Oberpfälzer BLLV-Bezirksvorsitzender Sennert: „Ein Drittel der Referendare“ gibt auf
Weiden. Im Redaktionsgespräch beklagt Manuel Sennert, Bezirksvorsitzender des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) Oberpfalz, den Lehrermangel und warnt vor sächsischen Verhältnissen. Der Lehrer an der Weidener Max-Reger-Schule fordert vor allem Verbesserungen für die Mittelschulen.
Herr Sennert, Bildung ist wichtig, aber teuer – und die Stadt Weiden ist klamm. Deshalb wird auch diskutiert, ob man alle Grundschulen braucht. Wie sehen Sie das?
Manuel Sennert: Ich bin an der Max-Reger-Schule nah dran am Geschehen. Die Kinderzahlen steigen wieder. Man sagt, kurze Füße, kurze Wege – ich wäre froh, wenn das so bleibt.
Der Neubau der Pestalozzi-Mittelschule wird bis zur endgültigen Fertigstellung noch bis 2029 dauern. Ursprünglich waren für das Großprojekt rund 19 Millionen Euro eingeplant, zuletzt hieß es, der Bau werde wohl 45 Millionen Euro verschlingen. Unter anderem wegen Baupreis- und Materialkostensteigerungen und weil die Turnhalle jetzt doch erneuert statt nur saniert wird.
Sennert: Es wird spannend, wie ausgelastet die Schule dann sein wird.
Der Neubau der Hans- und Sophie-Realschulen soll zwar nun als Investorenmodell in lediglich 18 Monaten durchgezogen werden. Das Gebäude deshalb 2027 statt erst 2029 wie zunächst befürchtet in Betrieb gehen. Vorstellungen der SPD, durch eine Zusammenlegung der Mädchen- und Jungen-Realschule Kosten zu sparen, scheiterten an der CSU. Wäre Koedukation nicht auch pädagogisch sinnvoller?
Sennert: Meiner persönlichen Meinung nach, wäre Koedukation zeitgemäßer. Viele weichen deshalb bereits jetzt nach Neustadt aus.
Laut BLLV sind aktuell 4.000 Lehrerstellen unbesetzt. Kultusminister Michael Piazolo widerspricht: „Es gab in Bayern noch nie so viele Lehrer wie jetzt“. Man habe fast 6000 Lehrerstellen in dieser Legislaturperiode geschaffen. „Die Zahlen des BLLV sind so nicht richtig.“ Was stimmt?
Sennert: Bei der jüngsten Pressekonferenz machte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann deutlich: „Wir nennen bewusst keine Zahlen mehr.“ Man muss sich immer genau anschauen, von welchen Lehrerstellen spricht man? Die Gesamtzahl heißt nicht, dass alle in Vollzeit beschäftigt sind – wäre es so, hätte man genügend Lehrer. Wir als Verband sagen das schon länger voraus. Der Lehrermangel ist überall angekommen, in manchen Landkreisen wird bereits Unterricht gestrichen – etwa Werken und Gestalten als praktisches Fach in Schweinfurt, weil’s keine Lehrer mehr gibt.
Sind die ukrainischen Kinder, die dazu gekommen sind, dabei ein wesentlicher Faktor?
Sennert: Die ukrainischen Kinder waren zunächst in Brückenklassen. Das sind rund 30.000, bei einer Million Schüler insgesamt. Das ist nicht so viel, und sie werden jetzt ja auch in normalen Klassen unterrichtet. 2015 hat man auch nicht so argumentiert, dass der Lehrermangel aufgrund der Flüchtlingskinder entstanden wäre. Der Bedarf war vorhersehbar. Jetzt haben wir seit 2020 Notmaßnahmen.
Wie zum Beispiel?
Sennert: Teilzeit und Altersteilzeit wurden eingeschränkt, ein Arbeitszeitkonto für Grundschullehrer eingeführt und je nach Alter müssen Lehrer eine Stunde mehr unterrichten. Das hat dazu geführt, dass die Rate an Berufsunfähigkeit eklatant gestiegen ist. Das war ein Schuss ins Knie. Wenn ein gestandener Lehrer sagt, ich kann nicht mehr, das heißt das schon was. Das geht dann über die Dienstunfähigkeit. Der Staat hat eine Fürsorgepflicht für seine Beamten. Der kommt er auch nach, aber da ist schon noch Luft nach oben.
