Von wegen Rente mit 67: Bürgermeister Lothar Höher feiert 70. Geburtstag!

Weiden. Den Geburtstag hat sich Weidens Bürgermeister der Herzen anders vorgestellt: Nach Corona und Lungenentzündung erholt sich Lothar Höher im Krankenhaus. Die Feier zum 70. am 1. Februar fällt entsprechend überschaubar aus. Ab 1. März will das CSU-Urgestein wieder angreifen.

Gratulation, Mr. Bezirkstags-Vizepräsident Lothar Höher. Foto: Jürgen Herda

Eigentlich sollte sich der Patient ja erholen. Aber Stadträtin Dagmar Nachtigall – an dieser Stelle auch an sie: Alles Gute, Dagmar, zu deinem 58.! – lässt uns wissen: „Ich habe ihn gerade besucht, du kannst gerne anrufen, er langweilt sich.“ Das kann man sich bei Lothar Höher gut vorstellen.

Wir erreichen den Bürgermeister am Handy: „Mir geht’s so weit wieder ganz gut“, sagt der gelernte Kaufmann, „die Ärzte haben einen seltenen Virus gefunden, der mit Infusionen bekämpft wird.“ An eine große Geburtstagsparty zu seinem runden Geburtstag ist da natürlich nicht zu denken: „Bis zum 1. März will ich wieder angreifen, bis dahin soll ich aber die Füße still halten und nur vereinzelt Termine wahrnehmen, weil mein Immunsystem noch geschwächt ist.“

Zeitler: „Weidens heimlicher Oberbürgermeister“

Wenn die Gäste noch nicht zu ihm dürfen, können Sie zumindest aus der Ferne gratulieren. „Lothar ist mein Ratgeber, Impulsgeber, Ruhegeber“, schwärmt Weidens CSU-Fraktionschef Benjamin Zeitler von seinem politischen Ziehvater, „der mir immer mit Rat und Tat zur Seite steht.“ Sein Gespür für das, was die Menschen umtreibt, sei einzigartig. „Er ist der Typus Politiker alten Schlags, der nach Lösungen sucht und bei dem das Wohl der Stadt immer im Vordergrund steht.“

„Er ist mein geschätzter Freund und für mich Weidens heimlicher Oberbürgermeister“, sagt dessen Nachfolger als OB-Kandidat. „Wir als Partei hoffen und wünschen, dass er bald wieder an Bord ist, je früher, umso besser.“ Mit seiner Erfahrung, seinem Charisma, seiner Popularität spiele er noch eine gewichtige Rolle in der CSU. „Ich brauche den Lothar dringend an meiner Seite.“ Der Schuss vor den Bug, den er jetzt bekommen habe, zeige aber auch, welche Belastungen dieser Beruf mit sich bringe.

Weidens CSU-Duo: Für den Landtagsabgeordneten Stephan Oetzinger ist Lothar Höher sein „Running Mate“, wie der Vize-Präsidentschaftskandidat in den USA genannt wird. Foto: Jürgen Herda

Oetzinger: „Er nimmt einem nichts krumm“

Für den Weidener Landtagsabgeordneten Stephan Oetzinger war das CSU-Urgestein quasi schon immer da: „Seit meiner Schulzeit kenne ich den Lothar vom Fernsehen.“ Persönlich habe er ihn vor über 20 Jahren kennengelernt: „Er ist humorvoll, verlässlich, ein echter Freund.“ Das zeige sich daran, dass er einem nichts krummnehme: „Als er als Bezirkstags-Vizepräsident 2009 einen Großlandkreis gefordert hat, habe ich als damaliger JU-Kreisvorsitzender dagegen auch öffentlich ziemlich geholzt.“

