Medienstammtisch diskutiert über Wirtschaftsstandort Schwandorf

Schwandorf. Der Journalist, Krimi-Autor und Musiker Fabian Borkner lud zum Medienstammtisch. Wirtschaftsförderer Armin Rank informierte über den Standort Schwandorf und beantwortete Fragen rund um die Entwicklung der Großen Kreisstadt.

Gastgeber des Medienstammtisches, Fabian Borkner (links), und Armin Rank, Leiter der Stabsstelle für Wirtschaftsförderung (rechts), Foto: Jürgen Herda

„Tradition ist es, wenn’s ein zweites Mal passiert“, leitet Fabian Borkner den Medienstammtisch mit Themenschwerpunkt „Wirtschaftsstandort Schwandorf“ ein. Hintergrund des Journalistentreffs: „2022 war der erste Winter nach Corona, wo man sich treffen durfte“, erklärt der freie Journalist bei „Oberpfalz Bote“. Und da dachte sich der Krimi-Autor: „Wir laufen uns so oft über den Weg, da muss es doch mal möglich sein, dass wir auf ein Seidel Bier zusammenkommen.“

Im Plauderton entlockt der gebürtige Rosenheimer, der seit seiner Schulzeit am Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium überzeugter Schwandorfer ist, Armin Rank, Leiter der Stabsstelle für Wirtschaftsförderung, Daten zum „State oft the Art“ der Stadt. „Wie steht’s um die Wirtschaft? Jetzt, wo die Naabbrücken weggerissen wurden?“

Die Behelfsbrücken während der Sanierungsarbeiten sorgen kaum für Behinderungen. Foto: Stadt Schwandorf

Kaum Behinderungen durch Brücken-Neubau

Rank kann beruhigen: „Im Gegensatz zum Umbau der Friedrich-Ebert-Straße sind die Händler davon wenig betroffen.“ Die Verkehrsführung sei gut gelöst, es gebe so gut wie keine Staus und kaum Behinderungen. „Wir haben eine top Firma aus Österreich, die offenbar eine interne Wette mit Strabag laufen hat, wer besser ist.“ So werde die ehemalige Bundesstraße zur top-sanierten Ortsstraße aufgemöbelt.

„Wie aber geht’s dem Einzelhandel angesichts der Krisen?“, will Borkner wissen. Keine Frage, räumt Rank ein. „Der Einzelhandel kämpft.“ Der Online-Handel alleine erkläre die prekäre Lage nicht. „Die Energiekosten steigen, die Menschen haben einfach nicht mehr so viel Geld zur Verfügung.“ Allerdings sei die Lage je nach Branche und Ressourcen sehr unterschiedlich. „Die großen wie Horsch, aber auch Mittelständler machen gute Geschäfte.“ Ein Beispiel: Die Bäckerei Glaab mit immerhin 46 Beschäftigten expandiere und floriere: „Sie hat gerade erst eine neue Backstube eröffnet.“

Schwandorfer Weltmarktführer bei Landmaschinen. Foto: Horsch

Sehnsucht nach Cocktails

Und was spricht das Volk – wo drückt der Schuh, was brennt unter den Nägeln? „Ich habe mich im Freundes- und Bekanntenkreis umgehört“, nennt Rank eine nicht repräsentative, aber durchaus bezeichnende Privaterhebung. „Der größte Wunsch wäre eine Kneipe oder Cocktailbar – gerade Leute im Alter von 40 bis 60 Jahren fehlen da passende Angebote.“ Dafür hat Krimi-Autor Borkner größtes Verständnis: „Ich habe als Buchautor in Schwarzenbach gewohnt“, seufzt er, „es ist so schade, wenn du nach 21 Uhr nirgends mehr hin kannst, um 22 Uhr spätestens Schluss ist.“

Woran hapert’s? „In der Gastronomie tut sich jeder schwer, Arbeitskräfte zu finden“, weiß Rank. „Wer möchte heutzutage schon noch gerne am Wochenende arbeiten?“ Dazu komme der neue Trend zur 4-Tage-Woche. „Wer soll sich das noch leisten können?“ Und seien wir ehrlich, sagt der Wirtschafts-Experte: „Wenn ich in anderen Städten weggehe, fühle ich mich in der Fußgängerzone am wohlsten.“ Und die gibt es in Schwandorf nun mal nicht.