Das bayerische Kultusministerium versucht mit freiwilligen und dienstrechtlichen Maßnahmen – wie vereinfachtem Quereinstieg oder Erhöhung der Wochenstunden bei Teilzeitlehrkräften – den Bedarf zu decken. Laut Lehrerbedarfsprognose 2022 des Kultusministeriums wird es dennoch mittelfristig bei den meisten Schulformen weiterhin an Lehrkräften mangeln: Vor allem die Mittelschulen in Bayern sind vom Lehrermangel betroffen. Gut 123.000 Lehrkräfte gibt es an den allgemeinbildenden Schulen im Freistaat laut Kultusministerium. Knapp die Hälfte davon arbeitet in Teilzeit. Welche Maßnahmen fordern Sie?
Sennert: Wir sind ein Lehrerverband und müssen die Qualität hochhalten. Wir wollen keine sächsischen Verhältnisse, wo man offenbar glaubt, jeder kann unterrichten. Uns ist die Bildung wichtig. Wenn ich die vorantreiben will in einem Land, das keine Rohstoffe hat, müssen wir laut aufschreien, wenn das versäumt wird.
Bayern ist aber doch stolz auf sein gutes Schulsystem, ist das nicht ein Jammern auf hohem Niveau?
Sennert: Wir sind heute mit Schülern konfrontiert, an denen die Corona-Maßnahmen nicht spurlos vorübergingen. Es kommen Kinder in die Schule, die aus zugesperrten Kindergärten kommen. Sie kommen aus einer sozialen Isolation und bräuchten eine stärkere Unterstützung. Die Frage ist, was will ich für eine Gesellschaft? Wir wollen eine mit sozial denkenden und handelnden Menschen, nicht lauter Smartphone-Zombies. Es geht auch um die Demokratie-Erziehung. Wir haben hier in der Nordoberpfalz einen wunderbaren Erinnerungsort in Flossenbürg. Aber es hat sich etwas verschoben, das merkt man auch bei Landtagsdebatten. Nach fünf Jahren AfD, ist das Unsagbare immer weniger geworden. Wir wollen die Schüler stark machen, um die Demokratie zu verteidigen.
Der Weidener FDP-Landtagsabgeordneter Christoph Skutella erzählt, er bekomme immer wieder Zuschriften bayerischer Lehrer aus anderen Bundesländern, die gerne zurückkämen, aber aufgrund ihres zum Beispiel sächsischen Abschlusses nicht genommen werden. Sind das Einzelfälle?
Sennert: Das sind keine Einzelfälle. Es ist frappierend, dass Söders Abwerbungsversuche von der Bürokratie ausgebremst werden. Wir haben früher zu viel ausgebildet, alle unter einem Schnitt von 2,2 bekamen keine Stelle. Sie konnten dann nur versuchen, über Privatschulen ins System zu gelangen. Immerhin stellt man heute im Gymnasium über Bedarf ein, das hätte man sich schon früher gewünscht. Wir haben große Klassen, auch in der Oberpfalz.
Woran liegen die jahrzehntelangen Planungsfehler bei Lehrereinstellungen: Seit ich denken kann, heißt es, wir haben zu viele Lehrer, bloß nicht Lehramt studieren oder umgekehrt – Mathe-Schwäche oder bewusste Sparsamkeit?
Sennert: Es fehlt der politische Weitblick. Dazu gab es oft Wechsel im Kultusministerium. Das könnte man ausgleichen, indem man das System flexibler macht – etwa durch eine Angleichung der Ausbildung von Mittelschul- an Realschullehrer. Wir fordern, den Beruf attraktiv zu halten. Wir brauchen Profis und keine Quereinsteiger ohne pädagogische Qualifizierung. Denn auch sie müssen erst einmal angeleitet werden, und das geht zulasten der Kollegen.
Monika Faltermeier, Vorsitzende des „Jungen BLLV“, berät junge Lehrerinnen und Lehrer in Krisensituationen. Immer häufiger kommen sie zu ihr in die Beratung, weil sie erschöpft, frustriert, überlastet sind. Sie kennen das Klischee vom faulen Lehrer, der nur halbtags arbeiten muss und zwei Monate Ferien hat – wie hoch ist Ihrer Einschätzung nach die tatsächliche Wochenarbeitszeit?
