Antisemitismus-Beauftragter Spaenle beim Sommergespräch der Weidener CSU

Weiden. Regelmäßige Besuche der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg wie am Freitagvormittag gehört zu den Pflichtaufgaben des bayerischen Antisemitismus-Beauftragten. Da Ludwig Spaenle nun schon mal in der nördlichen Oberpfalz unterwegs war, nahm er die Einladung zum Bürger- und Sommergespräch der Weidener CSU im Schätzlerbad gerne an.

Der bayerische Antisemitismus-Beauftragte Ludwig Spaenle beim Bürger- und Sommergespräch der Weidener CSU im Schätzlerbad. Bild: Helmut Kunz

Der ehemalige bayerische Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle sieht sich als Anwalt jüdischer Menschen und jüdischer Einrichtungen im Freistaat. Vor vier Jahren hatte die bayerische Staatsregierung die Position eines Beauftragten für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe ins Leben gerufen. Seither bekleidet Spaenle dieses Amt.

Am Freitag besuchte der Landtagsabgeordnete gemeinsam mit MdL Stephan Oetzinger Flossenbürg. Am Nachmittag waren beide beim Bürger- und Sommergespräch der Weidener CSU im Schätzlerbad zu Gast.

Immer noch „mittelalterliche Einstellung“

„Es geht mir darum, mich dem Judenhass, der leider in allen Bereichen der Gesellschaft unausrottbar scheint, entgegenzustellen”, sagte der gelernte Historiker und studierte Katholik. Der habe ganz unterschiedliche Komponenten. „Außerdem will ich die Erinnerungsarbeit fortführen.“ Dieses „nie wieder“ habe Deutschlands zweite Demokratie begründet. Als Beauftragter wolle er die geschichtlichen Zusammenhänge in den Köpfen der Menschen verankern.

Wie der Landtagsabgeordnete den Christsozialen am Ufer des Badeweihers erklärte, herrsche jüdischen Mitbürgern gegenüber immer noch eine recht mittelalterliche Einstellung. Vor allem im Internet. „Wenn Menschen angegangen werden, nur weil sie einer bestimmten Religionsgemeinschaft angehören – und zwar heute – ich rede nicht von der historischen Dimension, dann sagt das viel über den Zustand unserer Gesellschaft aus.“

Bürger- und Sommergespräch der Weidener CSU: Benjamin Zeitler, CSU-Fraktionsvorsitzender im Weidener Stadtrat, MdL Stephan Oetzinger und Ludwig Spaenle. Blid: Helmut Kunz

Querdenker befördern Antisemitismus

„In der Pandemie hat sich das extrem beschleunigt. Ich war selber vor zwei Jahren auf der Theresienwiese bei der Querdenker-Kundgebung. Was da erzählt worden ist. …” Am Anfang sei es ein amerikanischer Milliardär gewesen, der die Menschen angeblich chippen wollte. Plötzlich sei die Stimmung umgeschlagen. „Jetzt war es plötzlich die jüdische Welt. So schnell geht das.”

Die Parallele zwischen der aktuellen Q-Anon-Verschwörungstheorie, amerikanische Eliten würden Kinder essen, um jung zu bleiben, und die absurde mittelalterliche Unterstellung, Juden würden bei Zeremonien das Blut christlicher Kinder trinken, sei genauso offensichtlich wie abwegig. Seine Aufgabe sei es, für das Wohlbefinden jüdischer Mitbürger zu sorgen, sagte Spaenle.

Schulpatenschaft mit Israel

Oetzinger unterstrich die Bedeutung dieses wichtigen Themas. In der Oberpfalz werde, wie in Dachau auch, hervorragende Aufklärungsarbeit geleistet, sagte er mit Verweis auf Flossenbürg, als einem Ort der Begegnung. Stadtrat Hans Blum schlug vor, die Stadt Weiden sollte eine Patenschaftsverbindung mit einem Israelischen Ort eingehen, um damit vor allem Schulabschlussklassen Begegnungen mit jungen Israelis zu ermöglichen.

Stadtrat Hans-Jürgen Gmeiner schlug vor, die Hinweisschilder „KZ Flossenbürg” in „Konzentrationslager Flossenbürg“ umzuändern, um allen Betrachtern die Bedeutung dieses Ortes zu verdeutlichen.

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