Flosser Aschermittwoch: Nichts als Verbote

Diepoltsreuth. Der 85. Flosser Aschermittwoch ist Bühne für zwei zornige Landwirte der Bewegung „Land schafft Verbindung“ (LSV). Und die Politik muss sich einiges gefallen lassen an diesem Vormittag. Aber die beiden Bauern wettern nicht nur, sie fordern beinahe händeringend, dass die Politik mit ihnen spricht.

Von Gabi Eichl

Bauern-Aschermittwoch in Floß
Der Saal im Gasthaus Plödt in Diepoltsreuth ist gut gefüllt beim 85. Flosser Aschermittwoch. Die Zeiten einer vollen Mehrzweckhalle sind aber vorbei.

Stefan Adam aus der Gemeinde Reuth bei Erbendorf und Andreas Fischer aus Pursruck (Gemeinde Freudenberg) stehen da, wo früher CSU-Minister der versammelten Bauernschaft ihre unverbrüchliche Treue bekundeten. Eine Traditionsveranstaltung wie der Flosser Aschermittwoch füllt längst keine Mehrzweckhalle mehr, seit fünf Jahren bittet der Bauernverband bescheiden nach Diepoltsreuth.

“Unsere Kulturlandschaft wäre nicht so schön, wenn unsere Bauern sie nicht pflegen würden”

Was der stellvertretende Landrat Albert Nickl sagt, kommt bei den Zuhörern an. Die Bauern als Hüter der Kulturlandschaft, als der Stand, der sich wie kaum ein anderer in die Gesellschaft einbringe, es sei an der Zeit, dass wieder Vernunft einkehre in die Diskussion; die Bauern hätten eine faire Auseinandersetzung verdient. Nickl bekommt Beifall. Doch auch er muss wiederholt schlucken, als Adam und Fischer ihrem Unmut Luft machen.

Gleichbehandlung, “sonst nichts”

Adam wie nach ihm Fischer geben zu, dass ihre Vorträge “unsortiert” wirken können, und tatsächlich sprudeln die unterschiedlichsten Themen ohne rote Linie aus beiden heraus. Es wird überdeutlich, wie sehr jüngere Bauern sich mit dem Rücken zur Wand stehen sehen. Der BBV-Geschäftsführer Hans Winter stellt sich hinter die beiden Redner: Was wie eine wirre Aneinanderreihung von Problemen und Vorwürfen klinge, sei eben das, was die Bauern derzeit täglich belaste. Und der stellvertretende Neustädter Kreisobmann Karl Bäumler sagt, die Bauern wollten nur eine Gleichbehandlung, “sonst nichts”.

“Nichts als Verbote”

Adam beklagt, die Politik überziehe die Bauernschaft “nur mit Verboten”, biete aber keine neuen Perspektiven. Organisationen wie PETA unterstellt der LSV-Mann, der sich selbst ironisch als “Schweine-Massentierhalter” bezeichnet, Kalkül, wenn diese nach Hofbränden unmittelbar Anzeige erstatteten, bevor die ersten Fakten auf dem Tisch lägen.

Zum Mercosur-Abkommen sagt Adam: “Den Urwald in Brasilien zünden wir an.” Zur NEC-Richtlinie: “Da ist die Düngeverordnung ein Witz dagegen.” Und immer wieder kommt er darauf zurück, dass als Allheilmittel stets nur Verbote im Angebot seien, die zu Lasten der Landwirte gingen, die ohnehin schon in einem Hamsterrad rotierten. Er fragt: “Warum spricht kein Politiker die Wirtschaftskraft der Landwirtschaft an?”

Da die Schlepper-Demos bisher kaum etwas gebracht hätten, arbeite “Land schafft Verbindung” an einem Positionspapier; wichtig sei, auch die Verbraucher in den Städten zu erreichen.

Bauern-Aschermittwoch in Floß
Andreas Fischer hat vielfältige Hochrechnungen angestellt; seiner Rechnung nach stoßen die Münchner Klärwerke pro Jahr so viel Stickstoff aus wie etwa 305.000 Mastschweine.

“Alles auf dem Rücken der Bauern”

Andreas Fischer beklagt, dass “alle Umweltskandale auf dem Rücken der Bauern ausgetragen werden”. Der Landwirt aus Pursruck hat eine Vielzahl von Beispielen dabei, eigene Berechnungen und Hochrechnungen anhand veröffentlichter Zahlen. Fischer spitzt zu: Wenn Deutschland die schlechtesten Nitratwerte nach Malta habe, dann könne doch ganz offensichtlich etwas nicht stimmen mit den Messstellen.

Mehrfach bezieht er sich auf die deutschen Kläranlagen, etwa dann, wenn er vorrechnet, dass der jährliche Stickstoffausstoß der Münchner Klärwerke dem von etwa 305.000 Mastschweinen entspreche. Das sei nicht als Kritik an den Kläranlagen zu verstehen, sagt er, er wolle damit nur vorrechnen, dass die Landwirtschaft nicht allein für Belastungen verantwortlich sei.

Fotos: Gabi Eichl

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