Nehmen wir mal an, dass Max Reger eine Schwärmerei in Weiden hatte …

Weiden. Ein Highlight durften die Besucher des Abends erleben, der im Rahmen des Max-Reger-Jubiläums im Cafécenter in der Postgasse stattfand. Ein überaus gelungenes Experiment, das den kantigen Komponisten von einer (fiktiven) anderen Seite zeigte.

20240202 Max Reger (Alexander Hüttner) mit seiner fiktiven Schwärmerei Johanna (Zsófia Szabó) Foto: Martin Stangl
Max Reger (Alexander Hüttner) mit seiner fiktiven Schwärmerei “Frollein Johanna” (Zsófia Szabó) Foto: Martin Stangl

Max Reger im Café? Das passt nicht! Doch, das passt hervorragend! Zu dieser Erkenntnis kamen die Besucher im Café-Center in der Postgasse. Möglich machte diese spannende Erkenntnis eine überaus gelungene Veranstaltung im Rahmen des Max-Reger-Jubiläums, das anlässlich des 150. Geburtstages des Komponisten gefeiert wird. Kulturamtsleiterin Petra Vorsatz begrüßte das buntgemischte Auditorium im bis auf den letzten Platz besetzten Caféhaus und stimmte auf ein musikalisches Erlebnis ein. Doch zuvor gab es – vermutlich ganz nach dem Geschmack Max Regers – ein deftiges Buffet mit Wurst, Käse und Salaten.

Max Reger bei einem Zwischenstopp auf der Durchreise

Wir schreiben das Jahr 1913. Max Reger befindet sich auf einem Zwischenstopp bei seiner Bahnreise in seiner alten Heimat Weiden. Im Gasthof ‚Schwan‘ geht er einer noch nie verwirklichten Idee nach: „Ich könnte doch eine Operette nach altem Vorbild schreiben.“ Er folgt damit dem gut gemeinten Rat seines Arztes: „Warum schreiben Sie so schwere Sachen und nicht Operetten? Das wäre gesünder für Sie!“.

Der Dogda hat recht: Ich muss eine Operette schreiben! Max Reger (alias Alexander Hüttner)

Diese Situation ist der überaus unterhaltsame Ausgangspunkt eines musikalischen Abends, der die ambivalenten Facetten des musikalischen Schwergewichts der deutschen Klassikmoderne zum Ausdruck bringt. So beginnt der damals schon anerkannte Komponist Max Reger (Alexander Hüttner) im Café seine ‘Regerette’. Inspiriert wird er von der charmanten Bedienung „Fräulein Johanna“ (Zsófia Szabó).

Wie könnte es anders sein: Der Handlungsort der (fiktiven) Operette muss der „Schdaawold“ sein. Schließlich wurde er, der echte Reger, dort geboren. Die Tenorarie „Das Knabenkraut, das schenk’ ich ihr“, zeigt seine impulsive Schwärmerei für Johanna. Im sympathischen – und nicht folkloristisch übertriebenen – Dialekt zeigt der Durchreisende Zweifel, ob er für ein Operettenvorhaben überhaupt geeignet ist.

Sehr sensibel zeigt sich der Max Reger (des Abends) geprägt von Selbstzweifeln („Todessehnsucht – wie soll ich da eine Operette schreiben?“). Authentisch widmet sich der (Bühnen-)Max Reger einer ordentlichen Portion Fleisch („mit 6-8 Knödeln“) einem unwidersprochenen Klischee, ehe er sich einem Traum von einem Tanz mit seiner angebeteten Operetten-Protagonistin hingibt („Im Traum hab’ ich mit ihr getanzt“).

Alexander Hüttner begeisterte in seiner Rolle als Max Reger. Foto: Martin Stangl
Alexander Hüttner begeisterte in seiner Rolle als Max Reger. Foto: Martin Stangl

Begeisterter Applaus

Nach einer guten Stunde war leider Schluss mit dem Traum einer ‘Regerette’. Zurück bleibt die Erinnerung an einen gelungenen Abend, den ein harmonisches Team von Musikprofis auf die Füße gestellt hat. Um der Höflichkeit die Ehre zu geben, sei der absolut überzeugend auftretenden Reger-Romanze Zsófia Szabó als erster Tribut gezollt: Sie verlieh dem Abend einen dezenten, erotischen Hauch. Ein Glücksgriff war Alexander Hüttner als Max Reger. Der gebürtige Weidner (Absolvent des Salzburger Mozarteums) glänzte sowohl stimmlich als auch schauspielerisch. Eine absolute Empfehlung für weitere Rollen.

Im Hintergrund und letztendlich als ausführende Garanten für einen gelungenen Max-Reger-Abend stand das exzellente Team mit Maurycy Hartman (Klarinette), Theresa Schilling (Kontrabass), Gordon Safari (Idee & musikalische Leitung) und Julia Kalb (Regie). Das Libretto (Text) für die ‘Regerette’ verfasste der Regensburger Rolf Stemmle. Er hat genau hingeschaut und die Eigenheiten von Max Reger ohne Pathos und Überzeichnung einfließen lassen („Dramatik entsteht, wenn zwei Gegensätze aufeinandertreffen“).

Jakob Gruchmann – als Komponist für die fiktive Reger-Oper verantwortlich – ließ schon bei den ersten Takten aufhorchen: Wie in der Ankündigung versprochen, ließ er vor allem Reger-Werke aus dem Jahr 1913 einfließen. Darin fanden sich Passagen aus Regerschen Bach-Chorälen, aber auch Anklänge an Wagner (Parzival lässt grüßen!) und Wiener Dreivierteltakt.

Das Ensemble des Abends verneigte sich vor dem Publikum und erntet den begeisterten Applaus. Foto: Martin Stangl
Das Ensemble des Abends verneigte sich vor dem Publikum und erntet den begeisterten Applaus. Foto: Martin Stangl

Weidener Kulturherz, was willst Du mehr? Eine Wiederholung an wunderbaren, weiteren Weidener Orten! Lasst Euch was einfallen!

Richtiger Reger-Rumble. Das wäre doch mal was!

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