Vorsicht Falle: Fake-Shops zocken Kunden gnadenlos ab

Nordoberpfalz. Online bestellt, brav bezahlt, aber nie die Ware bekommen. Immer häufiger tappen Kunden in die Fake-Shop-Falle. Österreichische Wissenschaftler haben einen Detektor entwickelt, den auch die bayerischen Ermittlungsbehörden einsetzen werden.

Immer öfter verlieren Kunden ihr Geld, weil sie in Fake-Shops eingekauft haben. Foto: Pixabay/PhotoMixCompany

Die neuesten Smartphones gibt es zum unglaublich günstigen Schnäppchenpreis, teure Markenklamotten werden einem fast nachgeworfen. Mit Sensationsangeboten, die auf Fake-Shops im Netz angeboten werden, locken Kriminelle im World Wide Web die Verbraucher in die Falle. Wer hier bestellt, bekommt keine Ware. Auch das Geld ist auf Nimmerwiedersehen futsch. Forscher des Austrian Institutes of Technology (AIT) in Wien haben ein auf künstlicher Intelligenz (KI) basierendes Tool entwickelt, das die kriminellen Verkaufsmachenschaften im Netz aufdeckt.

Tool soll bayerische Cybercrime-Experten unterstützen

Eine Innovation, die auch das Bayerische Justizministerium nutzen will. In München wurde jetzt eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Die österreichischen Wissenschaftler sollen der Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) bei ihrer Ermittlungsarbeit im Netz helfen. Dabei soll das Tool auf die besonderen Anforderungen der Strafverfolgungsbehörden zugeschnitten und weiterentwickelt werden.

Auch für Otto-Normal-Bürger verwendbar

Der Fake-Shop-Detektor steht aber bereits auch Otto-Normal-Verbraucher zur Verfügung. Er kann kostenlos als Plugin auf dem Rechner installiert werden. Wer nicht möchte, dass das Tool automatisch im Hintergrund mitläuft, kann direkt auf fakeshop.at die Online-Adresse des Shops eingeben und überprüfen lassen. Rund zweieinhalb Jahre haben Datenwissenschaftler und Domainexperten an dem Tool gearbeitet.

In Wien haben Datenwissenschaftler und Domainexperten unter der Leitung von Helmut Leopold (rechts) den Fake-Shop-Detektor entwickelt. Das KI-basierte Tool wollen jetzt auch die bayerischen Ermittlungsbehörden im Kampf gegen die Internetkriminalität einsetzen. Foto: Gregor Hofbauer

Im Interview mit OberpfalzECHO erläutert Helmut Leopold die Funktionsweise. Er ist Leiter des an das AIT angeschlossenen Centers for Digital Safety & Security. “Jede Website wird von dem Tool auf mehr als 21.000 Merkmale in Echtzeit hin durchleuchtet.” Und: es gibt ganz bestimmte, die Rückschlüsse auf ihre Falschheit zulassen. Mittlerweile hat die KI rund 1,3 Millionen Domains unter die Lupe genommen und sogenannte Risikobewertungen vorgenommen. Täglich kommen rund 1.700 neue dazu. Mehr als 16.000 wurden bislang als betrügerisch oder zumindest problematisch identifiziert.

Warnt wie eine Verkehrsampel

Wie bei einer Verkehrsampel wird der User dann gewarnt. Rot bedeutet: Vorsicht Fakeshop – Hände weg. Taucht die Farbe Gelb auf, sollte der Besteller schon noch einmal genauer hinschauen und die Seite prüfen. Bei Grün ist alles okay. Es gibt auch noch ein graues Symbol. Dann hat der Detektor entweder keinen Onlineshop erkannt, oder es gibt ein Problem. Die Trefferquote kann sich sehen lassen. Sie liegt im sogenannten “DACH”-Raum, also in Deutschland, Österreich und der Schweiz bei 97 Prozent. Doch das Tool muss ständig weiterentwickelt werden. Denn auch die Ganoven werden immer findiger. Zudem wollen Leopold und sein Team den Einsatzbereich des Detektors auf Europa ausweiten.

Verbraucherzentrale registriert immer mehr Fake Shop-Opfer

Immer mehr Bürger werden Opfer von kriminellen Netzmachenschaften, das stellt man auch bei der Verbraucherzentrale in Bayern fest. Die Organisation hat ein sogenanntes Beschwerdepostfach eingerichtet. Dort können die Bürger Kritik an Unternehmen, Produkten oder Anbietern üben. Darunter sind mehr denn je Leute, die gutes Geld beim Einkauf in Fake-Shops verloren haben. Besonders über die Social-Media-Kanäle, wie Facebook, Instagram oder TikTok versuchten die Netz-Kriminellen die Kunden zu ködern, weiß Simone Bueb, Referentin für Verbraucherrecht bei der Verbraucherzentrale Bayern. Seit zwei Jahren gibt es dort auch einen Fake-Shop-Finder. Hier kann man die URL des Shops, bei dem man online einkaufen möchte, eingeben. Der Service ist kostenlos.

Online-Shop genauer anschauen

Simone Bueb rät aber generell, sich die virtuellen Shops genauer anzusehen. Stutzig sollte man werden, wenn mit atemberaubenden Dumpingpreisen geworben wird, auf der Website kein Impressum zu finden ist, oder wenn als einzige Zahlungsmöglichkeit Vorkasse angeboten wird. “Im Gegensatz zum Kauf mit Kreditkarte oder per Lastschrift, kann man sich das Geld dann nicht mehr zurückholen.”

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