LearningCampus übernimmt evangelische Kirche in Trabitz

Trabitz. Die Pauluskirche in Trabitz: Vor gut 70 Jahren ermöglichten Paul und Ruth Leistritz durch eine sehr großzügige Spende den Bau des Gotteshauses. Heute ist die Kirche in die Jahre gekommen und wurde mehr und mehr zu einer finanziellen Herausforderung für die Kirchengemeinde. Mit der Vermietung an LearningCampus hat sich ein neuer Weg aufgetan. Das Unternehmen aus Trabitz wird die Kirche mit neuem Leben und vielfältigen Aktionen füllen.

LearningCampus-Geschäftsführer Stephan Müller (links) und Pfarrer Hartmut Klausfelder haben gemeinsam eine Lösung für die Zukunft des Gotteshauses gefunden. Foto: LearningCampus

Eine Kirche mieten? Warum nicht, dachte sich Stephan Müller, Geschäftsführer bei LearningCampus vor gut einem Jahr. Damals kam Pfarrer Hartmut Klausfelder aktiv auf LearningCampus zu. In der Tasche eine Anfrage der seltenen Art. „Wir suchen eine Zukunft für die Pauluskirche. Vielleicht finden wir diese Zukunft gemeinsam?“ Aus der zunächst
etwas ungewöhnlichen Idee einer „Begegnungskirche“ wurde etwas Konkretes, Handfestes.
Denn schnell wurde klar, wie gut das alles zusammenpasst: Eine Kirche als Raum für
Begegnung auf der einen und ein Unternehmen, welches Begegnung verschiedenster Formen quasi als DNA in sich trägt, auf der anderen Seite.

Motto: “Meet and learn”

Gemeinsam wurde innerhalb mehrerer Monate eine Idee entwickelt und der Bogen gespannt rund um Umweltbildung, Erziehung und Kultur. Ganz nach dem Motto „meet & learn“. „Wir wollten mit einer Entscheidung nicht erst warten, bis die Kirche zu einem Baufall wird und aus der Not heraus geschlossen oder gar abgerissen werden müsste“, erzählt Pfarrer Klausfelder von den Beweggründen. Ziemlich schnell war klar, dass die Zusammenarbeit passt und es für das Gebäude das Beste ist, wenn es mit Leben gefüllt ist.

Detaillierter Mietvertrag

In mehreren Sitzungen wurde besprochen, wie konkret die Übergabe an LearningCampus vonstattengehen sollte. Der dabei entstandene Mietvertrag legt im Detail fest, was in der Kirche geschehen darf und was nicht. Auch das Landeskirchenamt war mit einbezogen und begleitete die Entscheidung ohne große bürokratische Hürden. Entscheidungsgrundlage war der einstimmige Beschluss des Kirchenvorstands. „Es war allen klar, dass wir hier eine Verpflichtung haben. Umso wichtiger war es, ohne Scheuklappen zu denken. Ich bin sehr froh um die offene Haltung unseres Kirchenvorstands“, erzählt der Geistliche rückblickend und bittet zugleich um Verständnis für die Entscheidung. Denn dadurch kann das Kirchengebäude langfristig erhalten und wieder verstärkt mit Leben gefüllt werden.

Gemeinde- und Gemeinschaftshaus

Durch die gemischte Nutzung erhält die Kirche zusätzlich den Charakter eines Gemeinde- und Gemeinschaftshauses, was den christlichen Werten in keiner Weise widerspricht. Sowohl für den Kirchenvorstand als auch für LearningCampus war es enorm wichtig, dass keine Entwidmung der Kirche stattfinden soll. Auch die Läutordnung bleibt erhalten und in lockerer Folge sollen in Absprache mit LearningCampus Gottesdienste gefeiert werden. „Es bleibt eine Kirche, wenn auch andere als gewohnt. Diese soll in Absprache mit uns weiter zugänglich sein für die Öffentlichkeit“, so Stephan Müller.