Sennert: Wir kommen im Normalbetrieb auf 40 bis 45 Stunden. Nach Corona hat sich ein Kulturwandel zulasten der Kollegen vollzogen, weil die Eltern seitdem die Handynummer des Lehrers haben. Und manche bombardieren die Pädagogen noch heute mit Nachrichten. Wir raten dringend dazu, Grenzen zu setzen.
Bisher schneiden allen Klagen zum Trotz bayerische Schüler im nationalen Vergleich relativ gut ab – sind solche Tests wie Pisa irreführend oder lebt Bayern von einer Substanz, die rapide abnimmt?
Sennert: Wir leben von der Substanz und gut ausgebildeten Lehrkräften. Mir geht’s als Lehrer aber um mehr als die Ausbildung künftiger Handwerker – es geht um die Gesellschaft von morgen.
Neben der großen Pensionierungswelle der Boomer-Generation hat die Wiedereinführung des G9 ab 2025 den Bedarf für Lehrer an Gymnasien stark erhöht. Gleichzeitig entscheiden sich immer weniger Studenten für das Lehramt Mittelschule, was das Problem dort nochmal verschärft. Die SPD fordert als Sofortmaßnahme eine Aufwertung der Mittelschullehrer – reicht das und wie müsste diese aus Ihrer Sicht aussehen?
Sennert: Verantwortlich dafür ist die mangelnde Attraktivität. In Regensburg ging die Zahl der Mittelschul-Studierenden wegen des Studiengangs Förderschule rapide zurück. Der Grund liegt auf der Hand: Da verdiene ich automatisch A13.
Zu meiner Studienzeit schilderten Lehramtskommilitonen, dass sie gerade mal ein Proseminar Pädagogik absolvieren mussten. Das scheint sich inzwischen gebessert zu haben. Dennoch: Eine junge Lehrerin aus Bayreuth klagt: „Das Studium bereitet absolut nicht auf den Schulalltag vor.“ Der Lehrermangel mache im Besonderen den Referendaren zu schaffen. Sie müssen Lücken füllen – mehr unterrichten als eigentlich vorgesehen – Klassenlehrerfunktionen übernehmen. Wie müsste aus Ihrer Sicht die Ausbildung aussehen?
Sennert: Wir plädieren für ein flexibleres Stufenmodell, bei dem man sich später für eine Schulart entscheiden kann. Nachdem Söder die Bildung zur Chefsache gemacht hat, wurde eine Lehrerbildungskommission bei der Staatskanzlei angesiedelt, an der auch die Verbände beteiligt sind. Wir müssen raus aus dem Schweinezyklus und müssen das Schulsystem solide aufstellen. Der Anfang ist gemacht mit einer faireren Bezahlung.
Es heißt, ein beträchtlicher Teil der Referendare höre sogar ganz auf. Viele ausgebildete Lehrkräfte gingen dem bayerischen Schulsystem verloren. Wie hoch ist die Abbrecherrate?
Sennert: Zirka ein Drittel der Referendare kommen gar nicht im System an. Wenn ich frage, „warum entscheidet ihr euch um?“, höre ich immer wieder, dass einige im Seminar sagen: „Das ist mir zu stressig, zu viel.“ Es gibt zwar Orientierungspraktika, in denen man sich die Schularten anschauen kann, aber Menschen entwickeln sich weiter. Man müsste an mehreren Stellen umsteigen können.
Lehrkräfte hätten keine Zeit mehr für ihre Schüler. schleppten sich krank in die Schule, weil nichts aufgefangen werden könne. An vielen Schulen finde nur noch das Kerngeschäft statt, die Hauptfächer. Ausflüge, Klassenfahrten, AGs und Sportstunden fielen aus. Wie dramatisch ist die Lage wirklich?
Sennert: Wir haben die Stundentafel, die richtet sich nach dem Lehrplan. Die Schulen entscheiden sich, wenn sie was ausfallen lassen müssen, am ehesten dafür, eine Stunde Sport zu kappen. Das Problem, das wir sehen: Die Stunde Geschichte oder Sport, die gestrichen werden, bekommen wir nie wieder zurück. Wo fange ich an, wo höre ich auf? Wir als Verband sagen: Fasst die Stundentafel nicht an! Eine ähnliche Diskussion hatten wir schon mal während des G8, als uns die Unis sagten: Was bringt ihr uns für Studenten, es heißt ja schließlich Hochschulreife?!
