stück will keine Biografie sein. “Pfui – die Klankermeier-Saga” soll vielmehr als Sittengemälde der 70er in der Oberpfälzer Provinz inszeniert werden.

Klankermeier war nur 1,68 Meter groß

So kann auch Stefan Neubauer keine Kopie von “Klanki” sein. “Ich werde versuchen, das so authentisch wie möglich rüberzubringen.” Auf den ersten Blick haben die beiden Herren wenig gemeinsam. Im zivilen Leben ist Neubauer aus Irchenrieth, verheiratet, war fast 20 Jahre im Außendienst für Coca-Cola und ist jetzt Fahrlehrer bei Deisinger. Er ist 1,75 Meter und damit sieben Zentimeter größer als sein reales Vorbild. Privat steht Neubauer seit 2008 Theater für die “Lustigen Konrader”, das LTO und Ovigo auf der Bühne. Wolfgang Krebs holte ihn für sein Schlosstheater Thurnau.

Die Schauspielerei ist seine Leidenschaft. Und wenn man die Augen zusammenzwickt, dann sieht man durchaus Parallelen. Die offene Art, immer strahlend, selbstbewusst. Klankermeier liebte den großen Auftritt. Neubauer hat sich mit seiner Figur intensiv befasst: “Er war schon ein Hallodri. Aber einer mit einem festen Standpunkt.”

Klankermeier, ehemals schwäbischer Metzgerlehrling, brachte nach acht Jahren in den USA den Glamour der weiten Welt “in d’Wein”. Neubauer (55) ist zu jung, um den Lokalbesitzer selbst zu kennen. Als Schüler fuhr er in den 80ern mit dem Bus aus seinem Heimatort Mantel nach Weiden – und damit täglich am “National” in der Frauenrichter Straße vorbei. Schon allein das hatte für die Jungs eine gewisse Strahlkraft.

“In Hamburg verboten, in Weiden geboten”

Das Stück stammt aus der Feder von Uli Scherr, dem schon mit “Servus King” über Elvis in der Oberpfalz ein großartiges Schauspiel gelang. Scherr, beruflich beim Bayerischen Rundfunk tätig, hat fleißig recherchiert und mit etlichen Zeitzeugen gesprochen.

Das Stück spielt Anfang der 70er. Die Stadt ist in Aufruhr. Zu Jahresbeginn hat Walter Klankermeier in einem etwas schäbigen Hotel am Bahnhof die “Fortuna-Bar” eröffnet, einen Strip-Club mit freizügigen Sex-Shows. “In Hamburg verboten, in Weiden geboten”: Der Slogan lockt das Publikum aus der ganzen Republik in das Etablissement, alarmiert aber auch die zuständigen Behörden. Gleichzeitig formiert sich katholischer Widerstand. CSU-Stadtrat Franz Hammer startet eine Unterschriftenaktion gegen den Sündenpfuhl. Bis Klankermeier den Spieß umdreht.

Franz Hammer kommt im Stück übrigens auch vor, allerdings mit abgeändertem Namen: Alfred Nagl (gespielt von Stefan Puhane). Der Türsteher ist dabei: Maximilian Hegner in der Rolle des “Fortuna Fritz”. Klankermeiers Lieblingstänzerin war Uschi. Die Animierdamen im Stück nennen sich Dolly (doppelt besetzt mit Lisa Kreuz bzw. Jana Tölzer) und Cleo (Carmen Puhane). Es gibt keinen Strip (sollte das irgendjemand insgeheim gehofft haben), dafür aber exzellente musikalische Einlagen.

Der Mut des LTO wird belohnt. Die Klankermeier-Saga landet schon im Vorverkauf einen Coup. Die Karten gehen weg wie warme Semmeln. Die Premiere am Samstag, 28. Januar 2023, 20 Uhr im JuZ (Frühlingsstraße, Weiden) ist ausverkauft. Für die weiteren sieben Vorführungen sollten sich Interessenten sputen.

Franz Hammer: “Er war feurig”

Franz Hammer wird sich die Aufführung nicht ansehen: “In meinem Alter gehe ich so spät nicht mehr raus.” Der 86-Jährige hat überhaupt kein Problem damit, im Stück vorzukommen. Er erinnert sich lebhaft an seinen ehemaligen Nachbarn. Der Seilermeister hatte damals sein Geschäft in der Bahnhofstraße. “Ich fand ihn feurig. Lustig. Nicht g’schert oder aggressiv.” Nach dem gewaltsamen Tod Klankermeiers 1982 bekam Hammer Besuch von der Kripo. Die Leiche war acht Wochen nach dem Verschwinden des Gastronomen in einem Wald bei Schirmitz gefunden worden. “Ausgerechnet in meiner Jagd.”

Ein Schuss ins Herz. Gebrochene Rippen. Die 30.000-Mark-Rolex noch am Handgelenk. Was wirklich geschah? Das wird auch “Pfui – die Klankermeier-Saga” nicht enthüllen.

Karten und Besetzung

Karten gibt es beim Landestheater Oberpfalz und über okticket.de

Die Besetzung:

  • Walter Klankermeier: Stefan Neubauer
  • Dolly: Lisa Kreuz, Jana Tölzer
  • Fortuna Fritz: Maximilian Hegner
  • Patrizia Dosthal: Claudia Lohmann
  • Cleo: Carmen Puhane
  • Alfred Nagl: Stefan Puhane
  • Johann Schwan: Ruppert Grünbauer  
  • Sophia Schwan: Sigrid Künkler
  • Sebastian “batzi” Bicherl: Tobias Schmauß  
  • Anton Feichtmeier: Gerhard Wölfel
  • Sängerin: Sophia Rusch; Musiker: Martin Kubetz 
  • Regie: Katharina Stark, Doris Hofmann;  
  • Regieassistenz: Maximiliuan Hegner  
  • Bühnenbild: Tanja Jackwerth 
  • Kostüme:Eva Schwab, Tanja Jackwerth  
  • Maske: Linde Hammer und Team
  • Requisite: Julia Ludwig
  • Werkstatt: Marco Bäumler.

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