Andere Parteigranden hätten dem Jungspund das möglicherweise übel genommen. Nicht so der Grandseigneur der CSU: „Er hat mir auf die Schulter geklopft und gemeint: ,Gut gemacht, so haben wir beide eine gute Presse bekommen.’“ Die einzige politische Niederlage als OB-Kandidat nach Hans Schröpf sei eine Verkettung unglücklicher Umstände gewesen: „Er war zur falschen Zeit am falschen Ort“, ist sich der Manteler sicher. „Drei Jahre früher oder auch zwei Jahre später hätte er sicher gewonnen.“

Äbtissin Laetitia Fech hat die erste Generalsanierung seit der Barockzeit angestoßen – mit Unterstützung der Sparkasse. Bild: Kloster Waldsassen/©Bayern by Gert Krautbauer

Äbtissin: „Weiter Weg in den Himmel“

Der hohe Höher sei ein Mann, der in keine Schublade passt: Kirchenjugend und Mao-Bibel, echter Böhm’ und Wirtsbub, Medienunternehmer und Politiker. „Er kann einfach mit Menschen umgehen“, sagt Oetzinger, „und unheimlich schnell mit jedem ins Gespräch kommen.“ Das lernt man wahrscheinlich, wenn man in einem Wirtshaus aufwächst. Aber Höher sei mehr als nur Volkstribun: „Er hat sowohl als Bürgermeister als auch als Bezirkstagsvize viele Projekte für Weiden umgesetzt, wie den Ausbau von Wöllershof oder den Zuschlag für die Kinder- und Jugendpsychiatrie.“

Zusammen habe man auch im Kulturbereich vieles angeschoben: Ob Kirchensanierungen, die Vertragsverlängerung für das Keramikmuseum, das viele schon totgesagt hatten, oder die Max-Reger-Tage und die Unterstützung für das LTO. „Er hat einmal spaßeshalber gesagt, wir würden uns deshalb so für Wallfahrtskirchen einsetzen, weil wir in den Himmel wollen“, sagt der Abgeordnete schmunzelnd. „Die Äbtissin hat darauf gemeint, da müsst ihr aber noch viele Kirchen retten.“

Nachfolger Jens Meyer und Bürgermeister Lothar Höher mit bildlichen Erinnerungen für den scheidenden Oberbürgermeister Kurt Seggewiß (rechts). Bild: Kristine Mann

Legendäre Kaffee-Konferenzen mit Seggewiß

Dass Lothar Höher das Gegenteil eines Parteisoldaten ist, zeigt schon seine loyale Rolle als Bürgermeister der drei Ratshauschefs Hans Schröpf, Kurt Seggewiß und Jens Meyer. „Er ist eine überparteiliche Autorität ohne Berührungsängste, ein integrativer Bestandteil des Stadtrats“, beschreibt Oetzinger den Mann, der genauso authentisch morgens ein Marienlied, mittags beim DGB „Brüder zur Sonne, zur Freiheit“, nachmittags die Bayernhymne und abends eine böhmische Polka anstimmen könne.

Für Alt-Oberbürgermeister Kurt Seggewiß (SPD) ist der frühere Stadionsprecher der SpVgg und der Spiritus Rector von OTV ein Freund über Parteigrenzen hinweg geworden: „Legendär waren unsere morgendlichen Kaffee-Absprachen zwischen 8.15 und 8.30 Uhr – die waren immer sehr lustig.“ Natürlich habe man auch mal auch gestritten, aber das war Nebensache: „Ich mag ihn sehr, und wenn es darauf ankam, haben wir zusammengehalten.“ Etwa als man die Schließung der Kaserne abwendete: „Wir haben über unsere jeweiligen Kanäle genervt, dass es ja wohl nicht sein könne, die Bundeswehr aus der Nordoberpfalz abzuziehen und nur noch US-Garnisonen hier zu haben.“

Lothar Höher, der Mann ohne Berührungsängste: Bei der Studentenrevolte griff der Kirchenjugendliche auch zur Mao-Bibel. Foto: CSU

Lothar Höhers Vermächtnis

Vor zehn Jahren, vor seinem 60. Geburtstag, hat Blue-Devils-Fan Lothar Höher sein Leben in Eishockey-Drittel eingeteilt: „Das erste Drittel geht bis 30, das Zweite bis 60, das Dritte bis 90 – und dann vielleicht noch Verlängerung und Penalty-Schießen.“ Insofern habe er noch einiges vor.

