Weiter so in Landtag und Bezirkstag: Hochstimmung bei Oetzinger und Höher

Weiden/Tirschenreuth. Während es in der Tirschenreuther CSU wegen der drohenden Ablösung von Bezirksrat Toni Dutz ordentlich rumpelt, präsentiert sich die Weidener CSU als verschworener Haufen: Jeweils nur ein Kandidat für Landtag und Bezirkstag, der eine holt 110 von 112 Stimmen, der andere 111 von 112.

Ein verschworener Haufen: (von links) Landrat Andreas Meier, Bundestagsabgeordneter Albert Rupprecht, Landtagsabgeordneter Stephan Oetzinger mit Gattin, Kreisvorsitzender Stephan Gollwitzer und Bezirkstags-Vizepräsident Lothar Höher. Bild: Jürgen Herda

Ein Hauch von großem Parteitag weht am Donnerstagabend durch das Rothenstädter Pfarrheim St. Marien. Wie bei den Inszenierungen auf großer Bühne werden auch die lokalen Matadoren mit minutenlangem Applaus gefeiert.

Erst gibt es Sitting, dann auch Standing Ovations für den Weidener Landtagsabgeordneten Stephan Oetzinger, dem nach seiner unaufgeregten Grundsatzrede 110 der 112 Delegierten seinen Herzenswunsch erfüllen, im Maximilianeum die Interessen von Stadt und Land weiter vertreten zu dürfen. Zwei ungültige Stimmen fallen da nicht ins Gewicht.

Und auch an der Bestätigung von Urgestein Lothar Höher, Weidens zweiter Bürgermeister als Kandidat für den Bezirkstag, gab es keine Zweifel. Der Bezirkstags-Vizepräsident holt mit dem ihm eigenen Humor 111 der 112 Delegierte mühelos ab. Ein Schelm, der glaubt, die eine Gegenstimme könne von ihm selbst im Körbchen platziert worden sein, um ein peinliches Martin-Schulz-Déjà-vue zu vermeiden.

Klatschen sich gegenseitig ab: Wahlgewinner Lothar Höher (links) und Stephan Oetzinger. Bild: Jürgen Herda

Gestandene Männer liegen sich in den Armen

Die Begeisterung im bis auf den letzten Platz gefüllten Saal ist teilweise so überschäumend, man könnte glauben, die CSU habe gleichzeitig die Bundestags- und Landtagswahl für sich entschieden. Da umarmen sich gestandene Männer, da reckt der Landtagsabgeordnete die Arme wie nach dem erlösenden 1:0 in der 93. Minute in die Höhe, da wird die strahlende Kandidaten-Gattin mit einem Blumenstrauß bedacht – und Stephan Oetzinger muss schließlich mit beschwichtigender Geste dem nicht enden wollenden Applaus Einhalt gebieten.

Politikerreden gibt es natürlich auch an diesem Delegiertenwahl-Abend, durch den der Weidener Bundestagsabgeordnete Albert Rupprecht moderierend führt. Weil Selbstlob bekanntlich nicht gut riecht, übernehmen CSU-Kreisvorsitzender Stephan Gollwitzer für Lothar Höher und Landrat Andreas Meier die Lobeshymnen auf die Kandidaten. Letzterer vergisst dabei nicht, vor Berliner Verhältnissen auch im schönen Bayern zu warnen: „Wenn’s rechnerisch irgendwie geht, kommt so ein unseliges Bündnis wie die Ampel auch gegen uns zustande.“

Eine Männerfreundschaft von früh bis abends: Lothar Höher und Stephan Oetzinger. Bild: Jürgen Herda

Feingeist mit Doktortitel

In 20 Minuten Redezeit versucht Oetzinger vor allem einen Nachweis zu erbringen: Dass er in seiner ersten Periode als Abgeordneter nach der Ära Petra Dettenhöfers geliefert hat. Er erinnert an die Behördenverlagerungen nach Weiden und Vohenstrauß, die zusammen 340 Arbeitsplätze in die Stadt und den Landkreis gebracht habe. Besonderen Wert legt der Feingeist mit Doktortitel auf die Stärkung des Hochschul-Standorts Weiden: „Von der High-Tech-Agenda hat die OTH Amberg-Weiden mit 16 Professorenstellen profitiert.“

Eine Hochschule sei aber nur so gut wie ihre Vernetzung mit den regionalen Unternehmen vor Ort. Ausgründungen würden zu neuen, wirtschaftlichen Impulsen führen. Ein Impuls, den die OTH zusammen mit der Luce-Stiftung von Lars und Christian Engel angestoßen und den der BHS-Geschäftsführer zuletzt zumindest am Standort Halmesricht für gescheitert erklärt hat, will Oetzinger noch nicht abschreiben: „Eine KI-Denkwelt in Weiden ist ein kluger Ansatz.”

