Jahn in Liga 3 gegen Ingolstadt: Wiedergutmachungs-Derby für beide Mannschaften

Regensburg. „Ein packendes Derby“, verspricht Michael Köllner, Trainer des FC Ingolstadt. Beide Mannschaften hätten so einiges wiedergutzumachen. Jahn-Coach Joe Enochs freut sich auf rund 12.500 Zuschauer am Samstag, 14 Uhr, im Jahn-Stadion. „Die Lautstärke ist unfassbar, die Jungs genießen es, vor so einer Kulisse zu spielen.“

Joe Enochs steht zu seiner vermittelnden Art: “Hier sitze ich und kann nicht anders.” Foto: jrh

Beim Blick auf die Tabelle, mag man kaum glauben, dass fast von einem Krisen-Derby gesprochen werden muss: Der SSV Jahn ist trotz des einzigen Sieges in der Rückrunde beim stark abstiegsgefährdeten MSV Duisburg immer noch Tabellenführer.

Das aber vor allem deshalb, weil Dynamo Dresden, das diese Woche Sportchef Ralf Becker entlassen und Trainer Markus Anfang angezählt hat, auch schwächelt. Und weil sich die Oberpfälzer zuvor einen bis zu 12-Punkte-Vorsprung vor Platz 3 erarbeitet hatten.

Köllner: „Darf mit fünf Mann in Unterzahl nicht passieren“

Und Tabellenplatz 11 ist für die ambitionierten Ingolstädter zwar enttäuschend – und der Rückstand auf Dresden, das jetzt Relegationsplatz 3 belegt, beträgt zehn Punkte. Wie schnell die aber schmelzen können, davon können die Regensburger ein Lied singen. Deshalb muss es für beide Teams jetzt heißen: Schluss mit Pleiten, Pech und Pannen auf immer noch hohem Niveau – zurück zu alten Tugenden.

„Man kann sich auf ein packendes Derby einstellen, weil beide Mannschaften auf eine Wiedergutmachung brennen“, prophezeit FCI-Cheftrainer Michael Köllner, „weil beide Mannschaften zeigen wollen, dass sie deutlich besser Fußballspielen können.“ Seine Mannschaft dürfe nicht mehr so einfache Tore kassieren, wie zuletzt: „Drei Tore gegen Viktoria Köln zu Hause im eigenen Stadion – wenn du mit fünf Mann in Unterzahl spielst, darf dir das nicht passieren.“

FCI-Trainer Michael Köllner kann die Fehlentscheidungen des Schiedsrichters bei der Heimpleite gegen Viktoria Köln noch immer nicht fassen. Foto: jrh

Enochs: „Hinterfrage mich jeden Tag“

Auf den Tisch hauen ist nicht der Stil von Jahn-Coach Joe Enochs: „Ich werde meine Art nicht ändern“, weigert er sich, nach Niederlagen drauf loszupoltern. Was nicht heiße, er meine, es sei alles gut, irgendwann wird’s schon wieder werden. „Ich hinterfrage mich jeden Tag, was ich anders hätte machen können“, reagiert Enochs auf den Trend, der nicht sein Friend ist. „Trainingseinheit, Belastungssteuerung, Aufstellung – wir hinterfragen uns, aber mein Wesen werde ich nicht ändern.“ Enochs feste Überzeugung: „Es tut der Mannschaft sehr gut, nicht draufzuhauen.“

Zur Wahrheit gehöre aber auch: „Gegen Mannheim, zweite Halbzeit, haben wir nicht gut gespielt – wir waren nicht aktiv gegen den Ball, und nicht aktiv mit dem Ball.“ Das habe man den Jungs aufgezeigt. „Das ist mein Job als Trainer, Fehler anzusprechen, damit wir es beim nächsten Mal besser machen.“ So agiere er seit 15 Jahren als Coach. „Und das werde ich beibehalten.“ Der Kopf sei immer mit im Spiel, ob bei Rückstand, Führung oder 0:0. Ursache der Rückschläge aber sei: „Wir haben die Kompaktheit verloren, wenn wir die wiederfinden, sind wir schwer zu schlagen.“

Ingolstadts Trainer Michael Köllner außer sich nach Gelb-Rot gegen FCI-Spieler Kayo Stark. Foto: jrh

