BFV wirbt für mehr Respekt und hebt Schiedsrichterspesen deutlich an

Weiden/München. Der Amateurfußball beklagt seit Jahren einen Rückgang bei den Schiedsrichtern und Schiedsrichterinnen. Nun hat der Bayerische Fußballverband die Aufwandsentschädigung für die Unparteiischen deutlich angehoben.

Vorbildlich, der Schiedsrichter als Partner auf dem Spielfeld: Alexander Seidl hilft dem Kemnather Spieler bei einem Wadenkrampf. Foto: Archiv Jürgen Masching

Das Wort „Respekt“ wird im Zusammenhang mit der Fußball-Schiedsrichterei häufig gebraucht. Doch immer wieder beweisen einige Fußballspieler – von der Bundesliga bis in die B-Klasse – das genaue Gegenteil. Verbale und körperliche Angriffe gegen die Unparteiischen sind leider fast an der Tagesordnung. 2.906 Angriffe auf Schiedsrichter in 1,3 Millionen Spielen registrierte der DFB bei seiner vorerst letzten Erhebung für die Saison 2018/19.

Der fehlende Respekt gegen die Spielleiter/innen ist aber nur ein, wenn auch gewichtiger, Grund für den Schiedsrichterschwund. Nur die größten Idealisten opfern ihre Samstag- oder Sonntag-Nachmittage, um sich für schlappe 30 Euro beschimpfen, bedrohen oder gar schlagen zu lassen. Zumindest das mit der angemessenen Aufwandsentschädigung ändert der BFV als erster Landesverband in Deutschland nun. Endlich.

„Zeichen der Wertschätzung“

Es sei ein „deutliches Zeichen der Wertschätzung“ für Bayerns Referees, schreibt der BFV in einer Pressemitteilung. Schiedsrichter/innen bekommen im Freistaat ab der Spielzeit 2023/24 mehr Geld. Die Anhebung der Spesen hat der Vorstand des Bayerischen Fußball-Verbandes einstimmig so beschlossen. So erhalten Unparteiische fortan durchschnittlich 52,93 Euro statt bisher 33,62 Euro pro Spielleitung. Der Spesensatz für Assistent/innen wird von 25,83 Euro auf 36,11 Euro angehoben. Mehr Geld erhalten außerdem die für die Ausbildung und eine kontinuierliche Betreuung wichtigen Beobachter, Coaches und Paten.

Auch Ausfallgebühr steigt

Im vom Deutschen Fußball-Bund ausgerufenen „Jahr der Schiris“ erreiche der BFV damit ein wichtiges Etappenziel auf seinem 2018 begonnenen Weg für ein besseres Image der Unparteiischen sowie einen wertschätzenden Umgang mit den Referees und gegen den Trend sinkender Schiedsrichter-Zahlen. Ebenfalls überarbeitet wurde die Ausfallgebühr bei Nicht-Erfüllung der Sollzahl, wonach Vereine gemäß dem Solidaritätsprinzip eine bestimmte Zahl an Schiedsrichter stellen müssen. Der Kostenersatz pro fehlendem Referee beträgt künftig einheitlich 120 Euro, unabhängig von der Spielklasse. Neu ist zudem, dass Vereine für Herren-, Frauen- sowie Junioren-Mannschaften, bei denen ein Schiedsrichter-Gespann zum Einsatz kommt, künftig entsprechend pro Team auch drei Unparteiische stellen müssen.

Vor fünf Jahren angestoßen

Dem Beschluss vorausgegangen war ein schon vor fünf Jahren angestoßener Prozess unter Miteinbeziehung der Vereine. „2018 haben wir im Rahmen unserer Kampagne ,Wir regeln das.’ bayernweit bei 23 ,Runden Tischen’ mit allen interessierten Vereinsvertretern über den Themenkomplex diskutiert. Das Ergebnis: Ja, die Leistungen der Unparteiischen werden nicht genug wertgeschätzt. Und: Ja, auch die Spesen müssen dringend angehoben werden. Macht was!“, erklärt Verbands-Schiedsrichterobmann Sven Laumer: „Es folgten zahlreiche weitere Gespräche auf allen Ebenen des Amateurfußballs und 2022 dann der klare Handlungsauftrag durch den einstimmigen Verbandstagsbeschluss zum Initiativantrag ‘Ohne Schiri geht es nicht’“.

„Nicht nur Geld allein“

„Um dem zunehmenden Schiedsrichter-Mangel im Jugend- und niederklassigen Amateurbereich wirkungsvoll entgegenzutreten, sind die jetzt einstimmig beschlossenen Maßnahmen ein überfälliger Schritt. Die Anpassung der Spesen kann aber nur der Anfang sein, denn insbesondere der Umgang und die Anerkennung der Leistungen der Unparteiischen spielt bei Gewinnung und Erhalt neuer Schiedsrichter eine entscheidende Rolle – nicht nur das Geld“, sagt BFV-Präsident Christoph Kern: „Es kann nicht sein, dass junge Schiedsrichter nach der erfolgreichen Ausbildung ihr Hobby vor allem deshalb frustriert aufgeben, weil sie es leid sind, sich regelmäßig den Diffamierungen auf unseren Sportplätzen auszusetzen.“

„Mehr Anerkennung“

Bis zum Jahresende will der DFB mit verschiedenen kleineren und größeren Maßnahmen, insbesondere mithilfe der Bezirke, Kreise, Vereine und Verbände das Thema Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen öffentlich in den Mittelpunkt rücken und Verbesserungen einleiten. Ziel der Initiative ist es, der rückläufigen Zahl an Unparteiischen zu begegnen und um mehr Anerkennung für sie zu werben. 

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