Lehrerin und Dichterin Anna Mock verstorben

Grafenwöhr. Sie hat 41 Jahre den Grafenwöhrer Schülern und Schülerinnen vieles beigebracht. Zeitlebens war sie auch eine erstklassige Dichterin, die es verstand, der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. Anna Mock verstarb am 12. März.

Von Renate Gradl

Lehrerin und erstklassige Dichterin Anna Mock
Anna Mock. Bild: Renate Gradl

Anna Mock wurde 1925 geboren und absolvierte ihre Ausbildung zur Lehrerin an der Lehrerbildungsanstalt in Amberg. 1946 trat sie ihren Dienst in Grafenwöhr an und blieb dort bis zu ihrer Verabschiedung in den Ruhestand am 24. Juli 1987. Die meiste Zeit unterrichtete sie in den oberen Klassen als Klassenleiterin. Über den Beginn ihrer Lehrertätigkeit in der schweren Nachkriegszeit schreibt sie selbst:

„Damals hom ma mit vül Schwung agfanga, Ohne Hefte und Bücher in 50er Klassen haot ses zeigt, ob unsere Methoden zur Wirklichkeit passen. Und in den hungrigen Schulspeisungszeiten, wo s Brot haot zählt zu den Köstlichkeiten, woar kam a Papier im Papierkorb zu finden, goar niat z`redn vo Semmeln mit Butter und Schinken!”

Blick in die Vergangenheit

Der ehemalige Rektor Gerhard Götzl beschreibt Anna Mock folgendermaßen: “Als Kollegin war sie eine stets hilfsbereite, sehr gewissenhafte, über das momentane Geschehen mit Bedacht hinausblickende Mitarbeiterin.” Das Wohl der ihr anvertrauten Kinder stand bei ihr immer an erster Stelle. Sie schaute nicht bequem weg, wenn sie Fehlentwicklungen erkannte.

Außerdem scheute sie sich nicht Eltern wie Schüler auf ihr Fehlverhalten und Versäumnisse hinzuweisen, um schließlich für die Schülerin und den Schüler das Bestmögliche zu erreichen. Umso größer war ihre Freude, wenn einige ihrer ehemaligen Problemschüler ihr nach Jahren bestätigten, dass ihre Strenge und ihr konsequentes Vorgehen sie auf den richtigen Weg brachten.

Anna Mock überzeugt mit menschlicher Kompetenz

Mit besonderer Freude und Kompetenz befasste sie sich mit mathematischen Aufgabenstellungen. “Als das Kultusministerium einmal die Prüfungsarbeiten zur Nachkorrektur einforderte und anschließend der Schule schwere Vorwürfe machte, befasste sich Anna Mock intensiv mit der Angelegenheit”, so Rektor Gerhard Götzl.

Sie konnte nachweisen, dass die Fehler nicht bei der Schule lagen, sondern vom Kultusministerium verursacht waren. Der zuständige Referent des Ministers rief persönlich bei der Schulleitung an und entschuldigte sich.

Regelmäßiger Kontakt zu Kollegen

Selbst bis ins hohe Alter hielt Anna Mock regelmäßigen Kontakt zu ihrem ehemaligen Kollegium. Bei zahlreichen schulischen Anlässen brachte sie sich, häufig zusammen mit Schülerinnen und Schülern, weiter aktiv in das schulische Leben ein. Sie verfasste zu Geburtstagen, Verabschiedungen, Einweihungsfeiern treffende, oft hintersinnige Mundartverse. Dabei hielt sie geschickt der Gesellschaft den Spiegel der Kritik vor und versöhnte abschließend mit einem Schuss Humor die Gescholtenen.

Verbundenheit mit Grafenwöhr

Über die Schule hinaus war Mock eine sehr heimatverbundene Persönlichkeit des öffentlichen Lebens in Grafenwöhr. Diese Verbundenheit drückte sich in den vielen Beiträgen aus, die sie zu Veranstaltungen des Heimatvereins oder der Stadt Grafenwöhr leistete.

In Versform blickte die ehemalige Lehrerin auf “500 Jahre Schule in Grafenwöhr” zurück und verfasste sogar noch im Alter von 93 Jahren ein Gedicht zum Gassenfest in der Alten Pfarrgasse und Rößlwirtsgasse. Auch bei ihrer Verabschiedung aus dem Schuldienst hatte sie ermunternde Worte für die Kollegen:

“Z`letzt nu a herzlichs „Pföi Gott“ vorm Asanandagöih, denn wenn es su bedenk, woar döi Zeit mit Eich doch recht schöi. Also bleibts gsund und lachts weita su gern wöi bisher, dao fallt Eich d Oarbat ner halbat su schwer.”

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