Stefan Zieglers globaler Expansionsplan für die nächste Generation

Plößberg/Betzenmühle. Trotz globaler Krisen sieht Stefan Ziegler optimistisch in die Zukunft. Im Echo-Interview blickt er zurück auf rasantes Wachstum und wagt einen Ausblick auf die Übertragung des Ziegler-Konzepts auf andere Länder weltweit - in der nächsten Generation.

Stefan Ziegler im Echo-Interview mit Jürgen Herda. Foto: OberpfalzECHO/David Trott

Eine Erfolgsstory in zwei Teilen: Dein Vater Wilhelm hat die kleine Landwirtschaft mit Sägewerk und fünf Mitarbeitern 1981 übernommen und zu einem Großsägewerk mit 200 Mitarbeitern und 1.000 Festmetern ausgebaut. Du hast es 2008 übernommen und in den vergangenen 14 Jahren zu Europas größtem Sägewerk mit 2,2 Millionen Festmetern ausgebaut.

Ziegler: Ich habe damals das Sägewerk vom Vater übernommen. Der erste große Step war der Einstieg in die Logistik, der Erwerb des Wiesauer Bahnhofs – das war so der erste Wachstumsschub. Dann habe ich versucht, die Wertschöpfungskette im Holz verarbeitenden Bereich zu vertiefen – und habe mich dann irgendwann dazu entschieden, in die Baubranche einzusteigen. Da stecken wir aktuell unsere komplette Know-how-Energie rein – in das Bauen der Zukunft. Nicht mehr, wie man es gewohnt ist, dass man auf eine Baustelle fährt und stellt dann da ein Gebäude her, sondern indem man ein Gebäude industriell fertigt. Das ist, glaube ich, die große Zukunft für unseren Holzbereich, Gebäude industriell fertigen und auf der Baustelle nur noch zusammenzusetzen.

Wie wichtig war und ist dabei eine regionale Geschäftsbank wie die Sparkasse – zum Beispiel, wenn man mal einen Bahnhof braucht?

Ziegler: Umso größer die Firma geworden ist, umso schwieriger war es für die regionalen Banken, den Weg, den wir als Ziegler-Group einschlagen wollen und werden, mitzugehen. Wir machen immer noch viele kleinere Geschäfte über die Banken, aber für die eigentliche Grundfinanzierung unserer Ziegler-Gruppe sind wir mittlerweile einfach zu groß geworden.

Warum seid ihr 2017 auch noch in den Maschinenbau eingestiegen?

Ziegler: Wir haben versucht zu wachsen, und da hat es dann entweder in der Logistik gehakt oder wir hatten bei den Maschinenlieferanten zu lange Lieferzeiten. Dann hatten wir die einmalige Möglichkeit, ein Maschinenbau-Unternehmen zu erwerben. Das war ein wichtiger Baustein, schnell investieren zu können. Wenn du aktuell eine Maschine bei egal welchem Maschinenbaulieferanten bestellst, hast du zwei, drei Jahre Lieferzeit. Und woher soll ich als Ziegler wissen, was in zwei Jahren ist? Ich brauche jetzt die Investition.

Der letzte Baustein, um die gesamte Wertschöpfungskette zu bedienen, ist dann das Fertighaus, das ihr jetzt herstellt. War diese Vision – dass ihr vom Rohstoff bis zum veredelten Endprodukt alles selber macht – von Anfang an da?

Ziegler: Nein, eigentlich hat sie sich erst im Laufe der Zeit entwickelt. Die Logistik hat sehr gut funktioniert, der Bahnhof war top in Schuss, das Unternehmen hat gutes Geld verdient – für mich stellte sich 2017 die Frage: Wo geht für mich persönlich und für die Firma Ziegler die Reise hin? Ich dachte, ich muss wieder mehr auf den heimischen Markt zurück und habe mich dann entschlossen, eine kleinere Hausbau-Firma zu erwerben, um zu sehen: Wie funktioniert der Fertig-Hausbau bei uns in Deutschland, wo liegen die Probleme? Damit habe ich mich die letzten vier Jahre beschäftigt.

Du hast als deine große Vision die Bauwende in Holz ausgerufen – wie realistisch ist es, dass diese wirklich auf Bundesebene zum Trend werden kann?

Ziegler: Wenn ich ehrlich bin, bin ich mit dem Produkt des nachhaltigen, bezahlbaren Bauens auch für größere Gebäude eigentlich schon durch. Ich bin jetzt der Koalition für Holzbau in Berlin beigetreten. Die nächsten großen Schritte sind die Ballungsräume, in Stuttgart, Frankfurt, Berlin, München, mit bezahlbarem, nachhaltigem Wohnraum zu versorgen. Da sind wir jetzt in Hof, in Naila, mit einer Testlinie am Start für die Vorbereitung der großen Investition in Tirschenreuth. Mit der Entwicklung des Produkts industrieller Holzbau sind wir aber schon fertig.

