SSV Jahn nach dem Tod von Diawusie: „Lasst uns für Agy spielen“
Regensburg. Wie kehrt man nach so einer Tragödie zum Fußball-Alltag zurück? Sportchef Achim Beierlorzer und Jahn-Trainer Joe Enochs geben vor dem Spiel am Sonntag, 16.30, gegen das unverdiente Schlusslicht SC Freiburg Einblick ins schwierige Seelenleben der Regensburger Profis.
Was bereits durchgesickert war, scheint sich zu bestätigen: Agyemang Diawusie erlitt offenbar einen plötzlichen Herztod, mutmaßlich ausgelöst von einer Viruserkrankung mit anschließender Herzmuskelentzündung. „Wir alle beim Jahn sind fassungslos und bestürzt“, verliest ein sichtlich mitgenommener Sportchef Achim Beierlorzer, „und können das Geschehene kaum begreifen.“
Mannschaft, Familie, Freunde: Spiel in Gedenken an Agy
Dennoch hab sich der SSV Jahn Regensburg mit allen Beteiligten in einem intensiven ergebnisoffenen Austausch darauf verständigt, das Spiel gegen Freiburg II am Sonntag hier im besonderen Gedenken an Agy auszutragen. Auf Nachfrage lässt Beierlorzer etwas tiefer blicken, wie dieser Austausch stattgefunden haben mag: „Der Austausch, der ergebnisoffen genannt wurde, ging mit allen Beteiligten in die Richtung, ,lasst uns für Agy dieses Spiel spielen‘. Mannschaft, Familie, Freunde. Alle Spieler haben gesagt, sie möchten dieses Spiel spielen.“
Auch Cheftrainer Joe Enochs kommentiert die Lage bewegt: „Sie können sich vorstellen, wie es in der Mannschaft aussieht.“ Jeder Mensch gehe anders mit Trauer um: „Wir als Verein haben den Jungs einen Freiraum gegeben. Manche suchen halt den Weg zu den Mitspielern, zum Trainerteam, andere suchen den Weg zur Familie.“ Jeder habe den Freiraum zu trauern bekommen, den er brauche. „Es gestaltet sich sehr schwierig.“
SC-Umbruch: Von Vize-Meisterschaft ans Tabellenende
Vor diesem Hintergrund kommt das Thema „Vorbereitung“ verständlicherweise kurz: „Man kann sich vorstellen, dass es schwierig ist, sich auf das Spiel vorzubereiten.“ Letztendlich sei es aber der Job der Fußball-Profis, weiterzumachen. „Freiburg, auch wenn sie unten stehen, hat eine sehr spielstarke Mannschaft.“ Die Breisgauer U23 habe im Sommer einen riesigen Umbruch vollzogen, ähnlich wie der SSV Jahn. In der vergangenen Saison stand der Nachwuchs des Europa-League-Teilnehmers am Ende mit 73 Punkten auf Platz 2. Derzeit fehlt dem Tabellenletzten das nötige Spielglück,
„Sie haben den Kader fast ausschließlich mit jungen talentierten Spielern gefüllt“, beschreibt Enochs die Lage, „und spielen zwar einen sehr, sehr guten Fußball, haben aber im Moment noch nicht die Ergebnisse bekommen, die sie brauchen.“ Er sei sich aber sicher, dass sie mit SC-Cheftrainer Thomas Stamm, den er sehr schätze, den Weg zu finden, um die Klasse zu halten. „Deswegen gilt es für uns, wieder unsere Stärken ins Spiel zu bringen und letztendlich zu versuchen, mit aller Macht das Spiel zu gewinnen.“
Bruder-Duell der Breunigs
Enochs habe die letzten Spiele des SC aufmerksam beobachtet: „In Dresden und zu Hause gegen Aue und Halle – sie waren in allen drei Spielen gefährlich.“ Auch beim damals noch Tabellenführer Dynamo habe er ein sehr ausgeglichenes Spiel gesehen. „Deshalb gilt es für uns, wieder richtig gut gegen den Ball zu spielen, die Räume engzumachen.“ Freiburg spiele in vergleichbarer Formation wie Dresden: „Ein 4:3:3 mit beiden 8ern, die wirklich sehr spielstark sind, mit Ryan Johansson über außen auf der linken und Lukas Ambros auf der rechten Seite versuchen sie, eine 1:1-Situation auszulösen.“
Mit Maximilian Breunig, Bruder von Regensburgs Abwehrtalent Louis und Torschütze gegen Halle, oder Ex-Jahnler Hamadi Al Ghaddioui hätten sie vorne zwei Brecher, die nicht leicht zu verteidigen seien. „Louis freut sich sehr auf das Duell mit seinem Bruder“, weiß Enochs, „er will seine Klasse zeigen – Maximilian bringt eine enorme Größe und Wucht mit, und weiß, wo das Tor steht.“ Man dürfe sich vom Tabellenstand auf keinen Fall täuschen lassen. „Wir müssen ein sehr, sehr gutes Spiel abliefern, wenn wir die verteidigen wollen.“
Freiburg mit Ladehemmung
Nach bereits elf Niederlagen und erst sechs Auswärtspunkten fehlt es beim Talentschuppen des SC Freiburg II vor allem an der Kaltblütigkeit vor dem Tor: Trotz einer Vielzahl herausgespielter Chancen kommen die Freiburger erst auf zwölf erzielte Treffer. So auch beim Nachholspiel gegen Halle: „Wir hatten vor dem 0:1 selbst eine hundertprozentige Chance“, klagt Cheftrainer Thomas Stamm. „Wenn wir da in Führung gehen, hätte uns das sicher gutgetan.“
Man habe Probleme gehabt, Halles lange Bälle richtig zu verteidigen. „Aber auch in der zweiten Halbzeit gab es Möglichkeiten für uns zur Führung.“ Dann hätte das Spiel auch anders laufen können, obwohl man in den Basics definitiv Schritte nach vorne machen müsse. „Am Ende ist die Enttäuschung groß, denn wir hatten uns viel vorgenommen.“ Dennoch habe er erneut ein ausgeglichenes Spiel mit verschiedenen Phasen gesehen.
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