Laura Weber hat mit 40 ihre Berufung und Freude an der neuen Aufgabe gefunden

Weiden. Engagiert, wissbegierig, fleißig, lernfähig: Das ist die Weidener Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, Laura Weber. Am heutigen Montag wird sie 40 Jahre jung.

Die Weidener Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, Laura Weber: Am heutigen Montag feiert sie ihren 40. Geburtstag. Foto: privat

Als am späten Abend des 8. Oktober vergangenen Jahres feststand, dass es zum Einzug ins Maximilianeum reichen würde, war zunächst mal Aufatmen angesagt bei Laura Weber. Dort, im Bayerischen Landtag, wollte sie laut ihrer Aussage „die Menschen in meiner Heimat, der Oberpfalz, mit einer starken Stimme für Umweltschutz, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit vertreten“. Welches Zwischenfazit zieht die Energie- und Umweltingenieurin, die heute ihren 40. Geburtstag feiert, nach knapp fünf Monaten Amtszeit?

Herzlichen Glückwunsch, Frau Weber. Wo und wie werden Sie ihren Runden feiern?

Laura Weber: Ich fliege mit meiner Familie nach Spanien zu meiner Schwester (lacht). Hoffentlich bekomme ich jetzt keinen Shitstorm, weil ich als Grüne fliege. Zur Beruhigung: Es ist das erste Mal seit zehn Jahren. Weil meine Schwester kurz nach mir auch Geburtstag feiert, hat sich das angeboten.

Ein knappes halbes Jahr nach dem Einzug in den Landtag – wie fällt ihr Fazit bisher aus?

Weber: Es macht einfach wahnsinnig Spaß. Das hätte ich nie gedacht.

Was genau macht Spaß?

Weber: Dass man was bewirken kann, trotz Opposition. Dass man viele Menschen kennenlernt und dass man ständig mit neuen Herausforderungen konfrontiert wird. Als Sprecherin für Verbraucherschutz und stellvertretende Sprecherin im Arbeitskreis für Ernährung, Gesundheit, Umwelt und Landwirtschaft kann ich wichtige Themen beackern. Beides passt hundertprozentig zusammen, ergänzt sich auch.

Wie sind Sie denn aufgenommen worden von den anderen Abgeordneten?

Weber: Sehr freundschaftlich, teilweise sogar kameradschaftlich. Auch von den Vertretern der meisten anderen Parteien. Wir Grüne sind ein echtes Team und arbeiten super zusammen.

Ist man als Oppositionspolitikerin nicht frustriert, wenn die Regierungskoalition ihre Vorhaben durchpeitscht und man nichts dagegen unternehmen kann?

Weber: Nein. Wir nehmen unsere Kontrollaufgabe als Opposition sehr ernst und können auch selbst Themen setzen. Die Regierung übernimmt ja oft nach einem gewissen Abstand auch viele Vorschläge der Opposition, schreibt sie etwas um und bringt sie dann als eigenen Vorschlag selbst ein.

Wären Sie gerne in der Regierung?

Weber: Natürlich. Das wäre bestimmt sehr spannend. Aber mit Söder als Ministerpräsident ist das erstens unwahrscheinlich und zweitens hielte sich die Freude, mit ihm zusammenzuarbeiten, in ganz engen Grenzen. Dieser Mann ist populistisch, wankelmütig und selbstherrlich. Die Sprüche des Ministerpräsidenten und vor allem die der AfD haben ein schreckliches Niveau erreicht. Außerdem ist die CSU das geworden, was sie uns Grünen immer vorgeworfen haben: eine Verbotspartei. Jüngste Beispiele dafür sind das Fax- und Genderverbot. Einfach nur lächerlich.

Was empfinden Sie in Ihrer Landtagsarbeit als besonders positiv?