Modell für die Bauwende in Holzbauweise: Das Ziegler-Projekt in Kemnath. Grafik: Ziegler Group

Wenn ich richtig informiert bin, liegt der Anteil der Holzbauweise am gesamten Bausektor bei etwa 20 Prozent …

Ziegler: Beim Einfamilienhaus bei etwa 27 Prozent, beim mehrgeschossigen Wohnungsbau noch etwas darunter.

Wie belastet die Zinsentwicklung das Haus-Geschäft?

Ziegler: Die teuren Häuser sind gerade weniger gefragt. Wir haben aber ein bezahlbares Produkt, dafür gibt es große Nachfrage. Unser Fokus liegt auf dem Bau mehrgeschossiger Gebäude, für bezahlbaren Wohnraum in Ballungsgebieten, nicht unbedingt auf dem Einfamilienhaus. Und da ist eben im Holzbau aktuell fast keiner unterwegs in Deutschland.

Was ist das höchste Holzgebäude, das momentan in Deutschland steht?

Ziegler: Ich glaube in Hamburg mit 20 Stockwerken …

… ist aber nicht deins?

Ziegler: (lacht) Naaa, das ist nicht meins – und das muss man auch dazu sagen, das ist ein Gebäude, das auf der Baustelle zusammengesetzt wird. Und ich will ja ein Gebäude in der Fabrik fertigen und dann die fertigen Räume hinfahren. Das ist eine unterschiedliche Bauweise. Und da können wir statisch gerade so acht Stockwerke bauen. Das ist das, was wir entwickelt haben und jetzt vermarkten werden.

Klimaneutraler Hausbau ist nur mit dem Holzbau zu schaffen. Quelle: Ökologischer Baustoffkatalog des Instituts für Baubiologie Wien

Im Kontext Klimawandel, Nachhaltigkeit, CO₂-Speicherung gibt es zwei verschiedene Ansätze: Die einen, wie Waldpapst Wohlleben, sagen, es gibt nicht genug Wald für mehr Holzbau. Du sagst, es wird ohnehin nur das Holz verwendet, das raus muss. Ist es bei einer deutlichen Steigerung der Holzbauweise tatsächlich machbar, ohne dass man am Schluss weniger Klimaschutz-Wald hat?

Ziegler: Ja, die Diskussion hatten wir vergangene Woche auch wieder mit der Politik. Im Endeffekt ist es ja nach wie vor so, dass ich jeden Tag 70 Prozent meines Holzes in die weite Welt exportiere, in alle anderen Länder. Und ich finde halt einfach, dass es sinnvoll wäre, das Holz hier in Deutschland zu lassen und nicht in die ganze Welt zu schicken. Ich kann mit dem Einschnitt, den wir hier am Standort haben, alle Einfamilienhäuser in ganz Deutschland bauen, ohne dass irgendein Baum mehr geschlagen würde. Mir ist wichtig, dass die nachhaltige Forstwirtschaft beibehalten wird – aber mit Holz, mit dem wir bauen können, also Nadelhölzern. Einen Waldumbau finde ich schwierig.

Holz am Standort heißt … wie ist der Einzugsbereich eures Holzschlags?

Ziegler: Wir fahren aktuell so 120, 130 Kilometer mit dem Lkw. Damit versorgen wir ungefähr 90 Prozent. Und 10 Prozent kommen aus Zugentfernungen, wenn irgendwo eine Kalamität ist oder ein Windwurf, dann fahren wir in die Gegend und holen das Holz raus, bevor irgendein Käfer reinkommt.

Ihr seid dankbar, dass es den Borkenkäfer gibt, weil dann gibt’s viel Holz, das man verwenden kann?

Ziegler: Ja, er sorgt für Versorgungssicherheit, aber es ist nicht Sinn und Zweck, dass der Wald durch den Borkenkäfer geschädigt wird. Wir bräuchten eigentlich schon das frische, schöne Holz. Aber es bringt nichts, du musst mit dem Holz leben, das da ist. Unsere Verantwortung ist ja, das Holz so schnell es irgendwie geht, aus dem Wald herauszubringen, damit sich der Borkenkäfer nicht ausbreiten kann.

Kein Borkenkäfer, aber auch ein Fressfeind: Der Große braune Rüsselkäfer oder Fichtenrüsselkäfer frisst die Rinde junger Nadelbäume und kann bei starkem Aufkommen große Schäden an jungen Bäumen anrichten. Besonders, wenn – wie bei Pflanzungen üblich – alle Bäume gleich alt sind. Foto: Jürgen Herda

Holzhäuser zu verkaufen, wenn auch günstige, setzt aber auch voraus, dass die wirtschaftliche Entwicklung einigermaßen positiv bleibt. Momentan sieht’s ja nicht so wahnsinnig gut aus – die Inflation ist hoch, besonders bei den Energiepreisen. Wie stark beeinträchtigt das die Vision?

