Neun Mann in der Schlafkabine: Schleuserbande vor Gericht

Weiden/Waidhaus. Vor der 1. Strafkammer des Landgerichts Weiden müssen sich seit Montag vier Rumänen verantworten. Sie sollen in den Schlafkabinen ihrer Fiat Ducatos bis zu neun Männer versteckt haben.

Foto: Bundespolizei

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Quartett bandenmäßiges und lebensgefährdendes Einschleusen von Ausländern vor. Strafrahmen: bis zu zehn Jahre.

Schleusungen über Waidhaus reißen nicht ab. Es ist einfach zu lukrativ. Im aktuellen Verfahren wurden mindestens 60 Syrer und Iraker ins Land gebracht. Sie zahlten pro Kopf bis zu 14.500 Euro für den Weg nach Deutschland.

13 bis 14 Stunden in Kabine gekauert

Staatsanwältin Franziska Eckl schilderte in der Anklage die Vorgehensweise. Beliebtes Drehkreuz ist nach wie vor die Stadt Timișoara in Rumänien. Dort stiegen die Migranten in Kleinlaster zu. Der Transport erfolgte in den Schlafkojen oberhalb der Fahrerkabine. Fünf bis neun Männer kauerten in der Schlafkabine mit den Maßen zweimal 1,10 mal 0,80 Meter.

Eckl: “Die Personen befanden sich dort ungesichert und auf sehr engen Raum zusammengepfercht. Sie mussten zusammengekauert, mit zur Brust angezogenen Knien nebeneinander sitzen.” Im Falle eines Unfalls oder einer stärkeren Bremsung hätten erhebliche Verletzungen gedroht. Während der gesamten, 13 bis 14 Stunden andauernden Fahrt mussten die Geschleusten im Versteck verharren. So ging die Fahrt bis nach Vohenstrauß.

Mindestens fünf Touren nach Vohenstrauß

Nach Erkenntnissen der Bundespolizei Waidhaus setzten die Schleuser im August 2022 bei mindestens fünf Touren über 60 Menschen im Stadtgebiet Vohenstrauß ab. Am 16. August 2022 erfolgte die Festnahme. Seither befinden sich die vier Rumänen in Untersuchungshaft.

Angeklagt sind vier Rumänen (zwischen 27 und 34 Jahre), die arbeitsteilig vorgegangen sein sollen. Drei saßen am Steuer der Fiat Ducatos, einer steuerte das Vorausfahrzeug und sollte den Konvoi vor Kontrollen warnen. Pro Tour sollen die Angeklagten je zwischen 1.500 und 3.500 Euro verdient haben.

Nach einem Rechtsgespräch legten die Angeklagten über ihre Verteidiger Geständnisse ab. Sie nannten aber niedrige Zahlen, was die Entlohnung und die Anzahl der geschleusten Personen anbelangt. Ein 29-Jähriger, von Beruf Mechaniker, betonte, dass er die Taten nicht nur aufgrund der Entlohnung begangen habe, er habe auch den Geschleusten etwas Gutes tun wollen.

Als Strafrahmen waren in der Verständigung 3 bis 4 Jahre Haft abgesteckt worden.

Unerlaubte Einreisen: Tendenz steigend

Die Entwicklung zeichnete sich ab Sommer 2022 ab. Die Bundespolizeiinspektion Waidhaus verzeichnete bis Jahresende nach Auskunft von Sprecher Johann Miesbeck dreimal so viele unerlaubte Einreisen wie im Vorjahr (von 403 auf 1.322).

Für das erste Quartal 2023 verweist Miesbeck auf aktuelle Zahlen der Bundespolizeidirektion München. Mit fast 5000 (4975) illegalen Grenzübertritten hat sich demnach der kontinuierlich ansteigende Trend im ersten Quartal fortgesetzt. Die Steigerung betrug im Vergleich zum Vorjahreszeitraum rund 23 Prozent.

2022 waren es 29.229 unerlaubte Einreisen registriert – knapp ein Drittel der bundesweiten Feststellungen (Vorjahr: 15.699). “Dies war der höchste Wert seit dem Jahr 2016.”

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