Mentalitätsmonster zurück: Bärenstarker Jahn Regensburg löscht das Höllenfeuer am Betze

Kaiserslautern. Der Betze brennt, das Motto hat sich bewahrheitet. Kaiserslautern ist von Beginn an in Aggro-Stimmung. Nur: Jahn Regensburg hält beeindruckend dagegen, kann schon nach zehn Minuten 3:0 führen. Am Ende reicht es auch ohne Kaan Caliskaners Lattenknaller.

Dreifacher Jubel am Betzenberg: Zweimal sticht Andreas “Danish Dinamyte” Albers. Bild: Jürgen Herda

Es gibt Irrtümer, die gibt man gerne zu. Beim uninspirierten 0:1 in Magdeburg lautete unsere Bilanz noch: Der SSV Jahn Regensburg hat die neun Abgänge nicht verkraftet, die Neuen sind kein gleichwertiger Ersatz für Jan Niklas Beste & Co.

Nach der Leistungssteigerung gegen Fürth und nach dem leidenschaftlichen Fight auf dem Betzenberg konstatieren wir gerne: Wow, wie Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic den Schalter in den Köpfen der Regensburger umgelegt hat, wissen wir nicht. Aber auf dem Platz bestaunen wir eine Einstellung, die an beste Zeiten erinnert.

Dazu kommt: Mit Lasse Günther und Charalambos Makridis reifen neue Flankengötter in Rot-Weiß heran – die Standardstärke ist zurück. Und über Andreas Albers muss man gar nichts mehr sagen: Nicht nur, dass er mit seinem Doppel-Kopf-Wumms die Weichen auf Sieg stellte. Mit seinem Einsatz an allen Ecken und Enden knüpft der Däne an die Chefrolle Marco Grüttners an. Wir ziehen das Jahn-Käppi!

Keine Ausreißer: Top-Teamleistung

Und damit auch das klar ist: Es gibt heute keine Ausreißer nach unten: Die Innenverteidigung mit Scott Kennedy und Jan Elvedi souverän – mit Ausnahme der nur schwer zu verteidigenden Lauterer Ecken haben sie den US-Nationalstürmer Terrence Boyd weitgehend im Griff. Keeper Dejan Stojanovic ist trotz einiger kniffliger Flanken ein sicherer Rückhalt – mit einer Glanztat im 1:1 gegen Boyd.

Der doppelte BeneGimber und Saller – ackert bis zum Umfallen. Max Thalhammer gibt lange vermisste Impulse im Mittelfeld. Kaan Caliskaner traut sich endlich was zu, die beiden Lattenkracher sprechen eine deutliche Sprache. Und besonders freut uns das Happy End für Prinz Owusu, der mit seiner Direktabnahme den Deckel draufmacht und hoffentlich seine Selbstzweifel überwindet.

Kampf um jeden Grashalm: Bene Gimber schmeißt in jeden Zweikampf und bekommt ordentlich was auf die Knöchel. Montage: Jürgen Herda

Caliskaners neue Wucht

Wie erwartet haben beide Trainer keinen Anlass für große Umbauten im Mannschaftsgefüge. Sowohl FCK-Coach Dirk Schuster als auch Jahn-Cheftrainer Mersad Selimbegovic schicken die Startelf vom Auswärts-Remis beim HSV und dem Heim-Unentschieden gegen die SpVgg Greuther Fürth aufs Feld. Die beiden Formationen stehen sich von Beginn an zähnefletschend gegenüber. Womöglich ist es gerade die Pfälzer Übermotivation, die den Oberpfälzern in die Karten spielt.

Den gewohnt weit vorne attackierenden Regensburgern bieten sich schnell Räume in der alles andere als sattelfesten FCK-Abwehr – offenbar ist in den Köpfen der roten Teufel der Defensiv-Knopf erstmal deaktiviert.  Das lässt sich Kaan Caliskaner mit dem Selbstbewusstsein seines Doppelpacks gegen Fürth nicht zweimal sagen. Nach Albers-Schuss hämmert er den Luthe-Abpraller aus elf Metern an die Querlatte (6.). Fünf Minuten später startet er nach Ballgewinn gegen Kraus durch, zirkelt die Kugel aber frei vor dem Tor an den Pfosten (11.).