Köllner: „Die Verantwortung liegt bei mir“

Michael Köllner wiederum, der Oberpfälzer in Diensten der Oberbayern, hadert immer noch mit vermeintlich klaren Fehlentscheidungen der Schiedsrichter. Tabellenschlusslicht Freiburg drehte vor zwei Wochen in Ingolstadt in den letzten zwei Minuten nach einer Gelb-Roten Karte gegen Kayo Stark ein 2:1 in ein 2:3. Und beim 1:3 gegen Köln, „da fehlen einem ein Stück weit die Worte, wenn man die Szenen noch mal anschaut.“ Das habe schon nichts mehr mit strittig zu tun. „Dabei haben wir auch nach der Roten Karte richtig gut gespielt.“ Am Ende habe man den Schiedsrichter nicht auf seiner Seite gehabt: „Bei jedem Gegentor – André Becker im Abseits, Foulspiel an Malone. Der Schiedsrichter hat einen maßgeblichen Anteil daran, dass das Spiel 1:3 ausgeht.“

Trotz der Kritik am Referee gibt sich Köllner nach der vierten Niederlage gegen eine Mannschaft aus der unteren Tabellenregion selbstkritisch: „Wir haben nicht die Punkte gemacht, die wir uns vorgenommen haben, von daher liegt die Verantwortung bei uns und vor allem bei mir als Trainer.“ Also gelte es am Samstag, die Dinge in Regensburg besser zu machen: „Aggressiv dort aufzutreten, den Fight anzunehmen im Derby.“ So ähnlich würden es die Regensburger freilich auch sehen, die ebenfalls nicht mit der Punkteausbeute der vergangenen Wochen zufrieden sein könnten.

Aha-Moment von FCI-Spieler Kayo Stark: Das gibt Gelb-Rot! Foto: jrh

Enochs: „Die haben eine Phase wie wir“

Die Heimpleite des FCI am Sonntag haben sich Joe Enochs und Achim Beierlorzer vor Ort angesehen: „Nach der Roten Karte ist das Spiel so ein bisschen gekippt, aber ansonsten ist das eine sehr gute Mannschaft“, lobt Enochs den nächsten Gegner. „Die haben halt zurzeit so eine Phase wie wir jetzt, wo die Ergebnisse einfach nicht stimmen.“ Man dürfe Ingolstadt aber auf keinen Fall unterschätzen. „Das ist eine Mannschaft, die hoch motiviert ist, die die Niederlage aus der Hinrunde wiedergutmachen werden will gegen uns.“

Deshalb müsse man extrem aufpassen: „Wir müssen wieder zurückkommen zu unserer Stärke, sehr konzentriert, sehr aktiv mit und gegen den Ball, das, was uns in der zweiten Halbzeit in Mannheim gefehlt hat. Das müssen wir auf den Platz bringen, wenn wir vor so einer großen Kulisse die drei Punkte hierbehalten wollen.“ Alle säßen in einem Boot: „Wenn wir das beherzigen, sehe ich eine Chance, gegen Ingolstadt die drei Punkte hier zu behalten.“

Die Freude der Ingolstädter gegen Köln währte nur kurz. Foto: jrh

Stimmungslage im Jahn-Lager

„Wenn man zehnmal hintereinander gewinnt, ist die Stimmung natürlich eine andere“, verhehlt Jahn-Trainer Joe Enochs nicht, dass die Stimmungslage im Jahn-Lager angeknackst ist. „Was wir versuchen – Achim und ich, das Trainerteam“, betont Enochs den internen Schulterschluss, „wir versuchen halt trotzdem klar unsere Fehler anzusprechen.“ Das bedeute nicht, dass jetzt plötzlich alles infrage gestellt werde, „dass die Jungs jetzt auf einmal schlecht sind“.

Viele junge Spieler in der Mannschaft absolvierten ihr erstes Jahr in der Dritten Liga und hätten nicht so viel Erfahrung. „Deshalb ist es klar, dass solche Phasen kommen, in denen es nicht so gut läuft, und es gilt, Ruhe zu bewahren, zu zeigen, was wir besser machen müssen.“ Die Jungs trainierten jedenfalls sehr konzentriert und seien selbstkritisch genug: „Wenn wir das beibehalten, dass wir unsere Fehler analysieren, was wir gut gemacht haben, was wir schlecht gemacht haben, und nicht immer draufhauen, können wir gestärkt aus dieser Phase rauskommen.”

Wieder mit dabei gegen den FCI sind die zuletzt gesperrten Christian Viet und Kapitän Andi Geipl. Dazu kommt möglicherweise das Comeback von Stammkeeper Felix Gebhardt: „Er hat eine komplette Trainingswoche absolviert, und es sieht gut aus.“ Jonas Bauer, der in Mannheim verletzungsbedingt ausgewechselt werden musste, hat ebenfalls schon wieder mittrainiert, und ist genauso wieder im Kader wie Alexander Bittroff. „Robin Ziegele hat gestern das Lauftraining mitgemacht“, sagt Enochs, „da müssen wir schauen, ob die Zeit für ihn reicht.“

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