Kolumne Eric Frenzel: Weltcup in Corona-Zeiten

Flossenbürg. Auch im Jahr 2020 berichtet Eric Frenzel aus seinem Leben als Nordischer Kombinierer. Er nimmt uns mit zu Wettkämpfen, zum Training und mit nach Hause ins heimische Wohnzimmer. Heute nimmt er uns mit an und auf die Schanze im finnischen Ruka.

Von Eric Frenzel

Eric Frenzel Familie Weihnachten 2019
Die ganze Familie begleitet Eric Frenzel nach Seefeld. Foto: Facebook/Eric Frenzel

“Sobald wir das Wettkampfgelände in Ruka betreten, beginnt die Maskenpflicht. Alles ist still, kein Publikum begrüßt Athleten. Wo sonst das Fahnenmeer der finnischen Fans zu sehen ist, stehen nun Betreuer und Physiotherapeuten der einzelnen Nationalmannschaften.

Auf dem Weg zum Aufenthaltsraum an der Schanze kommen einem Personen entgegen, die man wegen Maske nicht erkennt. Wo man sonst in Small-Talks mit Athleten und Betreuern anderer Nationen über den vergangenen Sommer spricht herrscht Schweigen. Genauso wie im Areal vor dem Absprung auch – wir halten uns an die Corona-Kommunikation. Kurz vor dem Balken werfe ich die Einwegmaske weg und die beginne mich auf den Sprung zu fokussieren.

Neuer Trainer und intensive Vorbereitung

Das Springen – Problemzone der deutschen Kombinierer in den letzten zwei Jahren – stand von uns allen unter besonderer Beobachtung. Wir haben im Sommer und in der unmittelbaren Wintervorbereitung intensiv gearbeitet. Ich habe mich auf den neuen Sprungtrainer genauso gefreut wie auf die Intensivierung der Trainingsintervalle mit meinem Heimtrainer.

Aus meiner Sicht sind die Rechnungen aufgegangen. Das, was wir uns in den letzten Wochen auf der Schanze erarbeitet haben, funktioniert nicht nur im Training, sondern offensichtlich auch im Ernst-und Wettkampffall – wie nun in Ruka. Bei zwei von drei Wettkämpfen konnte ich Top-Ten-Platzierungen im Springen erreichen, was in den Endabrechnungen zu den Plätzen 7 und 2 führte.

Die Richtung stimmt

Ja, endlich wieder ein Podestplatz, über den ich mich riesig gefreut habe. Die Richtung stimmt und ich hoffe, dass ich durch die nächsten Wettkämpfe die Sprungperformance weiter optimieren kann.

Nach den Flügen von den Schanzen erhält man von dem Organisationspersonal am Ausgang des Sprungauslaufs gleich die nächste Maske, mit der es dann in die Interviewzone geht.

Das Laufen in den finnischen Wäldern ohne das Streckenpublikum ist speziell. Die Kommandos und Ansagen von Trainern und Streckenposten höre ich zum ersten Mal so bewusst. Abrundung des ganzen Corona-Szenarios ist dann die Siegerehrung mit möglichst großem Abstand zueinander. Anstelle von Umarmungen und Händedruck gibt es gegenseitige Verneigungen und Augenzwinkern.

Das Springen macht wieder Spaß

Der zweite Platz gibt mir starken Auftrieb. Ich bin wieder dran an der Weltspitze. Das Springen macht mir wieder Spaß. So kann der Winter weiter gehen. Der Zeitpunkt wird kommen, an dem wir die Norweger in einem Rennen schlagen werden.

Nach Ruka reisen wir nun nach Rovanniemi, um für den nächsten anstehenden Weltcup in Ramsau zu trainieren. In dem Weihnachtsmanndorf der Finnen gibt es nämlich eine kleine Schanze, die der österreichischen sehr ähnlich ist. Von dort geht es dann zurück nach Deutschland und nicht nach Lillehammer zum Weltcup, denn der ist Corona zum Opfer gefallen.

Eric Frenzel Kampa Witron

Herzlichst Euer Eric”

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