Erwin Otte, ein preisgekrönter Künstler, der mit sich im Reinen ist

Reuth. Wenn es in der Oberpfalz um das Thema Kunst geht, kommt man an einem Namen nicht vorbei: Erwin Otte gilt als einer der renommiertesten Vertreter seiner anspruchsvollen Zunft.

Erwin Otte, Multi-Künstler mit großer Lebenserfahrung. Foto: Udo Fürst

In Erwin Ottes Atelier stapeln sich die vielfältigen Arbeiten. “Ich habe so viele Gedanken, so viele Ideen. Ich weiß gar nicht, ob ich das alles realisieren kann”, sagt der Kunstmaler, Bildhauer und Schöpfer sakraler Kunst. Obwohl kein Jungspund mehr (Otte: “Ich bin alterslos”), ist der Künstler nach wie vor voller Tatendrang. “Ich bin beseelt vom kreativen Schaffen und schöpfe alles aus meinem geistigen Fundus.”

“Das Wesentliche sichtbar machen”

Die Kreativität ist ein wichtiger Bestandteil seines Lebens. Schon immer hat er die Natur beobachtet und viel gemalt. Die Tiefen der Horizonte, Licht und Schatten, Wolken, die sich ständig verändern und Landschaften der Oberpfälzer Heimat, die im wechselnden Licht der Sonne die Schönheit der Schöpfung erkennen lassen. Er hat seine Empfindungen, geprägt aus den Tiefen und aus der Sensibilität eines starken Naturbewusstseins, auf Leinwand gebracht. “Ich habe mich für alles interessiert und alles gemalt.”

Vor allem der Landkreis mit dem Steinwald als Schwerpunkt in allen Varianten hatte es ihm angetan. Es ist ein Segen für mich, als Künstler in so einer herrlich prägenden Landschaft arbeiten zu können. Selbst in seiner Pflichtzeit bei der Bundeswehr, in der er “gottlob das Gewehr gegen den Pinsel tauschen konnte”, habe er Wandgemälde, Urkunden und alles, was ihm unter die Fittiche kam, gemalt. 1984 machte er sich als Kunstmaler selbstständig und seine Leidenschaft zum Beruf. “Seitdem male, male, male ich. 365 Tage im Jahr, sogar an Heilig Abend-Nachmittag.”

Schaffenskraft erweitert

Erwin Otte hat 23 Kunstkalender meist mit Motiven vom geliebten Steinwald und des Stiftlands veröffentlicht und im Lauf der Jahre seine eindrucksvolle Schaffenskraft enorm erweitert. Vom Malen hin zur Bildhauerei und teilweise gar in Richtung Architektur. Der Künstler kreierte Lichtobjekte, Skulpturen, Brunnen, Urnenanlagen, Kapellen, Stelen, und, und, und. Unter anderem am Flughafen Heathrow hat er sich in Zusammenarbeit mit Peter Schöffel mit einem Wasserkunstwerk verewigt. Ebenfalls in London realisierte er eine gläserne Pyramide in einer jüdischen Privat-Eliteschule.

Mit seinen Werken schuf er sich bereits zu Lebzeiten beeindruckende Denkmäler. Er setzt bei seinen Skulpturen Granit, Edelstahl, Bronze, Glas und Licht als Komponenten ein, um sie lebendig wirken zu lassen. Sein Ruf eilte ihn im ganzen Land, in Österreich, in der Schweiz und sogar bis nach Großbritannien voraus, Preise und Auszeichnungen waren die fast logische Folge. So ist Otte Kulturpreisträger (Bildhauerei) der Oberpfalz, bekam den Glasstraßenpreis Ostbayern und ist Kirchenkünstler der Diözese Regensburg. Zudem gab es viele erste Preise bei öffentlichen Kunstwettbewerben, die er dann auch realisierte.

