Bockboanig [ˈbɔkbaɪ̯nɪç]: Nationalmannschaft und RTL – noch Lust auf Fußball?

Nordoberpfalz. Was ist eigentlich schlimmer – die Spiele unserer Nationalmannschaft, das übertragende Privatfernsehen oder dass es eigentlich keinen mehr interessiert? Es ist wieder an der Zeit altklug zum Fußball auf der Metaebene zu granteln. Eine Glosse.

Fußballnostalgie pur. Foto: Andreas Huber

Das war dann ja wieder einmal knapp – da haben die Mentalitätsmonster der DFB-Elf doch tatsächlich knapp verloren. Aber ein RTL-Reporter wäre keiner, wenn er nicht schon zur ersten Halbzeit eine privatfernsehen-kompatible Erklärung gehabt hätte: “Es war sehr schwül”. Wir reden aber schon noch von Leistungssportlern Anfang/Mitte 20? Würde ein Eishockeyreporter sagen “Er hat nicht getroffen, weil er kalte Zehen hatte” oder beim Handball “Der Kreisläufer konnte nicht abschließen, weil er gehalten wurde. Es hat zumindest ein Kontakt stattgefunden”? Sicher nicht.

Das Schlimme sind doch weniger die Niederlagen, sondern dass es inzwischen keinen mehr interessiert. Natürlich ist das Spiel von Hansis Buben nicht unbedingt geprägt von gelinde gesagt ansteckender Euphorie, auch eine gewisse Müdigkeit sei dem Team zugestanden – wenn aber die Werbung anregender ist als der Beitrag, dann muss man reden.

Ich denke, so sahen es auch die Fans in den letzten drei Spielen. Und auch das war schließlich ein wichtiges Anliegen, die Anhänger und die, die es werden wollen, für die Heim-EM frühzeitig abzuholen. Der erste Versuch ist zwar krachend gescheitert, aber für ein Sommermärchen 2024 ist es nie zu spät. Aber da muss es hinter den Kulissen gewaltig scheppern oder wie es im modernen Sportreportersprech heißt: “Wichtig ist, was am Ende des Tages rauskommt.”

Etwas Fußballnostalgie gefällig?

Wie lang musste eine Bank eigentlich sein, um 80 Millionen Trainer zu beherberg(er)n? Die Älteren werden sich erinnern, das war tatsächlich mal ein geflügelter Begriff: “Wir sind ein Volk von 80 Millionen Fußballtrainern.” Zu den typisch deutschen Eigenschaften wie Nörgelei und akutem Besserwissen kam aber tatsächlich noch eine, die inzwischen immer mehr flöten geht: die Leidenschaft für den Fußball. Das hatte schon was, selbst wenn man selbst nur Kreisklasse gespielt hat, vermeintlich an großen Rad mitzudrehen, natürlich immer mit der heiligen Dreifaltigkeit am Spielfeldrand: Bier, Zigarette und Bratwurstsemmel (immer mit Senft mit “t”). Und im Büro war Fußball als Thema damals sogar noch interessanter als das Wetter.

“Nationalspieler” ist kein Ehrenamt

Man klebt sich die Knaben ja nicht nur ins Panini-Album, mit dem Status eines Stammspielers in der Nationalmannschaft hat man – Stichwort “Trikotverkauf” – jede Menge direkte und indirekte ökonomische Vorteile. Auch als Experte ist man als “Ehemaliger Nationalspieler” gefragt.

Apropos Experte – der “Doppelpaß” wird zum Kompass, denn das Sport1-Format am Sonntagvormittag zeigt für mich ziemlich deutlich, wohin der Fußball zu schlittern droht. Viel Show und Blinkblink, wenig Essenzielles – denn wenn jemand etwas Kluges sagt, geht es rüber zu den Sportwetten, kommt ein ach wie lustiger Einspieler oder der Moderator unterbricht mit einer investigativ-plakativen Zwischenfrage, weil schließlich er im Mittelpunkt stehen muss. Auch das kann man sich schon bald nicht mehr anschauen – das ist die Parallele zur Nationalmannschaft.

Vielleicht können sie es einfach nicht besser?

Das lasse ich als alter Fußballer definitiv nicht gelten, denn selbst in den untersten Ligen gilt: Die Mischung machts und immer wieder schaffen es schlechtere Fußballer durch Charakter, Fleiß und Disziplin einen Stammplatz zu ergattern, sodass sich auch die Hochbegabten anstrengen müssen (bzw. müssten). Aber genug der altklugen Nostalgie, jetzt packt der Alte gleich auch noch seinen Toast Hawaii aus, was gibt es den für Lösungsansätze gegen die schwindende Fußballlust?

Gscheidhaferl, was schlägst du vor?

Fundierte taktische Schulung vom Experten. Foto: Ann-Marie Zell

Am Ende muss das Runde ins Eckige und das kann man gerne auch wieder live am Fußballplatz seines eigenen Vereins genießen – im Optimalfall natürlich bei einem Jugendspiel und schon ist man bestärkt:

Der Fußball lebt, es ist alles nur eine Frage der Perspektive.

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