Noch ein CSU-Geburtstagskind: Frauenunion-Pionierin Maria Schnurrer wird zarte 80

Weiden. „Bin ich wirklich schon im hohen Alter?“, fragt Maria Schnurrer süffisant CSU-Fraktionschef Benjamin Zeitler. In seinem Podcast sagt der: „Respekt, dass du im hohen Alter noch Golf spielst!“ Und sie hat ja recht: Man sieht ihr die 80 Jahre wirklich nicht an.

Die Weidener CSU feiert ihre Geburtstagskinder: (von links) Fraktionsvorsitzender Benjamin Zeitler, Kreisvorsitzender Stephan Gollwitzer, Stadträtin Dagmar Nachtigall, stellvertretende Kreisvorsitzende Monika Kick, Jubilarin Maria Schnurrer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender Hans Blum, Frauenunions-Vorsitzende Eva Nitsche und Seniorenunions-Vorsitzender Hartmut Brönner. Foto: Jürgen Herda

Woran es liegt, dass sich in diesen Tagen die Geburtstage der Weidener CSU-Prominenz derart dicht drängen, müsste man deren Eltern oder gleich den Herrgott fragen. Jedenfalls feiern nach Hans Hiermaier (80) und Dagmar Nachtigall (58, außer Konkurrenz) am Mittwoch, am heutigen 1. Februar auch noch Lothar Höher (70) und Maria Schnurrer (80).

Dementsprechend lud die Weidener CSU in personae von Fraktionschef Benjamin Zeitler, Kreisvorsitzendem Stephan Gollwitzer und deren jeweilige Stellvertreter sowie Frauenunion-Chefin Eva Nitsche zu einem kleinen Stehempfang, an dem krankheitsbedingt – wir berichteten – nur die frühere Stadträtin teilnehmen konnte.

Das heißt: Genaugenommen sind doch zwei Geburtstagskinder im Raum – neben der Jubilarin auch noch die Weidener Frauenunion (FU), deren Gründungsmitglied und erste Vorsitzende Maria Schnurrer war, und die heuer ihren Fünfzigsten begeht.

Benjamin ist ihr OB-Kandidat

Den Strauß Blumen, den ihr die CSU in die Hand drückt, gibt die Grande Dame der Frauenunion großzügig mit Worten zurück: „Benjamin, du bist ja der Grund, dass ich mich wieder gerne ein wenig engagiere“, lobt sie Zeitler, „ich habe mich auf dich als Kandidaten festgelegt.“ Und ihrer aktuellen FU-Nachfolgerin wünscht sie: „Eva, wir haben uns bei der Gelegenheit kennengelernt, ich wünsch’ dir viel Erfolg bei der Frauenunion.“

Weil ihr freilich die 80 Jährchen, die sie auf dem Buckel hat, nur selten bewusst sind, muss sie allerdings Hartmut Brönner, den Vorsitzenden der Seniorenunion, ein wenig korrigieren: „Hartmut, das kann ich so nicht stehenlassen, dass ich ein aktives Mitglied der Seniorenunion bin.“ Da die zwei Töchter und ihr Sohn in alle Winde verstreut sind, steigt die eigentliche Geburtstagsparty mit 32 Gästen dann erst am Wochenende in Wernberg.

Wie die Jungfrau zum Kind

Am Rande der Veranstaltung erzählt das Geburtstagskind amüsiert, wie sie zum Vorsitz der damals erst noch zu gründenden Frauenunion kam – „wie die Jungfrau zum Kind“. Die Bezirksvorsitzende Hildegard Anke aus Regensburg und Gustl Lang hatten zum Gründungsakt gerufen. „Ich selbst war die einzige, die gar nicht eingeladen war, und mit meinen 30 Jahren mit Abstand die Jüngste.“ Ihr Mann Willi, Schriftführer beim Ortsverband Rehbühl, hatte ihr gesagt: „Schau halt mal vorbei, nicht dass zu wenige kommen.“

Sie sei dann ganz hinten gesessen und habe beobachtet, wie sich eine nach der anderen, die gefragt wurde, geziert hätten: „Ich habe in meiner typischen Art gescherzt, ob die alle auf Knien gebeten werden wollen“, erzählt Schnurrer lachend. Da habe eine gefragt: „Was ist mit diesem jungen Fräulein da?“ Gustl Lang habe den rettenden Strohhalm ergriffen und gesagt: „Das ist die Tochter vom Georg Ziegler, einem Gründungsmitglied der Weidener CSU, und die Frau vom Willi!“ Überrumpelt habe sie gedacht: „Wenn ich nein sage, geht die Veranstaltung ohne Ergebnis auseinander.“ Also gibt sie der FU ihr Ja-Wort.