Den Schwandorfer Marktplatz finden die Gäste meistens sehr knuffig. Foto: Stadt Schwandorf

Man schätzt zu wenig, was man hat

Da möchte allerdings Borkner eine Lanze für die Kreisstadt brechen: „Es gibt schon auch positive Beispiele“, wirft er ein. „Man schaue sich den Biergarten im Stadtpark drüben an, das muss eine Goldgrube sein.“ Da nickt Rank zustimmend: „Pächter Daniel Hoffmann war ein Glücksgriff“, lobt er den Gastwirt. „Wir haben aber auch viel getan, um den Stadtpark aufzuwerten – die alten Bunkeranlagen abgerissen, einen zweiten Abenteuerspielplatz errichtet.“ Und bitte auch den aktuellen Aufenthaltsort nicht vergessen: „Der Gasthof Baier bietet seit Jahrzehnten hohe Qualität.“

Genauso wie das Rossini. Es sei auch das alte Lied: Der Prophet zählt wenig im eigenen Land. „Schon zur Schulzeit sind immer alle weg, weil sie gesagt haben, ,in Schwandorf kannst nirgends fortgehen’“, erzählt Borkner. „Wenn man aber die vielen Besucher in ihren Caravans drüben fragt, sagen die: ,Ihr habt es aber knuffig am Marktplatz, mit euren schönen, kleine Geschäften’.“ Stimmt schon, findet auch Rank. „Ich hatte einen Termin in Nürnberg zur Innenstadtentwicklung, auch dort schätzen es die Hiesigen zu wenig, was sie haben.“

Flucht aus der Welterbe-Dauerbaustelle

Von wegen „verschlafene Stadt“: „Schwandorf hat sich in den vergangenen 20 Jahren toll entwickelt“, schwärmt der Langzeit-Zuagroaste Borkner, „mit der Seenlandschaft und den Angeboten im Oberpfälzer Wald.“ Die Gäste wüssten das zu schätzen: „Ihr habt eine tolle Gegend mit eurer Seenlandschaft“, schildert Rank, „wie sieht es mit Bauland aus?“ Trotz der Problematik auf dem Grundstückmarkt habe man im Stadtgebiet in den vergangenen 15 Jahren etwa 180 Baugrundstücke erschlossen. „Darüber hinaus wurden umfangreiche Gewerbeflächen entwickelt.“ Der Dornröschenschlaf sei vorbei. „Wir haben viele attraktive Veranstaltungen wie den Winterzauber, das Mondschein-Shopping – wir müssen nur mehr darüber sprechen.“

Inzwischen gebe es sogar Regensburger, die das Welterbe genervt Richtung Schwandorf verließen: „Ich kenne einen Unternehmer, der seinen Betrieb in Schwandorf hat“, verrät Rank, „der zieht aus dem Regensburger Süden nach Schwandorf: ,Wenn auch noch die Tunnelbaustelle kommt, tue ich mir das nicht mehr an’, sagt der.“ Und die soll sich dann 10 bis 13 Jahre hinziehen, weiß Borkner. „Rechne mal, wie lange du vom Regensburger Norden in die Innenstadt brauchst!“ Dabei seien Schwandorfer in Nullkommanichts auf der A93. Allerdings werden auch die dann nicht am Tunnel-Engpass vorbeikommen.