Wie verändert der Einsatz von KI die Bildung?
Sennert: Wir brauchen einen zusammenhängenden Bildungsbegriff statt bulimisches Lernen. Es geht um Kompetenzen. Wir müssen Schülern das Rüstzeug mitgeben, mit der Digitalisierung und KI richtig umzugehen. Wir müssen Schüler darauf vorbereiten, dass es KI gibt, mit der man Videos fälschen kann, so genannte Deep Fakes. Das erreichen wir nur mit Lehrern, die sich ständig Up-to-Date halten. Der Lehrplan rennt immer der Realität um 5 bis 7 Jahre hinterher.
Ein Weidener Software-Entwickler, der sein Unternehmen regelmäßig im Sillicon Valley präsentiert, würde sich wünschen, dass Informatik eine viel größere Rolle in der Schule spielen würde – nur so hätte Deutschland eine Chance, den Technologie-Rückstand auf die USA ein wenig auszugleichen. Er erzählt, dass sein Sohn in der ersten Unterrichtsstunde Informatik in die Datenschutzrichtlinien eingeführt wurde – wenn man Schüler abschrecken möchte …
Sennert: Wenn ich ausgebildete Lehrer habe, die das können, schaut das anders aus. Ich habe die Schüler der M8 vergangenes Jahr Lego Mindstorms mit der Software Scratch 3 programmieren lassen. Da können sie sofort sehen, wie der Roboter das umsetzt, was ich programmiert habe.
Nach der Pleite bei der Leichtathletik-WM wurde darüber diskutiert, dass das renommierteste US-College so viel Mittel für die Leichtathletik-Förderung seiner Studenten hat, wie ganz Deutschland. Wäre in Teilen das College-System in den USA ein Vorbild?
Sennert: Jedenfalls ist es eine ganz schlechte Idee, Sportstunden zu streichen, wenn es eng wird. Es geht da nicht nur um körperliche Fitness, sondern auch um soziales Lernen, um Team-Building, um Fairness. Ich habe vergangenes Schuljahr Sport unterrichtet, und finde, der Leistungsgedanke gehört dazu. Wenn ich die Bewertung der Schüler bei Bundesjugendspielen weglasse, muss ich auch über Noten diskutieren.
Ein Mittelschullehrer sagt, dass Noten zum großen Teil erfunden seien. „Zwar werden Proben geschrieben und bewertet, aber wenn wir das realistisch machen würden, müssten so viele Schüler wiederholen, dass die unteren Klassen explodieren.“ Einzelfall oder tatsächlich die Regel?
Sennert: Wir haben ein notenbasiertes Schulsystem – eine Note ist immer eine Vergleichsgröße. Wenn der Abitur-Jahrgang nach Corona besser abschneidet als der vor Corona, ist das auch eine Watsch‘n für die Lehrer. Es gab einen zeitlichen Corona-Bonus, weil man sagte, die Schüler waren genug gestraft. Ich hatte eine 10. Klasse, das war eine harte Nummer. Die Schüler waren froh, wieder da zu sein. Sie hatten wieder eine Struktur und Klassenkameraden. Sie haben gemerkt, was ihnen an der Schule gefehlt hat, das war nicht nur der Unterricht.
Christopher Regl, Dozent für Lehramt im Fachbereich Kunstpädagogik an der LMU München, unterrichtet angehende Grundschullehrkräfte. Seine Studierenden hätten von ihren Praktika erzählt, dass sie mit den Kindern überhaupt nicht zurechtgekommen sind. Sind Millenials und GenZ zu sensibel oder wie schlimm sind Schüler wirklich?
Sennert: Das weiß ich nicht. Ich kann von jungen Menschen erwarten, näher dran zu sein an der Schüler-Generation. Wie man Disziplin erzeugt, lernt man in der Ausbildung. Wir haben ein Auseinanderdriften – Helikopter-Eltern auf der einen Seite und ein Outsourcen der Erziehungsarbeit auf der anderen. Profis können das handeln. Es gibt Tage, da schläfst du schlecht, da geht dir die Arbeit im Kopf rum. Damit muss man lernen umzugehen.