FCK-Coach Dirk Schuster ist weder mit dem Spielverlauf noch mit den Schiedsrichter-Entscheidungen zufrieden. Bild: Jürgen Herda

Gereizte Hausherren

Zuvor schon darf aber das entfesselte Jahn-Team samt lautstarkem Minderheiten-Anhang so richtig jubeln: Lasse Günther kann von links ungestört flanken, Andreas Albers versenkt die präzise Hereingabe mit Köpfchen zum 0:1 (8.). Danach ziehen sich die Oberpfälzer etwas zurück, Lautern übernimmt die Regie, ohne dass die Gäste viel Beinfreiheit gewähren. Anders als bei den letzten Auswärtsspielen, in denen sich der Jahn passiv hinten reindrängen ließ, pflügen die Regensburger jeden Grashalm um.

Auf der anderen Seite reagieren die zunehmend gereizten Hausherren mit Ellbogen und Dauer-Lamento – unterstützt vom Pfeifkonzert der 30.000 FCK-Fans bei jeder aus ihrer Sicht verzögerten Ausführung von Freistößen und Abstößen. Die Folge: Gefahr entwickeln die Gastgeber lediglich bei den zu häufigen Eckbällen: Boris Tomiaks Kopfball rauscht knapp am Pfosten vorbei (18.). Boyds Abschlüsse schnuppern dreimal (34., 36., 45.) am Ausgleich.

Wiederentdeckte Standardstärke

Nach der Pause startet wieder der SSV Jahn energischer in die Partie. Erneut hat Caliskaner die erste Chance auf Zählbares: Luthe entschärft dessen Kopfball (46.). Der FCK kann sich in den ersten zehn Minuten kaum nachhaltig befreien. Thalhammer drischt einen zweiten Ball im Strafraum an ein Lauterer Bein (51.). Weil aber Regensburg seine Standardstärke wieder gefunden hat, kann auch eine Ecke mal entzücken: Makridis legt für Albers auf, der nickt zum verdienten 0:2 (57.) ein.

FCK-Trainer Schuster reagiert, bringt mit Opoku einen alten Bekannten der Regensburger, der allerdings schon im Jahn-Trikot wenig zerrissen hat. Heute reicht es zu einem Drehschuss, mit dem Stojanovic keine Mühe hat. Es bleibt dabei: Trotz großen Aufwands der Lauterer bleiben die Gäste gefährlicher: Gimbers Abzug zischt leicht abgefälscht über die Latte (60.).

Ein enttäuschter roter Teufel Terrence Boyd. Bild: Jürgen Herda

Owusus „Mission accomplished“

Nur einmal müssen die Oberpfälzer tief durchatmen: Stojanovic zögert beim Herauslaufen, Boyd gewinnt das Luftduell, der Jahn-Keeper faustet den Kopfball im Rückwärtsgang über das Gestänge (73.). Das glücklichere Joker-Händchen beweist der Jahn-Trainer: Prinz Owusu zieht gleich bei der ersten Ballberührung erfolgsversprechend ab – der Schuss ist allerdings noch zu unplatziert. Auch Joshua Mees hat offenbar den Auftrag, draufzuhalten, sobald das Tor in Sichtweite ist.

Als sich der enorm fleißige Makridis die Kugel an der linken Außenbahn zurückkämpft und den Prinzen im Strafraum bedient, fackelt der nicht lange und zieht für Luthe unhaltbar ab – aus unerfindlichen Gründen winkt Referee Dr. Martin Thomsen erst mal ab – nach minutenlanger Video-Prüfung hat Owusus „Mission accomplished“-Geste dann doch Bestand, 0:3 (85.).

Drei Heimspiele als Belohnung Der unerwartet deutliche Auswärtserfolg bietet dem SSV Jahn jetzt drei Match-Bälle im eigenen Stadion: Wiedergutmachung gegen Fortuna Düsseldorf in der zweiten Runde des DFB-Pokals und anschließend zwei Heimspiele gegen Sandhausen und Rostock. Dazu müssen die Regensburger aber alternativlos an die hier gezeigte Leistung anknüpfen – die doppelte Pleite gegen Rostock in Pokal und Liga in der vergangenen Saison sollte Warnung genug sein.

So wollen wir ihn sehen: Der “Mission accomplished”-Prinz Owusu erzielt das 0:3 auf dem Betzenberg. Bild: Jürgen Herda

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