Frieden im Mittelpunkt

Zu den bekanntesten Werken Ottes in der Region gehört der Friedensengel auf der Panzersperre bei Windischeschenbach unter dem Motto „Die Narben des Kalten Krieges verheilen“. Sieben Meter hoch ist das Mahnmal aus Beton, das bereits in den 1970er Jahren direkt an der Bahnlinie Hof – Regensburg und an der Glasstraße zwischen Windischeschenbach und Neuhaus errichtet wurde. Die Panzersperre hatte Otte erfolgreich zur tragenden Basis, zum Landeplatz für den über drei Meter großen gläsernen Botschafter des Lichts, der Hoffnung und des Friedens umfunktioniert. “Seine Ausführung und die stetig zunehmende Gefährdung des Weltfriedens inspirierten mich, das Betonmonument künstlerisch umzugestalten und mit einem Friedensengel sozusagen zu optimieren.”

Der Friedensengel an der Bahnbrücke zwischen  Windischeschenbach udn Neuhaujs ist eines der eindrucksvollsten Werke des Künstlers Erwin Otte. Foto: Otto
Der Friedensengel an der Bahnbrücke zwischen Windischeschenbach udn Neuhaujs ist eines der eindrucksvollsten Werke des Künstlers Erwin Otte. Foto: Otto
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 Foto: Otto

Ottes jüngstes Werk ist die sieben Meter hohe Skulptur „Abspann“ auf dem Hessenreuther Berg. Die Basis des Kunstwerks bildet ein abstrahiert dargestelltes Hufeisen aus Stahl. “Deutlich wahrnehmbar positioniert wird durch den Glücksbringer als Torbrücke nicht nur auf die Verbindung der historischen Handelsstraße von Nürnberg nach Eger hingewiesen, sondern symbolisch auch auf den Brückenschlag der angrenzenden Landkreise Tirschenreuth und Neustadt/WN. Prägend und augenfällig wirkt der obenauf platzierte Habichtskauz. Hier erfolgreich wieder angesiedelt, steht dieses seltene Tier durch beidseitig sichtbare Goldtönung als spürbar kraftvolles Symbol für die gelungene Symbiose zwischen Technik und Natur. Zugleich kündet die Skulptur Abspann von der Wichtigkeit einer intakten Umwelt als Grundlage jeglichen Lebens”, beschreibt der Künstler seine Gedanken. 

Hochkarätiger Helfer: Erwin Otte (links) und Bayerns Finanzminister Albert Füracker bei der Enthüllung der Skulptur am Abspann auf dem Hessenreuther Berg. Foto: Udo Fürst
Hochkarätiger Helfer: Erwin Otte (links) und Bayerns Finanzminister Albert Füracker bei der Enthüllung der Skulptur am Abspann auf dem Hessenreuther Berg. Foto: Udo Fürst
Erwin Ottes Kunstwerk an der B 299 besteht aus einem abstrahiert dargestellten Hufeisen mit dem goldenen Habichtskauz als Glücksbringer und Torbrücke. Foto: Udo Fürst
Erwin Ottes Kunstwerk an der B 299 besteht aus einem abstrahiert dargestellten Hufeisen mit dem goldenen Habichtskauz als Glücksbringer und Torbrücke. Foto: Udo Fürst
Foto: Udo Fürst
 Foto: Udo Fürst

Otte ist viel in der Natur unterwegs – immer mit Hund und Kamera als Begleiter. “Ich kenne den Steinwald und das Waldnaabtal schon sehr lange, kenne jeden Stein und Strauch, weiß, wo die Quellen entspringen.” Spannend sei für ihn, wie sich vieles in den vergangenen Jahrzehnten verändert habe.

“Freiheit, die ich meine”

Erwin Otto ist heute in der komfortablen Lage, sich die Aufträge aussuchen zu können, die für ihn interessant und inspirierend sind und genügend Freiraum bieten für die eigene Kreativität. Der Traum vom eigenen Häuschen im Süden wird bleiben, aber die Verwurzelung mit der Heimat lässt dem viel beschäftigten und gefragten Künstler wenig Zeit, diesen weiterzuverfolgen. Die liebenswerte Heimat liegt ihm doch zu sehr am Herzen. Der Künstler ist ein zufriedener, ein glücklicher Mann, strahlt eine sympathische, angenehme Ruhe aus. “Was gibt es Schöneres, als frei zu sein in dem, was man tut und Freude zu haben an dem, was man getan hat. Daraus schöpfe ich Kraft und Zuversicht, dieses auch weiterhin zu tun. Das ist die Freiheit, die ich meine.”

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