“Was wäre, wenn…” die Nazis den Krieg gewonnen hätten?

Weiden/Amberg. Wollte man es sich einfach machen, könnte man es fast mit Science Fiction vergleichen – nur zeitlich entgegengesetzt: Der Historiker Bastian Vergnon befasst sich mit alternativer Geschichte.

Bastian Vergnon. Foto: Udo Fürst
Bastian Vergnon. Foto: Udo Fürst
Bastian Vergnon. Foto: Udo Fürst
Bastian Vergnon. Foto: Udo Fürst
Bastian Vergnon. Foto: Udo Fürst
Bastian Vergnon. Foto: Udo Fürst
Bastian Vergnon. Foto: Udo Fürst
Bastian Vergnon. Foto: Udo Fürst
Bastian Vergnon. Foto: Udo Fürst
Bastian Vergnon. Foto: Udo Fürst
Bastian Vergnon. Foto: Udo Fürst
Bastian Vergnon. Foto: Udo Fürst

“Was wäre, wenn… jemand einen Blog über Alternative History schreiben würde?” So überschreibt Bastian Vergnon seinen Ankerpunkte Blog (https://ankerpunkte-blog.de/autoren/#ich. Seit gut drei Jahren betreibt der promovierte Regensburger Historiker seinen Blog, in dem es um seine große Leidenschaft geht, die “Alternative History”. Was auf den ersten Blick eher ein Nischenthema zu sein scheint, interessiert aber erstaunlich viele Menschen.

Die Nazis haben den Krieg gewonnen

Die Nazis haben den Krieg gewonnen. Wie wäre das 19. Jahrhundert verlaufen, wenn die Revolution von 1848 erfolgreich gewesen wäre? Wie hätte der „Deutsche Krieg“ von 1866 anders verlaufen können? Wie hätte sich der Nahe Osten entwickelt, wenn der Iran den „Ersten Golfkrieg“ gewonnen hätte? Bastian Vergnon hat viel darüber nachgedacht, wie alles ganz anders hätte kommen können. Schlechter. Oder besser? Der Autor befasst sich aber auch ganz konkret mit der Region und dem Schwerpunkt Oberpfalz. “Mein Ziel ist es, mit diesem Wissen nicht nur einen Blog mit gut geschriebenen und plausiblen alternativen Geschichten aufzuziehen, sondern auch über diesen Kanal Geschichtsinteressierte für diesen Themenbereich zu begeistern”, sagt der 40-Jährige.

Hauptjob an der OTH

Im Hauptberuf arbeitet Vergnon an der OTH Amberg-Weiden als Projektkoordinator in der Gründungsförderung mit dem Schwerpunkt digitale und innovative Gründungen. Er hält Vorträge, organisiert Veranstaltungen und Marketingaktionen, scoutet Hochschulprojekte mit Gründungspotenzial, berät Gründungsteams und vernetzt diese in der Oberpfalz. “Nebenbei arbeite ich als Seminarleiter für die Kommunalakademie der Friedrich-Ebert-Stiftung in Regensburg. Hier schule ich Kommunalpolitiker und solche, die es werden wollen, im Thema ‘Politische Kommunikation’ in Social Media.”

Städte digital simulieren

Seit geraumer Zeit hat der Historiker auch das Thema „Smart City“ für sich entdeckt. Besonders beschäftigen ihn die übergeordneten Ziele und die Ausführungen der unterschiedlichen digitalen Projekte vor Ort. Mit dem Konzept der „digitalen Zwillinge/Drillinge“, die Städte und Regionen digital simulieren und damit auch „Was wäre wenn-„Szenarien simulierbar machen, gebe es sogar gute Anknüpfungspunkte zum Ankerpunkte Blog. “Wenn ich mich mit der Vergangenheit und deren Alternativen beschäftige, möchte ich auch die Zukunft der Städte und Regionen vor Ort nicht nur ‘smart’, sondern auch offen gestalten. Diese Offenheit möchte ich sowohl für die Vergangenheit als auch für die Zukunft hier zeigen”, schreibt Vergnon auf seiner Website.

Geschichte und Geschichten

Zurück zur “Alternativen Geschichte”: Das Bild der Welt entstehe durch eine Geschichtsschreibung, die sich auf Fakten berufe. “Nur was wirklich geschehen ist, berechtigt zu den Fragen: Warum ist es geschehen? Und: Welche Wirkungen hat es? Da man allerdings mit Fakten allein und ihren Erklärungen nicht leben kann, braucht es noch etwas anderes: Fiktionen. Die Geschichten. Die beiden Felder, Geschichte und Geschichten, sollen ein vernünftiges Verhältnis zueinander haben, das ist ein Erbe der Aufklärung.” Vergnon nimmt bei seinen Forschungen diese “vernünftige” Beziehung zwischen der historischen “time line” und der fiktiven “plot line” an. Es versucht, seine Geschichten in der Geschichte zu verorten.

Doktorarbeit über die Sozialdemokraten

Zum Thema „alternative Geschichte“ kam der kleine Basti über seinen Geschichtslehrer, der im Unterricht die Frage aufstellte, was gewesen wäre, wenn die Revolution von 1848 in Deutschland erfolgreich gewesen wäre. “Der Gedanke, welche Entwicklungen sich daraus für die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts ergeben würden – Kein „deutscher Sonderweg“, kein Erster Weltkrieg, kein Hitler, kein Zweiter Weltkrieg – ließ mich danach nie mehr los.” Seine Doktorarbeit schrieb Bastian Vergnon 2017 zum Thema “Die sudetendeutschen Sozialdemokraten und die bayerische SPD 1945 bis 1978”.

Das fachliche Wissen für seine Erzählungen hat er sich im Studium der Geschichte und Politikwissenschaft an der Universität Regensburg erworben. Seine Schwerpunkte waren die römisch-spätantike Geschichte sowie das 19. und 20. Jahrhundert.

Weiden ohne Eisenbahn?

Für Heimat- und Regionalgeschichte interessierten sich laut Vergnon erstaunlich viele Menschen. So wolle er sich demnächst unter anderem mit den Städten Weiden und Amberg befassen. “Was wäre Weiden heute ohne Eisenbahn? Wie hätte sich Amberg entwickelt, wenn sie die OTH (Ostbayerisch Technische Hochschule), was lange vermutet wurde, alleine bekommen hätte. Zu untersuchen wäre hier auch die Legendenbildung, nach der Gustl Lang, der pfiffige CSU-Politiker aus Weiden, mit einem Trick dafür verantwortlich gewesen sein soll, dass schließlich auch die Max-Reger-Stadt den Zuschlag bekommen hat. Vergnon: “Es gibt noch viele Themen auch in der Region, die sich lohnen, aufgegriffen und beleuchtet zu werden.”

https://ankerpunkte-blog.de/bayern-geschichte/geschichte-oberpfalz-regensburg/

Man darf auf jeden Fall gespannt sein auf Bastian Vergnons nächste Auseinandersetzung mit der “Alternativen History”. Spannend wird es auf jeden Fall.

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