Schwandorfs beliebter Biergarten im Stadtpark. Foto: Stadt Schwandorf
Schwandorfs beliebter Biergarten im Stadtpark. Foto: Stadt Schwandorf
Oberbürgermeister Andreas Fellner (rechts) und sein Marketing-Team laden zum Mondschein-Shopping. Foto: Stadt Schwandorf
Oberbürgermeister Andreas Fellner (rechts) und sein Marketing-Team laden zum Mondschein-Shopping. Foto: Stadt Schwandorf
Blick auf Schwandorf und die Nabb, Foto: Landkreis Schwandorf Regional-
Blick auf Schwandorf und die Nabb, Foto: Landkreis Schwandorf Regional-
Hier hätte die Stadt gerne eine Event-Location nach dem Vorbild des Rosenheimer Lokschuppens. Foto: Lost Places
Hier hätte die Stadt gerne eine Event-Location nach dem Vorbild des Rosenheimer Lokschuppens. Foto: Lost Places
Unterirdische Attraktion: die Felsenkeller. Foto: Stadt Schwandorf
Unterirdische Attraktion: die Felsenkeller. Foto: Stadt Schwandorf
Winterzauber in der Stadt mit dem Schwan im Stadtnamen. Foto: Stadt Schwandorf
Winterzauber in der Stadt mit dem Schwan im Stadtnamen. Foto: Stadt Schwandorf
Schwandorfs beliebter Biergarten im Stadtpark. Foto: Stadt Schwandorf
Oberbürgermeister Andreas Fellner (rechts) und sein Marketing-Team laden zum Mondschein-Shopping. Foto: Stadt Schwandorf
Blick auf Schwandorf und die Nabb, Foto: Landkreis Schwandorf Regional-
Hier hätte die Stadt gerne eine Event-Location nach dem Vorbild des Rosenheimer Lokschuppens. Foto: Lost Places
Unterirdische Attraktion: die Felsenkeller. Foto: Stadt Schwandorf
Winterzauber in der Stadt mit dem Schwan im Stadtnamen. Foto: Stadt Schwandorf

Fragen über Fragen

Der Sinn eines Medienstammtisches sind Fragen und die passenden Antworten. Und natürlich auch Diskussionen der meinungsstarken Kollegen. Hier die wichtigsten FAQ: 