Ziegler: Die Vision beeinflusst das nicht, aber man schaut natürlich schon aufs nächste Jahr, wo die Reise hingeht. Weil du natürlich als Unternehmer auch viele Posten nicht in der Hand hast – das sind die Energiepreise, die Zinsen. Die können wir als Firma Ziegler nicht beeinflussen. Aber es ist einfach auch Fakt, dass wir zusätzlichen Wohnraum brauchen, das ist statistisch unumgänglich. Und auch, dass wir nachhaltig bauen sollen und müssen. Die Regierung hat verankert, dass ab 2024 der Holzbau prozentual erhöht werden muss. Für unsere Branche liegt eine sehr gute Zukunft vor uns, auch wenn natürlich 2023 ein forderndes Jahr wird.

Du bist also dennoch relativ zuversichtlich?

Ziegler: Ich bin zuversichtlich, ja. Wir sind so breit aufgestellt, nicht nur in der Holzverarbeitung. Im Sektor Logistik sind wir ja mittlerweile nicht mehr bloß für die Zielgruppe tätig, sondern wir machen 80 Prozent Fremdumsätze. Dann habe ich meine Hausbausparte. Das heißt für nächstes Jahr, oder für die nächsten eineinhalb Jahre, haben ja wir die Aufträge schon, die wir bauen müssen. Wir werden das Jahr 2023 gut überstehen, aber trotzdem ist es natürlich fordernd für uns alle.

Du hast in letzter Zeit sehr viel dazu gekauft. Ist das Sortiment jetzt komplett?

Ziegler: Das Sortiment ist komplett … ja …

Also braucht keiner mehr sich freuen oder befürchten, dass …

Ziegler: … also mein eigentliches Ziegler-Konzept hier in Deutschland ist final am Ende – ich habe alles von der Fensterfirma über Heizung, Sanitärgroßhandel, Hausbaufertigung, Modulbau – wir sind durch und jetzt geht es halt noch darum, einen Alternativstandort irgendwann mittelfristig im Sägewerksbereich zu bauen oder zu erwerben – wahrscheinlich in irgendeinem anderen Land.

In einem anderen Land …

Ziegler: … ja …

Wird das dann dein Alterswohnsitz, das andere Land?

Ziegler: Naa …

Stefan Ziegler baut seine nachhaltige Logistik mit weiteren Bahnhöfen aus. Foto: David Trott

… also du bleibst der Oberpfalz treu?

Ziegler: Das wird der Absicherungsbetrieb für die Ziegler-Gruppe bei uns in der Oberpfalz. Irgendwo gibt es auch die Vision, alles, was wir hier in der Oberpfalz oder in Bayern, in Deutschland geschaffen haben, das gleiche Konzept irgendwann nochmal in einem anderen Land zu spiegeln, weil du ja nicht bloß bei uns bezahlbaren Wohnraum brauchst, sondern auch in anderen Ländern. Und es gibt viele Länder, wo es noch einen gewissen Nachholbedarf bei Gebäuden gibt. Wir als Firma Ziegler fänden es natürlich schade, wenn wir das, was wir hier aufgebaut haben, das fertige Konzept, dort nicht anzuwenden. Wir müssen das bloß spiegeln. Das wird die Aufgabe der nächsten Jahre werden.

Also das Ziegler global wörtlich genommen …

Ziegler: … genau.

Ein Weltunternehmen, das dann deine Nachkommen weiter ausbauen.

Ziegler: … genau. So wär’ der Plan.

Dann können wir an der Stelle aufhören, weil weiter geht’s ja nicht mehr.

Ziegler: Ja, genau. Merci!

Testlauf im Dämmplattenfaserwerk Hütten. Foto: David Trott

Naturheld-Dämmfaserplattenwerk sucht Mitarbeiter

Die Produktion des Naturheld-Dämmfaserplattenwerks der Ziegler Group in Hütten läuft auf Hochtouren. Beim wöchentlichen „Unverbindlich vorbeikommen, Werk anschauen, Job sichern“ können auch potenzielle Bewerber die Produktion besichtigen und Fragen stellen. 

Jeden Mittwoch um 17.30 Uhr bei Naturheld in Hütten. Melde dich jetzt über den Link an: Besuchertag Hütten Anmeldung – Ziegler Group Karriere.

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1 Kommentare

Karl-Werner Schramm - 27.01.2023

Ziegler hat die Oberpfalz und den Umkreis bis zu 150 km bereits ausgeluscht.

Jetzt soll es woanders hingehen,
um auf Kosten der Bevölkerung und der Umwelt dort zu wachsen.