Welche Folgen hat der Lehrermangel für berufstätige Eltern – und warum, wenn die Lage so schwierig ist, bringt das dennoch so wenige Eltern auf die Palme? Bildungspolitik rangiert nicht gerade bei den Topthemen wie die wirtschaftliche Lage, Inflation, Energiepreise oder Stammtischthemen wie das Gendern?
Sennert: Elternverbände müssen deutlicher artikulieren, was sie erwarten – mehr Verlässlichkeit der Schule. Bei einer Krankheitswelle kann es sein, dass wir nur mehr beaufsichtigen, nicht mehr unterrichten können – oder aus Not heraus die letzten Stunden ausfallen lassen mit der Konsequenz für die Eltern, dass sie dann den Mangel auch spüren würden.
Zur Person: Der Oberpfälzer BLLV-Boss
Manuel Sennert ist gebürtiger Vohenstraußer, ging in Weiden aufs Kepler-Gymnasium, wo er 1991 sein Abitur machte. Anschließend studierte er Lehramt Hauptschule in Regensburg. Nach zwei Jahren Referendariat wurde er nach München versetzt. „Die Kollegen in Oberbayern waren jung, das war eine andere Dynamik“, erinnert er sich positiv. „Nach fünf Jahren München wollte ich aber trotzdem wieder zurück in die Oberpfalz.“ Die Rückkehr nach Weiden gelang nach einem vierjährigen Umweg über Parsberg.
„Beim BLLV bin ich seit über 30 Jahren, erst war ich Kreisvorsitzender, seit 2021 Bezirksvorsitzender.“ Politisch habe der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband einiges erreicht. „Mit über 67.000 Mitgliedern hat man schon ein Standing und kann die Bildungslandschaft verändern.“ Dass nach dieser Legislaturperiode mit Margit Wild und Annette Karl (beide SPD) zwei bildungspolitisch kompetente Ansprechpartnerinnen aus dem Bayerischen Landtag ausscheiden und Anna Schwamberger (Grüne) nicht mehr vorne auf der Liste der Grünen zu finden ist, bedauert er. „Wir haben natürlich Kontakt zu Oberpfälzer Politiker aller Couleur – wie Christoph Skutella, Tobias Gotthardt, Tobias Reiß und Jürgen Mistol – mit einer ausgebildeten Lehrerin wie Anna Schwamberger kann ich aber anders reden.“
Positiv hervor hebt Sennert den Besuch des bayerischen Finanzministers Albert Füracker: „Immerhin kam kürzlich der Gesetzentwurf zur A13-Besoldung für Grund- und Mittelschullehrer“, freut er sich über die Erfüllung einer langjährigen BLLV-Forderung. „Wir fordern das als Verband ja nicht für uns, sondern im Interesse der Schüler und Eltern.“ Im Sinne von mehr Bildungsgerechtigkeit sei aber auch die Kindergrundsicherung ein wichtiger Baustein: „Warum sind Kinder bei uns ein Armutsrisiko?“, hinterfragt Sennert kritisch, „es gibt immer noch ein soziales Gefälle in den Schularten – ein Akademikerkind geht eher ins Gymnasium, und die Dreigliedrigkeit des Schulsystems unterstützt diese Spreizung.“
Die Mittelschule werde immer noch als „Wegschule“ wahrgenommen: „Da will keiner hin.“ Es gebe allerdings auch Eltern, die ihr Kind bewusst auf die Mittelschule schickten. „Wir haben das Klassenleiterprinzip, das ist unser Pfund.“ Die andauernde Akademisierung seit den Pisa-Debatten verschärfe im Übrigen den Facharbeitermangel. Dem versuche man von Seiten des BLLV mit einer vertieften Berufsorientierung von einer Woche an der Handwerkskammer mit vorgeschalteter Potenzialanalyse entgegenzuwirken. „Wir haben schon in den 80ern ein verpflichtendes Praktikum gefordert“, erinnert Sennert an die Weitsichtigkeit seines Verbands. „Genauso wie den islamischen Religionsunterricht.“ Man könne sich nicht auf der einen Seite darüber beklagen, dass die islamische Religionslehrerausbildung über einen problematischen türkischen Verband organisiert sei und dann selbst untätig bleiben.
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