Kurz vor seinem 70. Geburtstag hat er den Warnschuss vernommen: Robuste Gesundheit ist kein Selbstläufer. Sein regelmäßiger Sport fehle ihm, sagt er zu OberpfalzECHO. „Normalerweise mache ich jeden Tag meine 10.000 Schritte, inzwischen bin ich wieder bei 3000. Der erneute Runde ist aber auch Anlass für eine Zwischenbilanz.

Worauf ist der beliebte Weidener Bürgermeister besonders stolz? „Auf meine Irmi, mit der ich seit 43 Jahren verheiratet bin, und meine zwei Enkelinnen, 5 und 2 Jahre alt.“ Die Familie stehe über allem. Nicht missen will er auch seine mitreißenden Ansagen als Bayernliga-Stadionsprecher der SpVgg Weiden und für eine Saison auch des EV Weiden. „Das waren schöne 35 Jahre“, schwelgt er in Erinnerungen, „du musst die Zuschauer ja auch mitreißen.“ Besonders anspruchsvoll seien Radio-Reportagen von Eishockey-Spielen: „Das ist so wahnsinnig schnell, da war ich am Ende fast so fertig wie die Spieler.“

Beruflich freut er sich über die Entwicklung seines OTV: „Das ist der erfolgreichste private Sender Bayerns“, sagt Höher. Noch heute unterstütze er das Oberpfalz TV beim Marketing. „Und ich mache die Volksmusiksendung.“ Und politisch? „Da könnte ich nach so vielen Jahren als Bürgermeister und Bezirkstagsvize natürlich viel aufzählen“, sinniert Höher. Als Pressesprecher von Gustl Lang war er beim legendären Sitzstreik des Weidener Ministers für den Zuschlag der OTH mit dabei: „Amberg war Favorit, aber Gustl sagte, ,ich gehe hier nicht weg, wenn Weiden nichts bekommt’.“

Das brachte den damaligen Wissenschaftsminister Hans Zehetmair so in die Bredouille, dass er den ersten Doppelstandort Amberg-Weiden als letzten Ausweg anbot. „Amberg war damals in der ehemaligen Kaserne der größere Standort, wir mussten erst den Neubau realisieren – heute sind wir größer.“ Selbst Motor der Entwicklung war Höher bei anderen Entscheidungen: „Besonders wichtig ist mir der Ausbau von Wöllershof und die Ansiedlung der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Weiden.“

Die größte Niederlage seines Lebens: Die verlorene Oberbürgermeister-Wahl gegen Kurt Seggewiß: „Ich wäre sehr gerne OB geworden“, gibt er unumwunden zu, aber ich habe mich mit Kurt angefreundet und bin Bürgermeister geblieben.“ So konnte er als überparteilicher Drahtzieher der CSU im Hintergrund nicht nur die Ära Schröpf mitprägen, sondern hatte auch Einfluss auf Entscheidungen der SPD-Oberbürgermeister als 2. und später 3. Bürgermeister.

Als Oberpfälzer mit böhmischem Migrationshintergrund hat Höher die Städtepartnerschaft mit Marienbad eingefädelt: „Ich hatte den damaligen Oberbürgermeister Zdeněk Král zu uns eingeladen.“ Kein Rückblick ohne Blick nach vorne: Was treibt den 70-Jährigen heute noch an? „Die Eröffnung der Kinder- und Jugendpsychiatrie 2025 möchte ich schon noch gerne miterleben“, sagt Höher. „Und vielleicht noch ein neues Gewerbegebiet“, das für die Bewältigung des Strukturwandels, unter dem Weiden noch heute leide, so wichtig wäre.

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