Jahn in Liga 3: Bei Abstiegskandidat VfB Lübeck Aufstiegsplatz gefährdet

Regensburg. Zweite Trainerentlassung beim VfB Lübeck: „Das macht es nicht leichter“, sagt Joe Enochs. Beim SSV Jahn weiß man nach fünf sieglosen Spielen: „Es gibt nur noch Endspiele.“ Im Stadion Lohmühle sollte sich der Noch-Zweite am Samstag, 14 Uhr, nicht wieder blamieren.

Was hecken Sportchef Achim Beierlorzer (links) und Jahn-Trainer Joe Enochs gegen den VfB Lübeck aus? Foto: jrh

Warum soll es Joe Enochs leichter haben als prominentere Vertreter seines Fachs? Wenn selbst ein Thomas Tuchel erst seinen Abgang am Ende der Saison bekannt geben muss, damit der FC Bayern wieder in die Spur findet, darf sich auch der Trainer des SSV Jahn über die Unwägbarkeiten des Fußballs wundern.

„Es war ein ähnliches Spiel wie viele in der Hinrunde“, rätselt Enochs nach dem Remis gegen Ingolstadt über die Gründe für den Unterschied zwischen Erfolgs- und Pleitenphase. Damals habe man meist einen Weg gefunden, zu gewinnen. „Jetzt haben wir halt den Weg nicht gefunden.“ Immerhin habe man den Rückschlag nach dem Rückstand weggesteckt und einen Punkt geholt. „Natürlich haben wir die drei Punkte nicht geholt, deshalb sind wir enttäuscht vom Ergebnis – aber sonst vom Auftreten war es ein Schritt in die richtige Richtung.“

Kippt der Jahn endgültig aus der Erfolgsspur?

Wenn man ehrlich ist, war auch bei der famosen Siegesserie nicht alles Gold, was glänzte: Von zehn knappen Siegen hätten gut und gerne fünf auch sieglos bleiben können. Oft entschied der Jahn erst auf den letzten Metern die – mit Ausnahmen – engen Partien. Andererseits: Auch das schien zu einer wieder entdeckten Qualität der Regensburger zu reifen: Die Überzeugung, mit Willenskraft Gegner in der Schlussphase niederzuringen. Eben das Mentalitätsmonster-Phänomen der ersten Ära Beierlorzer.

Zehn Spieltage vor Schluss steht man vor einem Dilemma: Der Ist-Tabellenstand ist noch immer besser, als man zu Beginn der Saison gedacht hätte. Nach dem totalen Umbruch, die meiste Zeit einen Aufstiegsplatz zu behaupten, ist ein starkes Stück. Das aber auch Erwartungen geweckt hat: Auf die unverhoffte Chance, den sofortigen Wiederaufstieg zu schaffen, auf den Mannschaften mit mehr finanziellen Mitteln wie 60 oder Ingolstadt seit Jahren vergeblich hinarbeiten.

Entwicklung rückläufig

Auf der anderen Seite ist man kurz davor, den fast schon unheimlichen Vorsprung von 12 Punkten auf einen Nichtaufstiegsplatz endgültig zu verdaddeln. Anstatt ein Kunststück mit vielen Nachwuchstalenten hinzulegen, stünde dann eine Blamage am Ende der Saison. Und da liegt auch der berechtige Grund für die sich abzeichnende Enttäuschung: So schnell eine konkurrenzfähige Mannschaft zu formen, gab Anlass zur Hoffnung, dass etwas Großes entstehen kann. Jetzt muss man befürchten: Die Entwicklung stockt, ist sogar rückläufig.

Allzu viele Bewährungsproben bleiben dem SSV Jahn vor dem 30. Spieltag beim hochgradig abstiegsgefährdeten VfB Lübeck nicht mehr. Deshalb hat Enochs natürlich recht, wenn er sagt: „Gerade vor der Länderspielpause wäre es ein gutes Zeichen, ein positives Ergebnis zu holen, dass wir diese kleine Negativserie beenden und mit Zuversicht in die Zukunft blicken.“ Denn jetzt müsse allen klar sein: „In dieser Phase sind alles Endspiele für jede Mannschaft, egal ob es nach unten oder nach oben geht.“

Enochs: „Nur noch Endspiele“

Man müsse zusehen, dagegenzuhalten und voranzugehen. „Dass wir nicht abwartend spielen, sondern vorangehen.“ Für diese Mission stehen dem Cheftrainer außer den Langzeitverletzten Eric Hottmann und Erik Tallig sowie den gesperrten Dominik Kother alle Mann zur Verfügung. „Wir könnten Domi 1:1 mit einem Rechtsfuß ersetzen wie Jonas Bauer – auch Max Meyer kommt infrage, der die Position gerne von dieser Seite spielt. Auch Bryan Hein, Noah Ganaus – es gibt viele Optionen. Wir müssen schauen, wie das Training läuft, um die richtige Entscheidung zu treffen.“

Und machen wir uns nach der Spielweise der vergangenen fünf sieglosen Spieltage – darunter die sang- und klanglose 1:3-Niederlage beim 17. Waldhof Mannheim – nichts vor: Es gibt für den Jahn in dieser Form keine leichten Spiele mehr. „Der Trainerwechsel in Lübeck macht es nicht einfacher“, weiß Enochs. „Wir wissen aus dem Hinspiel, was sie für eine gute Mannschaft haben.“ Wenn sich die Norddeutschen ihr Selbstbewusstsein zurückholten, könnten sie mit jeder Mannschaft mithalten in der Liga. „Deshalb sind wir gewarnt, wir unterschätzen sowieso keinen Gegner.“ Schon gar nicht in einem Auswärtsspiel bei einem Team, das seine letzte Chance wahren will.

Im Hinspiel erfolgreich, am Samstag gesperrt: Dominik Kother freut sich über seinen Führungstreffer für den SSV Jahn gegen den VfB Lübeck. Foto: jrh

Bastian Reinhardt wieder Interimscoach beim VfB Lübeck

Lübecks Aufstiegs-Trainerheld Lukas Pfeiffer musste am 11. Dezember das schon wankende Schiff verlassen. Jetzt musste auch Florian Schnorrenberg das zu sinken drohende Boot räumen. Wie im Winter darf auch jetzt wieder Assistent Bastian Reinhardt für 15 Tage auf die Brücke. Das HSV-Urgestein übernimmt für maximal 15 Tage die Kommandozentrale.

Während die Aufstiegskollegen aus Ulm (Platz 1), Münster (4) und Unterhaching (5) noch um den Durchmarsch in Liga mitspielen, schafft es allein der VfB Lübeck nicht, sich in Liga 3 zu etablieren. Dabei denken noch viele Oberpfälzer mit Grauen an das vorletzte Zweitliga-Abenteuer des SSV Jahn zurück, als die Regensburger am vierten Spieltag der Saison 2003/4 gegen die Hansestädter sang- und klanglos mit 0:4 den Kürzeren zogen.

Heute aber belegt der VfB Lübeck eine Ebene tiefer nach 29 von 38 Spielen den vorletzten Rang. Der Abstand zum Nicht-Abstiegsplatz beträgt 8 Punkte. So schnell wie möglich soll ein neuer Chefcoach das kleine Fußballwunder vollbringen. Zu den Kandidaten zählen Alois Schwartz (zuletzt Hansa Rostock), Torsten Ziegner (MSV Duisburg), Pit Reimers (Hamburger SV II) und Sebastian Gunkel (Holstein Kiel II).

* Diese Felder sind erforderlich.