Weber: Die Teamarbeit bei uns, andere Menschen kennenzulernen und Gesetze mitgestalten zu können. Das macht mich glücklich, aber auch ehrfürchtig. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, etwas für die Menschen bewirken zu können. Schön ist auch, dass man in München viel mitbekommt, auch bei Veranstaltungen außerhalb des Maximilianeums. In der vergangenen Woche war ich zum Beispiel beim BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend, die Red.), beim Bayerischen Bauernverband und beim Verband der Wohnungswirtschaft. Das ist alles super informativ und interessant. Man kann da auch viel lernen.

Und was ist nicht so schön?

Weber: Die AfD. Die werden immer radikaler – vor allem in Bayern. Mit denen gibt es keine Debattenkultur und kein menschliches Miteinander. Es ist unfassbar, wie teilweise menschenverachtend diese Leute reden und agieren. Das frustriert und macht traurig. Richtig wütend aber macht mich, dass die Regierungskoalition keine Weichen stellt für ein zukunftsfähiges Leben. Deren Politik ist viel zu oft, viel zu populistisch.

Wie gehen Sie mit dem Hass um, der vor allem den Grünen in jüngster Zeit entgegenschlägt?

Weber: Lässt man die Sozialen Medien außen vor, ist das gar nicht so schlimm. In direkten Gesprächen, ob bei meinem Angebot „Auf ein Bier mit Laura“, oder bei Infoständen geht es viel gesitteter zu. Wenn man die Menschen näher kennenlernt, lässt es sich besser reden. Das gilt allerdings nicht für die AfD. Deshalb haben wir auch die Diskussion in Amberg abgesagt, weil die mit auf dem Podium saßen. Man kann mit der AfD nicht reden. Punkt. Im Gegenzug werden wir demnächst einen Runden Tisch mit Betroffenen, Journalisten und unserer Sprecherin für Landwirtschaft und Wald, Mia Goller anbieten. Ohne AfD natürlich.

Unschön war auch die Art der Blockade unseres Politischen Aschermittwochs in Weiden, wo einige Bauern die Leute daran gehindert haben, ins Gasthaus zu kommen. Die wollten auch nicht reden, sondern nur blockieren und haben das Gesetz selbst in die Hand genommen. Das war schlimm.

Ist Ihrer Meinung nach das Thema Erneuerbare Energien, insbesondere die Windkraft, bei der Staatsregierung angekommen?

Weber: Gute Frage. Noch nicht, glaube ich. Wenn ich nur auf Weiden schaue, wo die CSU erst kürzlich wieder Windradpläne verhindert hat. Die Union hat jahrzehntelang gegen die Windenergie Stimmung gemacht, das lässt sich jetzt nicht so leicht aus den Köpfen der Leute kriegen. Nur ganz langsam scheint bei der Staatsregierung ein Umdenken einzusetzen, siehe Windpark der Wacker-Chemie bei Altötting. Das ist aber angesichts der Ansprüche vieler großer Unternehmen wie Wacker oder Intel hinsichtlich erneuerbarer Energien auch dringend nötig. Für die sind Erneuerbare als Standortfaktor wichtige Voraussetzung für eine Ansiedlung.

Wie stehen Sie als Mitglied der einst als Friedenspartei angetretenen Partei Bündnis 90/Die Grünen zu den oft unerbittlichen Forderungen vieler ihrer Parteifreunde. Stichwort Anton Hofreiter?

Weber: Da gab und gibt es sicherlich einige Kommunikationsprobleme. Wir dürfen aber nicht zögern, der Ukraine Waffen zu liefern. Stärke zu zeigen, ist leider die einzige Möglichkeit, diesem Schrecken Einhalt zu gebieten und den Frieden mittel- oder langfristig zu sichern. Verhandlungen sind ja derzeit offensichtlich nicht möglich. Andererseits ist aber auch klar, dass wir verbal etwas abrüsten müssen.

Haben Sie ihre Kandidatur schon bereut?

Weber: Keine Sekunde. Im Gegenteil, die Arbeit macht mir unglaublich viel Freude und ich glaube, sie liegt mir auch.

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