„Fakten, Fakten, Fakten“: Medien-Dino Helmut Markwort bei FDP vor Ort

Weiden. Wer wählen geht, sollte wissen, was Sache ist. Woher aber die „Fakten, Fakten, Fakten” nehmen, um sich eine fundierte Meinung zu bilden. Der Weidener Landtagsabgeordnete Christoph Skutella (FDP) lud zur Medien-Diskussion in die Max-Reger-Halle.

Mediendebatte bei „Politik vor Ort“ (von links auf dem Podium): Gastgeber Christoph Skutella (FDP), Focus-Gründer und FDP-MdL Helmut Markwort, OTV-Geschäftsführer Christoph Rolf und Moderator Jürgen Meyer. Foto: Jürgen Herda

Keine Frage, die FDP stellt sich einem Thema, das für den Fortbestand der Demokratie zentrale Bedeutung hat. Stargast Helmut Markwort bringt es auf den Punkt: „Ich mache mir Sorgen, dass viele Leute, die ein Wahlrecht haben, die Zahl derer, die ein breites Wissen haben, immer kleiner wird.”  

Der Gründer von „Focus“ und „Antenne Bayern“ weiter: „Je weniger die Leute wissen, desto mehr glauben sie.“ Gefühlte Meinung sei aber keine solide Basis für eine vernünftige Wahlentscheidung. Und bei den allerwenigsten würde, wie bei ihm selbst, der Briefkasten mit Tageszeitungen überquellen, mit denen er sich den größten Teil des Tages beschäftige. „Ich gehöre bald zu einer aussterbenden Spezies“, sagt der 86-Jährige süffisant.

Der Weidener Landtagsabgeordnete Christoph Skutella überreicht seinem Fraktionskollegen Helmut Markwort ein Gastgeschenk. Foto: Jürgen Herda

Markwort: „Da zählen nur noch Klicks”

Wie groß die Skepsis gegenüber „den Medien” ist, belegen die Wortmeldungen nach der von Ramasuri-Moderator Jürgen Meyer moderierten Medien-Debatte mit Markwort, Gastgeber Christoph Skutella und OTV-Geschäftsführer Christoph Rolf. „Es gibt keine Objektivität”, sagt etwa Diplom-Volkswirt Gottfried Wabra, „die Berichterstattung ist grundsätzlich eingefärbt.” Und ein anderer Gast vermisst eine substanzielle Berichterstattung auch in der regionalen Tageszeitung.

Markwort kennt den Trend zur Währung Zugriffszahlen: „Da zählen nur noch Klicks.“ Das betreffe leider auch sein Baby Focus: „Ich habe ja auch den Fokus online gegründet und die klassischen Ressorts Politik, Wirtschaft, Kultur und so weiter eingeführt.“ Seine Nachfolger hätten die Kultur dann wieder rausgeschmissen, weil sie nicht geklickt worden sei. „Das führt zu einem Informationsmangel“, sagt Markwort, „ich beklage eine gewisse Oberflächlichkeit.“

Mit auf dem Podium: OTV-Geschäftsführer Christoph Rolf und Ramasuri-Moderator Jürgen Meyer. Foto Jürgen Herda

Gohlke: „Keine politische Haltung” 

Den Manipulationsvorwurf möchte OTV-Chef Rolf allerdings nicht im Raum stehen lassen: „Es ist ja nicht so, als ob es dunkle Mächte gäbe – was stimmt, dass unterschiedliche Medien einen anderen Spin haben.“ Das sei auch nichts Neues, wie im anschließenden lockeren Gespräch im Foyer auch NT-Chefredakteur Kai Gohlke zu bedenken gibt: „Es war schon immer so, dass Medien eine Grundhaltung hatten wie die FAZ als liberal-konservative oder die SZ als eher linksliberale Zeitung.“ 

Das habe sich freilich geändert: „Als ich bei der Befragung von einer Medien-Studentin nach der politischen Haltung unseres Hauses befragt wurde, habe ich ihr gesagt, wir können das Gespräch gleich wieder beenden – so etwas gibt es heute nicht mehr.“ Und Rolf ergänzt: „Es ist außerdem ja nicht so, dass in den seriösen Medien reihenweise Fake-News produziert würden.“ Er glaube vielmehr, dass der Drall in eine bestimmte Richtung von der Überzeugung der Journalisten herrühre.

Focus-Gründer Helmut Markwort bei der FDP-Veranstaltung „Politik vor Ort“. Foto Jürgen Herda

Markwort: „Im Lokaljournalismus jeder Fakt nachprüfbar”

Markwort bricht deshalb auch eine Lanze für den Lokaljournalismus: „Das ist Journalismus in seiner Urform, da ist jeder Fakt nachprüfbar, weil die Leser genau weiß, dass es die Max-Reger und nicht die Max-Greger-Halle ist“, scherzt der FDP-Medienpolitiker. „Die großen Fälschungen wie von Relotius im Spiegel finden im Auslandsjournalismus statt, weil das keiner nachprüfen kann.“ 

Was kann die Politik tun, um Artikel 5 des Grundgesetzes wieder Substanz zu verleihen? „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten“, erinnert Markwort, „und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.“ Wenn die Tageszeitung aber in Thüringen nicht mehr ausgeliefert werden könne, weil Träger fehlten, sei dieses Recht ad absurdum geführt: „Das Projekt der Förderung der Zusteller, damit die allgemein zugängliche Quelle erhalten bleibt, wird aber von der Politik hin und hergeschoben.“

Focus-Gründer Helmut Markwort bei der FDP-Veranstaltung „Politik vor Ort“. Foto Jürgen Herda

Reform des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks

Ein wichtiges Anliegen der FDP sei eine Reform Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks: „Wir haben ein Rundfunkänderungsgesetz eingebracht“, sagt Markwort, „das die Mehrheit natürlich abgelehnt hat.“ Es werde viel zu viel wiederholt. „Wir wollen mehr Eigenproduktionen.“ Die geschasste RBB-Intendantin Schlesinger habe Geld für Deko verschwendet, aber eine Erinnerungssendung an Harald Juhnke gestrichen.

„Nicht jeder Sender muss alles vorhalten“, kritisiert Skutella Doppelstrukturen bei Verwaltung und Technik in den einzelnen Landesanstalten. „Das geht zulasten der Zuschauer und Hörer.“  Außerdem sei die Zusammensetzung des Medienrats nicht mehr zeitgemäß. „Man sollte sich ernsthaft Gedanken machen, welche Verbände und Vereine da vertreten sind.“ So entspreche der Einfluss der Kirchen nicht mehr ihrem tatsächlichen gesellschaftlichen Gewicht, wenn über 50 Prozent der Bundesbürger konfessionslos seien. „Man muss da anpacken.“

Der Weidener Landtagsabgeordnete Christoph Skutella. Foto: Jürgen Herda

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