„Kunst und Kultur“ sind für den promovierten Historiker mehr als nur ein „weicher Standortfaktor“. Oetzinger will das Landestheater Oberpfalz „auf feste Beine stellen“, freut sich über die Unterstützung für Josef Klebers Waidhauser Dorfbühne durch das Spielstättenprogramm des Freistaats: „Gerade in der für Kulturschaffende so schwierigen Pandemie.“ Keramikmuseum und Max-Reger-Tage sind weitere Leuchttürme. „Wenn wir Zuzug nach Weiden generieren wollen, müssen wir zeigen: Diese Region hat mehr zu bieten als schöne Natur und einen Arbeitsplatz.“ Identität wachse auch dadurch, „dass wir denkmalgeschützte Gebäude erhalten.“

Zum Schluss muss Stephan Oetzinger abwiegeln, damit der Applaus aufhört, Bild: Jürgen Herda

Versprochen, Kümmerer zu sein

Sein Credo: Oetzinger will die erfolgreiche CSU-Politik für den ländlichen Raum auf den Stimmkreis herunterbrechen. „Das wollen wir bewahren vor Zuständen an anderen Orten“, sagt der Abgeordnete. „Es geht bei den Wahlen nächstes Jahr darum, ob wir Stabilität oder Ampel-Chaos wollen.“ Albert Rupprecht für den Bund und er für Bayern seien auch in der Corona-Zeit Ansprechpartner gewesen. „Ich habe vor fünf Jahren versprochen, dass ich Kümmerer sein werde.“ Diese Arbeit möchte er mit Unterstützung der Delegierten fortsetzen.

Als Ein-Mann Vorgruppe heizt anschließend Stephan Gollwitzer die Stimmung für den Bezirkstags-Vizepräsidenten an: „Eigentlich müsste ich nicht viel sagen – was Lothar für uns getan hat, spricht für sich selbst.“ In der CSU gebe es fast kein Amt, das „unser Stimmenkönig“ nicht innegehabt hätte: „Er weiß immer geschickt, die Interessen von Weiden und dem Landkreis durchzusetzen.“ Gemeinsam mit Oetzinger spiele er über Bande, wenn es darum gehe, Einrichtungen und Fördergelder in die Region zu lenken.

Lothar Höher gewinnt im Stimmkreis Weiden. Foto: Jürgen Herda

Höher kommt noch nicht in den Himmel

Weidens zweiter Bürgermeister beschreibt sich zu Beginn seiner Rede als Teamplayer: „Mit Stephan Oetzinger habe ich eine Männerfreundschaft, die funktioniert von früh bis abends.“ Das gelte für die freudespendende Kür bei Kultur und Lebensqualität, bei der sich das Duo sehr erfolgreich für die Regionalbibliothek und die Sanierung von Wallfahrtskirchen eingesetzt habe: „Ich habe die Oberin in Waldsassen gefragt, ob wir jetzt leichter in den Himmel kommen“, spaßt der ehemalige Herz-Jesu-Marxist. Die Äbtissin habe ihn enttäuschen müssen: „Da müsst ihr schon noch mehr leisten.“

Aber auch bei der Pflicht harmoniere die CSU-Achse. „Als ich 2008 in den Bezirkstag gekommen bin, ist viel über Irchenrieth diskutiert worden.“ Die Einrichtung sei zu groß, man brauche kleinere Einheiten für die Inklusion. „Wir haben gekämpft, dass das Heilpädagogische Zentrum nicht infrage gestellt wurde.“ Heute sei das HPZ eine der modernsten psychiatrischen Kliniken in Deutschland: „2008 haben sich die Leute vor mir versteckt, heute kommen sie raus und freuen sich – die Scham ist weg.“ Psychische Erkrankungen seien enttabuisiert.

Bis auf den letzten Platz des Fotografen gefüllter Saal im Rothenstädter Pfarrheim St. Marien. Bild: Jürgen Herda

Kinder- und Jugendpsychiatrie nach Weiden geholt

Jetzt sei es auch noch gelungen, die Kinder- und Jugendpsychiatrie, die für Regensburg geplant gewesen sei, nach Weiden zu holen. Für die vielen junge Menschen, die psychisch erkrankt sind, ein Riesenschritt nach vorne – angegliedert an das Klinikum mit 32 Betten und einer Schule für die Patienten. In diesem Zusammenhang bekomme Wöllershof eine Außenstation in Weiden, dort, wo bisher die Jugendpsychiatrie gewesen sei. Inklusive künftiger Stellen sei die Einrichtung mit 600 Mitarbeitern auch ein großer Arbeitgeber.

Wichtigste Aufgabe einer alternden Gesellschaft sei die Pflege „unserer alten Menschen“: „Wir haben ein Angebot, das sich sehen lassen kann, in Stadt und Landkreis.“ Die Senioren wollten so lange wie möglich zu Hause bleiben, deshalb müsse man vor allem für den Ausbau der Tages- und der Kurzzeitpflege sorgen: „Damit die Pflegenden auch mal in den Urlaub fahren können.“ Nötig sei eine Logistik, die ambulant vor stationär unterstütze. „Das wird ein Riesenaufwand, weil das Geld nicht mehr wird – dafür brauchen wir auch Stephan Oetzinger als Unterstützung im Landtag.“

Zum Schluss wählt die Versammlung im Block auch noch 10 Delegierte und 10 Ersatzdelegierte zur Landtags- und Bezirkstagswahl und bestimmt zwei Teilnehmer der Versammlung, die den ordnungsgemäßen Ablauf der Wahlgänge bestätigen.

Fleißig werden die 112 Stimmzettel eingesammelt. Bild: Jürgen Herda

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