Maria Schnurrer ist zurück: Die erste Kreisvorsitzende der Frauenunion in Weiden feiert ihren 80. Geburtstag. Foto: Jürgen Herda

Schröpf: „Du musst fei in den Stadtrat“

Hans Schröpf, damals noch CSU-Fraktionsvorsitzender, kommt bald danach im Büro an der Allee, wo sie immer ihre Einladungen eintütet, auf die junge Frau zu: „Als FU-Vorsitzende musst du fei in den Stadtrat.“ – „Was muss ich?“, hat sie sich gedacht und innerlich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. „Ich habe drei Kinder, der Jüngste ist gerade mal eineinhalb Jahre alt.“ Andererseits: „Politik war mir nicht fremd vom Elternhaus her, und mein Mann war ja auch im Ortsverband aktiv.“ Na ja, wer kandidiert ist ja noch nicht gewählt, denkt sie. „Und dann wurde ich 1978 auf Anhieb auf Platz 12 reingewählt.“

Und wo platziert man nun eine der drei CSU-Frauen im Männerverein Stadtrat damals? „Am Anfang kommt man als Frau in den Jugendhilfeausschuss“, sagt Schnurrer. Auch keine schlechte Wahl. Denn dort gibt sie den Impuls für das Kinderbürgerfest, das sich – mit Unterbrechung – zu einer Erfolgsstory gemausert hat. „In der zweiten Periode wurde ich stellvertretende Fraktionsvorsitzende, war dann auch im Finanzausschuss und später im Werkausschuss, zuständig für Tiefbau und Wasserversorgung.“ Mitverantwortlich also für alles, was in den Zuständigkeitsbereich der Stadtwerke fällt. „Ich hatte einen guten Draht zum Technischen und auch zum Kaufmännischen Leiter“, sagt sie. „Die haben mich gut informiert.“

Dieter Kusche 1. EV Weiden Hans Schröpf
OB Hans Schröpf in der Kabine des 1. EV Weiden, rechts Dieter Kusche. Foto: Sammlung Kusche, Fotograf Gerhard Büttner

Rückzug aus der Politik

Und hier beginnen dann auch die ersten Probleme. Denn als ein Justiziar sie eines Tages darauf aufmerksam macht, dass im Klärwerk nicht nur die Ingredienzien aus dem Abwasser zum Himmel stinken, sondern auch politisch einiges im Argen liegt, kann sie als ehrliche Haut mit ihren Informationen nicht hinterm Berg halten: „Das wollte aber keiner hören.“ Am wenigsten der Hauptverantwortliche für das sich anbahnende Schlamassel. Fortan beginnt sich der Riss im Verhältnis zu Hans Schöpf zu vergrößern.

Ihre Initiative für einen Kindergarten in Neunkirchen, den einzigen Stadtteil ohne einen solchen, versucht der Oberbürgermeister genauso erfolglos zu torpedieren wie ihren Vorschlag einer Verbindungsstraße zwischen Neunkirchen und Brandweiher. Beides ist heute nicht mehr wegzudenken. Das Zerwürfnis zermürbt die engagierte Stadträtin. 2002 lehnt sie eine erneute Kandidatur ab. Enttäuscht, aber ohne Groll, zieht sie sich aus der Politik zurück.

Schröpf machte die rote Stadt schwarz – und umgekehrt

„Ich hatte das Glück, dass ich in der goldenen Zeit Weidens, als die Stadt durch das Zusammenwirken von Hans Schröpf und Gustl Lang ihren Aufschwung erlebte, als Stadträtin mitwirken durfte“, blickt sie ohne Reue auf ihre kommunalpolitische Tätigkeit zurück. „Der Hans Schröpf hatte die Ideen, der Gustl Lang musste schauen, dass alles finanziert werden konnte.“ Verglichen mit damals, könnte heute an der Spitze etwas mehr passieren, findet sie.

Die Tragik des Aufstiegs und tiefen Falls von Hans Schröpf sei nicht nur, dass heute immer ein Schatten über der gewaltigen Aufbauleistung dieses Vollblutpolitikers schwebe. „Vor allem aber war er es, der aus einer roten eine schwarze Stadt gemacht hat“, beschreibt sie das Dilemma des tragischen Helden. „Und sich das dann in der Folge ohne Not wieder umgedreht hat.“

Maria Schnurrer (Mitte) und eine ihrer Nachfolgerinnen als FU-Vorsitzende, Eva Nitsche. Foto: Jürgen Herda

Rückkehr der alten Dame

„Meine offene Art hat dazu beigetragen, dass ich Dinge angesprochen habe, die nicht so gut ankamen“, fasst sie diplomatisch den Einstieg in den Ausstieg aus der Politik zusammen. Vielleicht hat sie damals schon ihr Lebensmotto gefunden: „Beginne nie aufzuhören und höre nie auf zu beginnen.“ Mit Orffs „Kluger“ hätten die politischen Ziehväter von Maria Schnurrer damals besser gesagt: „Ach hätt’ ich meiner Tochter nur geglaubt!“

Aber so war das damals. „Das Klima hat nicht mehr gestimmt“, sagt sie über ihre damalige Situation. „Ich brachte so viel Zeit ein, mein Mann war in der Zwischenzeit verstorben, die Kinder waren fast aus dem Haus – wenn ich nichts mehr erreichen kann, höre ich auf.“ Gedacht, getan. „Ich habe mich zurückgezogen, brauchte die Zeit, um meinen Frieden zu machen.“

Und auch das hatte sein Gutes: „Ich hatte inzwischen Enkelkinder und musste nicht mehr schauen, ob ich eine Sitzung habe, um mir Zeit für sie nehmen zu können.“ Und glücklicherweise hatte sie auch wieder einen neuen Lebensgefährten an ihrer Seite, mit dem sie erst in Schwanhof, dann in Bad Birnbach zum Golfspielen gehen konnte.

Ganz hat sie die Kommunalpolitik aber nie losgelassen: „Ich habe es nicht lassen können, immer mal wieder einen Leserbrief zu schreiben“, sagt sie belustigt. Und irgendwie ist die alte Dame jetzt auch wieder zurück. Anders als bei Dürrenmatt muss sich aber keiner fürchten. Im Gegenteil.

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