Deutsche Litauen-Brigade: Weidener Bataillon 131 soll Lücke in Oberviechtach füllen

Weiden. Das Verteidigungsministerium informiert die Weidener Abgeordneten über die Folgen der Entscheidung, eine deutsche Brigade in Litauen zu stationieren. Das Panzergrenadierbataillon 122 aus Oberviechtach wird nach Litauen verlegt, das Weidener Artilleriebataillons 131 soll die Lücke füllen.

Kommandoübergabe im Rahmen eines öffentlichen Appells: Major Daniel Madeheim (rechts) übergibt das Kommando über die dritte Batterie des Artilleriebataillons 131 an Hauptmann Philipp Richter, in der Mitte der stellvertretende Bataillonskommandeur Stefan Zadlo. Archivfoto: Gabi Eichl

Albert Rupprecht (CSU) begrüßt die Grundsatzentscheidung, eine deutsche Brigade mit etwa 5000 Soldaten in Litauen aufzubauen: „Das ist nachvollziehbar“, sagt der Weidener Bundestagsabgeordnete. „Hier müssen auch wir im Rahmen der NATO-Bündnispartner unseren Beitrag leisten.“

Demnach sind von der Verlegung nach Litauen das Panzerbataillon 203 aus Augustdorf/NRW und das Panzergrenadierbataillon 122 aus Oberviechtach direkt betroffen. Am Standort Augustdorf ist die Neuaufstellung des Panzerartilleriebataillons 215 vorgesehen. Am Standort Oberviechtach soll eine Verlegung des Artilleriebataillons 131 aus Weiden erfolgen.

CSU-Trio: „Völlig unverständlich“

Was er, der Weidener Landtagsabgeordnete Stephan Oetzinger und CSU-Kreisvorsitzender Stephan Gollwitzer gar nicht gutheißen, teilen sie in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit: „Völlig unverständlich ist für uns aber die Entscheidung, das seit 2014 in Weiden bestehende und voll funktionsfähige Artilleriebataillon 131 mit rund 600 bis 800 Soldatinnen und Soldaten nach Oberviechtach zu verlegen, an dem bisher das nach Litauen zu entsendende Panzergrenadierbataillon 122 stationiert ist.“

Hintergrund: Nach den bisherigen Plänen hätte das Weidener Bataillon 2024 reformiert und auf 600 Soldaten reduziert werden sollen. Diese Reform soll eigentlich 2024 kommen. Von daher ist davon auszugehen, dass diese dann umgruppierte, 600 Mann starke Truppe nach Oberviechtach versetzt würde.

Entschlossener Blick: Bundestagsabgeordneter Albert Rupprecht. Foto: Jürgen Herda

Aufwuchs des Panzerartilleriebataillons 375 ungewiss

Auf Nachfrage von OberpfalzECHO erklärt Rupprecht die möglichen Folgen: „Verteidigungsminister Boris Pistorius hat über seinen Parlamentarischen Staatssekretär Thomas Hitschler zwar mitteilen lassen, dass man die Stationierung an den Standorten mittelfristig auf einem vergleichbaren Niveau halten möchte.“ Während aber nach dieser Beschlussvorlage der Abzug der 600 bis 800 Soldaten sicher wäre, stünde die in Aussicht gestellte „Zielstationierung des derzeit im Aufwuchs befindlichen Panzerartilleriebataillons 375 am Standort Weiden“ in den Sternen. „Wir erleben turbulente Zeiten“, sagt Rupprecht, „niemand weiß, ob das jemals gelingen wird.“

Deshalb hat sich das CSU-Trio in einem gemeinsamen Schreiben an Pistorius gewendet und ihn eindringlich gebeten, diese Entscheidung noch einmal zu überdenken: „Die Versetzung nach Oberviechtach würde in logistischer und struktureller Hinsicht Probleme verursachen und die herausragende Symbiose zwischen den Soldaten des Artilleriebataillons 131, der exzellenten Infrastruktur in der Kaserne und der Bevölkerung in der Stadt Weiden und dem Landkreis Neustadt /WN ohne gewichtigen Grund zerstören.“

Stephan Oetzinger bei einer CSU-Veranstaltung. Foto: Dagmar Nachtigall

Für betroffene Soldaten nicht nachvollziehbar

Wenn für den Standort Oberviechtach eine Folgeverwendung gesucht werden müsse, bestehe die Lösung vielmehr darin, das im Aufbau befindliche Panzerartilleriebataillon 375 nach Oberviechtach zu verlegen. „Da das Bataillon 375 eines der fünf neu aufzustellenden Artilleriebataillone ist und sich erst noch im Aufbau befindet, würde eine Versetzung nach Oberviechtach insbesondere für die Soldatinnen und Soldaten, denen auch unser Augenmerk gelten sollte, die geringere Herausforderung darstellen.“

Gollwitzer ergänzt: „Bereits 2004 sollte unter Verteidigungsminister Peter Struck unter der rot-grünen Bundesregierung unsere Kaserne geschlossen werden.“ Durch den Einsatz von allen Seiten habe dies verhindert werden können. „Wir konnten unseren Standort sogar noch vergrößern und ausbauen.“ Große Investitionen seien geplant. Das alles jetzt wieder zu revidieren, sei nicht zweckdienlich. „Und auch unsere Soldatinnen und Soldaten, die teilweise gerade im Auslandseinsatz in Litauen sind, können das nicht mehr nachvollziehen.“

Stephan Gollwitzer. Foto: Dagmar Nachtigall

Bundeswehr-Insider: Neuaufbau statt Verschiebebahnhof

Mit der Verlegung des Panzergrenadierbataillon 122 wäre die Kaserne in Oberviechtach praktisch „leer“, erklärt ein Bundeswehr-Insider. Damit der Standort nicht aufgelöst werden müsse, sollen eben die Soldaten aus Weiden dorthin. „Klar würde durch diesen Schritt ein Standort erhalten“, fährt er fort, „das ist grundsätzlich positiv.“ Das Artilleriebataillons 131 sei wiederum 2014 aus Thüringen nach Weiden gekommen und seitdem durch Versetzungen zu einem echten Oberpfälzer Bataillon gemacht worden.

„Man könnte es auch wie in Augustdorf machen“, sagt der Militär-Experte, „und in Oberviechtach ebenfalls ein neues Bataillon aufbauen.“ Der Vorteil: „Dann könnten parallel neue Strukturen wachsen, und es kämen Soldaten, die von vornherein wüssten, sie bewerben sich nach Oberviechtach, ohne dass Zwang ausgeübt wird.“ So könne man den Standort erhalten und vermeide zusätzlich Unmut und Unverständnis in der Truppe und der Bevölkerung. „Jetzt reißt man rund 600 bis 800 Mann aus Weiden raus, die hier und in der näheren Umgebung leben.“

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