Der Tipp vom Fachmann: verschieben, nicht aufgeben

Weiden/Neustadt/WN. Die Rahmenbedingungen für Häuslebauer sind schwierig. Doch den Traum von den eigenen vier Wänden sollte man trotzdem nicht aufgeben, meinen die Experten. Sie gaben jetzt einen Überblick über den Immobilienmarkt in der Region.

Informierten über die aktuelle Situation auf dem Immobilienmarkt in der nördlichen Oberpfalz (von links): Gerhard Hösl, Heinz-Peter Hungbaur und Hans-Jörg-Schön. Foto: Theo Kurtz

Darlehenszinsen von 0,7 Prozent, das war mal. Mittlerweile steht statt der Null eine Vier vor dem Komma. Dazu die Inflation und die hohen Baupreise. Der Traum von der eigenen Immobilie lässt sich immer schwerer erfüllen. Sich aber den Hauswunsch ganz abzuschminken und stattdessen in Miete zu gehen, hält Heinz-Peter Hungbaur, stellvertretendes Vorstandsmitglied der LBS Bayern für keine so gute Idee. Denn Wohnraum ist nach wie vor ein knappes Gut, das vor allen Dingen in Ballungsräumen immer teurer wird. Und die Lage könnte sich weiter zuspitzen. Dank Zuzüge legt die Bevölkerung im Freistaat zu. Gleichzeitig hinkt der Wohnungsbau weit hinterher. Umgekehrt scheinen sich die Preise für Baustoffe langsam wieder zu normalisieren. Sein Alternativvorschlag: Lieber das Bauvorhaben verschieben, als es ganz zu begraben.

Energiestandard wirkt sich auf den Preis aus

Gemeinsam mit den beiden Vorstandsvorsitzenden Gerhard Hösl (Vereinigte Sparkassen Eschenbach/Neustadt/Vohenstrauß) und Hans-Jörg Schön (Sparkasse Oberpfalz Nord) beleuchtete er die Immobilienlage in Bayern und der Region. “Die Preise werden sich stabilisieren”, ist er sich sicher. Teilweise werden jetzt schon bei Bestandsobjekten Abschläge von bis zu sieben Prozent registriert. Und auch Schön ist überzeugt. “Diese Preisspitzen, wie wir sie in den beiden vergangenen Jahren gesehen haben, werden tendenziell abschmelzen.” Immer mehr beim Kaufpreis spielt der energetische Standard eine Rolle. Je mehr es nachzurüsten gilt, umso günstiger sind die Häuser zu haben.

LBS meldet neuen Bausparrekord

Eine Renaissance erlebt wieder der gute alte Bausparer. In den Null-Zins-Zeiten war er fast komplett von der Finanzierungsbildfläche verschwunden. Jetzt, mit der Zinswende, erlebt er sein Comeback. Bei der LBS Bayern wurden im vergangenen Jahr Bausparverträge mit einer Summe von neun Milliarden Euro abgeschlossen, sage und schreibe 86 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Der höchste Wert übrigens in der 93-jährigen Geschichte der Landesbausparkasse. Ein Trend, der sich auch bei den beiden nordoberpfälzer Sparkassen bemerkbar macht. Hier kletterte die Bausparsumme von 116 Millionen Euro im Jahr 2021 auf 170 Millionen Euro 2022. Ein Plus von 46 Prozent. Außerdem gibt es noch Förderprogramme, die das Modernisieren oder Sanieren finanziell erleichtern. “Wir haben in beiden Sparkassen dazu exzellente Fachleute die unsere Kunden kompetent beraten”, betont Hösl. Beide Häuser bieten zudem spezielle Klimakredite an.

Interesse am Bauen ist ungebrochen

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen: “Das Interesse am Eigenheim ist in der Region nach wie groß”, betont Schön. Alleine im vergangenen Jahr hatten beide Sparkassen Baudarlehen in Höhe von 197 Millionen Euro ausgereicht. 109 Objekte im Wert von 27 Millionen Euro wechselten, auf Vermittlung der Sparkassen, den Besitzer.

Bürger sind zunehmend verunsichert

Was aber Hösl und auch sein Kollege Schön immer wieder feststellen können: Bei den Kunden herrscht große Verunsicherung darüber, was sie sich überhaupt noch werden leisten können. Hösl wird deutlich: “Die Regierung muss für mehr Klarheit sorgen. Wir brauchen weniger Verbotspolitik. Es müssen hingegen mehr Anreize für die Bürger geschaffen werden.”

So teuer sind Häuser, Eigentumswohnungen und Baugrundstücke:

Baugrundstücke kosten in Weiden zwischen 180 und 400 Euro pro Quadratmeter, im Landkreis Neustadt/WN zwischen 55 und 160 Euro und im Landkreis Tirschenreuth zwischen 30 und 110 Euro.

Neue Eigentumswohnungen kosten in Weiden zwischen 3.750 und 4.500 Euro/Quadratmeter, im Landkreis Neustadt/WN zwischen 2.500 und 3.450 Euro und im Landkreis Tirschenreuth zwischen 3.500 und 4.200 Euro.

Gebrauchte Eigentumswohnungen liegen in Weiden zwischen 1.000 und 3.150 Euro/Quadratmeter, im Landkreis Neustadt zwischen 1.200 und 2.200 Euro und im Landkreis Tirschenreuth reicht die Spanne von 800 bis 2.800 Euro.

Gebrauchte frei stehende Häuser kosten in Weiden zwischen 250.000 und 550.000 Euro, im Landkreis Neustadt/WN zwischen 80.000 und 450.000 Euro und im Landkreis Tirschenreuth zwischen 80.000 und 420.000 Euro

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