  • „Die Stadt Schwandorf hat schon auch ein spezielles Problem mit den Meierhofer-Häusern“, bemerkt NT-Autor Rudi Hirsch. Vier markante Häuser an der Friedrich-Ebert-Straße, die seit Jahren verfallen. Die Stadt wollte den Eigentümer ohne Erfolg zur Sanierung zwingen. Das Verwaltungsgericht Regensburg setzte dem einen Riegel vor. Leerstände könne man wohl nie ganz vermeiden, räumt Wirtschaftsförderer Armin Rank ein – selbst in der Boomtown Regensburg oder der Frankenmetropole nicht: „Nürnberg war meine Lieblings-Einkaufsstadt, ich war erschrocken, als ich neulich das leerstehende City-Center und den Karstadt sah.“
  • Der pensionierte Gymnasiallehrer und frühere Kulturberichterstatter des NT, Reinhold Tietz, ist mit der Verkehrssituation unzufrieden: „Ich würde mir Bürgersteige wünschen, statt gemeinsame Wege mit Radfahrern, die auch gegen die Einbahnstraße fahren dürfen.“ Außerdem sei es ja „ganz toll“, dass in der Friedrich-Ebert-Straße ein Tempolimit von 20 km/h gelte: „Aber es gibt welche, die halten sich überhaupt nicht dran.“ Er selbst habe einige Jahre in Mexiko-Stadt gewohnt: „Dort gab es wenigstens wirksame Hürden für Autofahrer in verkehrsberuhigten Zonen.“ Rank gibt zu, dass sich die Fußgänger-Rad-Kombi in erster Linie aus Kostengründen durchsetze. „Ein eigener Bürgersteig ist einfach teurer.“
  • Daniela Hoedt-Ubrig will wissen, ob denn die Garten-Tage heuer wieder stattfänden? „Leider nicht“, bedauert Rank, „der Veranstalter war zu spät dran und hatte dann zu wenig Fieranten.“ Vielleicht gebe es künftig auch andere Interessenten. „Wir hätten auch eine andere Location als den Stadtpark ins Auge gefasst, wegen der Verkehrssituation um die Brücken.“ Aber das habe sich jetzt ohnehin zerschlagen. „Auch die Eintrittspreise finde ich schwierig“, kritisiert die Public-Magazin-Mitherausgeberin. „Dafür auch noch Geld zu zahlen, um dann bei den Ständen einkaufen zu dürfen.“
  • Josef Rossmann, Geschäftsführer der Unipush Media GmbH, will wissen, was aus den Plänen für einen Lokschuppen geworden ist. „Der OB war eineinhalb Stunden bei der Bahn“, sagt Rank seufzend. „Dort hat man ihn sitzen lassen und dann zu verstehen gegeben, dass man gar nicht daran denke, etwas herzugeben.“ Natürlich wäre das eine Aufwertung, wenn man das Gelände entwickeln könnte. „Wäre die Landesgartenschau nicht eine Möglichkeit, die Bahn zu überzeugen?“, hakt Rossmann nach. „So etwas zu planen, wenn einem das Gelände nicht gehört, ist schwierig“, findet Rank. „Bahn bleibt eben Bahn“, konstatiert Josef Schönhammer, früherer Unternehmenssprecher von EON Bayern.
  • Einigermaßen überrascht stellt Rudi Hirsch selbst fest: „Die Wogen um die Genehmigung des Hotels am Klausensee im Schwandorfer Stadtsüden sind hochgeschlagen, haben sich bei der Bauausschusssitzung aber deutlich gelegt. Die Mitglieder des Gremiums äußerten zwar ihren Unmut über ,das Prozedere’, waren vom Projekt selbst aber hellauf begeistert.“
  • Weniger begeistert ist Hirsch freilich vom Sportstandort Schwandorf: „Bei der letzten Sportlerehrung hat man gemeint, von Schwandorf könnten sich andere eine Scheibe abschneiden. Ich finde umgekehrt, in puncto professioneller Sport gibt es in anderen Kreisstädten ein anderes Niveau.“ Rank stimmt dem eingeschränkt zu: „Es ist auch schön, wenn man den Breitensport bedienen kann.“ Noch schöner wäre es, wenn man zwei, drei Vereine in Richtung Leistungssport trimmen könne. „Die Vereinsstruktur bei uns ist eben schwierig, aber der Zusammenschluss Schwandorf-Ettmannsdorf ist ein Erfolg.“
  • Apropos SV Schwandorf-Ettmannsdorf: Da möchte Armin Rank in eigener Sache Werbung für eine Veranstaltung mit Simon Pierro, dem iPad-Zauberer machen, der Birnen und Erdbeeren aus seinem Gerät zaubern könne: „Er kommt am 17. Juli in die Oberpfalzhalle“, wirbt Rank, „normalerweise kosten Karten bei ihm bis zu 90 Euro, hier nur 35 Euro.“ Ob der SV jetzt Event-Veranstalter werden wolle, will Hirsch wissen? „Nein“, wiegelt Rank ab, „das Ganze kommt aus dem Jugendbereich“, könne aber den Verein bekannter machen. „Wir haben schon 230 Kinder und Jugendliche und steigende Mitgliederzahlen.“ Dagegen kann doch niemand etwas haben im Zeitalter des eSports, oder? „Es gibt Familien, denen tut der Jahresbeitrag richtig weh“, begründet Rank das außersportliche Engagement. „Wir sehen Kinder mit zerrissener Trainingshose.“ Für so was werde das Geld verwendet. „Darum geht es.“
  • Und wie sieht es nach dem Weggang der City-Managerin aus, die die Stadt zum 31. Dezember verlassen hatte? „Seit 15. Februar haben wir Sonja Zindel im Team“, sagt Rank, „sie war zweieinhalb Jahre in Berlin, hat dort einige Projekte begleitet.“ Er freue sich, nachdem er zwischenzeitlich sogar mal allein in seinem Ressort tätig gewesen sei, wieder mit vier Mitarbeitern – sich eingeschlossen – planen zu können. Und die hätten genügend zu tun: „Auch dieses Jahr wird es wieder den Winterzauber und die Eislaufbahn geben.“

* Diese Felder sind erforderlich.