Spätestens beim Sommerfest von LearningCampus am 13. Juli wird dies der Fall sein, wenn das Unternehmen sein 20-jähriges Bestehen feiert. Groß und Klein sind dazu eingeladen, um LearningCampus und seine vielfältigen Arbeitsbereiche kennenzulernen und mitzufeiern. Da darf die Begegnungskirche als neuestes Projekt natürlich nicht fehlen. Konkret wird die Begegnungskirche zukünftig für alle Bereiche von LearningCampus miteinbezogen. Dazu zählen religiöse Angebote der zahlreichen Kindertagesstätten, umwelt- und erlebnispädagogische Aktionen, Programmpunkte im Bereich der Jugendhilfe und vieles mehr.

Boulderwand wird eingebaut

Um dies zu ermöglichen, sind räumliche und zugleich rückbaufähige Veränderungen geplant. Erster Schritt wird der Einbau einer Boulderwand sein, die zum Klettern in der Kirche einlädt. Auch eine Tischtennisplatte sowie ein Kicker werden ihren Platz finden. All das mit dem Ziel, wieder Leben, Vielfalt und vor allem auch Jugend in und um das Gebäude zu bringen. Ob durch die Kinder und Jugendlichen, die LearningCampus im Rahmen der Jugendhilfe betreut oder durch die Kinder der zahlreichen Kindertagesstätten von LearningCampus und darüber hinaus.

„Die Stifter der Kirche hatten einen Ort der Begegnung im Sinn. Ich glaube, dass wir mit der Vermietung im Sinne der Familie Leistritz handeln. Und es passt, dass die Übergabe an Ostern stattfindet. Denn ich habe eine Auferstehungshoffnung für die Pauluskirche. Hier kann etwas Neues entstehen, wenn wir Kirche und Gottesdienst neu denken“, so Pfarrer Klausfelder. Nicht zuletzt für kulturelle Veranstaltungen und Projekte soll die Begegnungskirche offen stehen. „Hier kann vorgelesen werden, Musik gemacht werden und vieles mehr. Der Raum dazu ist da“, erzählt Stephan Müller.

Ausgangspunkt für viele Projekte

Bereits jetzt wird die Kirche als Ausgangspunkt für verschiedenste Projekte und Aktionen von LearningCampus genutzt. „Unsere beiden Esel, dank derer wir in der Entdeckerkita Trabitz tiergestützt arbeiten können, fühlen sich rund um die Kirche schon tierisch wohl.“ Die Osternacht am Ostersonntag um 6 Uhr wird offiziell der letzte Gottesdienst vor der Vermietung sein. Musikalisch begleitet den Gottesdienst unter dem Motto „Grenzgänger“ der Posaunenchor aus Neustadt am Kulm.

LearningCampus übernimmt am 1. April

Ab Ostermontag, 1. April, liegt das Gebäude in der Verantwortung von LearningCampus. „Wir freuen uns darauf, das Gebäude mit neuem Leben zu füllen. Die Idee ist ein bisschen verrückt. Das passt zu uns. Wir sind gespannt!“, meint Stephan Müller, der bald die Schlüssel zur Begegnungskirche am Hosenbund trägt. Vorbilder für ein Projekt dieser Art gibt es keine. „Das hat bisher noch keiner gemacht. Wir machen das jetzt einfach mal und sehen dies als Modellprojekt für die Zukunft“, sind sich Stephan Müller und Pfarrer Klausfelder einig.

Ob es auch Erfahrungen der Stille geben wird? Ja, die wird es. Denn was gibt es Schöneres, als an einer Kirche am Waldrand zur Ruhe zu kommen, der Glocke zu lauschen, die weiterhin über Trabitz und Umgebung erklingen wird und Begegnung zu erleben. Ob mit sich selbst, mit Gott oder den vielen Menschen, die von nun an die Begegnungskirche mit Leben und Vielfalt füllen werden.

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