Prozess in Weiden: Crystal-Süchtige auf Beutezug durch Moosbach
Moosbach/Weiden. Im Mai 2023 kam es zu einer Serie von acht Diebstählen rund um Moosbach. Die Verantwortlichen standen jetzt vor dem Amtsgericht Weiden: zwei Männer (30 und 32) und eine Frau (24). Das Motiv: Drogensucht.
Die drei Pilsener mussten sich am Dienstag vor dem Schöffengericht verantworten. Oberstaatsanwalt Peter Frischholz warf dem Trio schweren Bandendiebstahl in acht Fällen vor. Der Beutewert war eher gering (3.400 Euro). Das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung werde durch solche Taten stark beeinträchtigt, sagte Frischholz im Plädoyer.
Die Angeklagten waren schon bei ihren Vernehmungen bei der Polizei geständig. Nach einem Rechtsgespräch stellte Richter Hubert Windisch für die junge Frau eine Bewährungsstrafe in Aussicht, was im Urteil letztlich erfolgte (22 Monate Haft). Den 32-Jährigen verurteilte das Schöffengericht zu 2 Jahren und einen Monat Haft, den 30-Jährigen zu 2 Jahren und 7 Monaten. Alle drei waren zur Tatzeit Drogenkonsumenten. Ihre Droge: Pervitin (Metamphetamin, genannt „Crystal“).
Zielloses Suchen nach Wertsachen
Laut Anwältin Martina Fuchs-Andonie sei die Erinnerung der Angeklagten lückenhaft. Die genaue Anzahl der Orte und die entnommenen Gegenstände seien ihr nicht mehr im Detail präsent. „Sie war ziemlich verloren. Sie hatte keine Ahnung, wo in Deutschland sie sich befand.“ Die 24-jährige Kellnerin sei aufgrund des Drogenkonsums auch teilweise weggetreten gewesen, im Auto zwischendrin weggenickt. Die ganze Tatausführung zeige ihre damalige „Dummheit und Drogensucht“.
Auch Verteidiger Rouven Colbatz legte für seinen Mandanten (30), einen Elektrotechniker, ein Geständnis ab. Es handle sich um einen klassischen Fall von Beschaffungskriminalität. „Man hat versucht, Gelder zu generieren, um den Drogenkonsum zu finanzieren.“ Anwalt Stephan Schütz schloss sich der Verständigung an: Der 32-Jährige sei ebenfalls geständig. Der gelernte Schreiner habe vor der Fahrt Drogen konsumiert. „Es lag keine tiefe Planung, sondern eher ein zielloses Suchen vor.“
Rucksack von der Haustür weggeschnappt
Die drei Angeklagten schnappten sich im Mai 2023 alles, was ihnen rund um Moosbach in den Weg kam. Aus zwei unversperrten Garagen nahmen sie zwei Fahrräder mit. Aus einem Rohbau fehlten der Makita-Akku und ein Werkzeugkoffer. In einem Fall hatte eine Moosbacherin um 7.30 Uhr für einen kurzen Moment ihren Rucksack vor dem Wohnhaus abgestellt. Sie wollte noch die Katze füttern, ehe sie zur Arbeit fuhr. Minuten später war der Rucksack weg – mitsamt aller Karten und sämtlicher Schlüssel, auch für ihr Elternhaus.
Eine Geschädigte war eine aus der Ukraine geflohene Frau. Sie hatte ihr Auto auf dem Marktplatz von Moosbach geparkt. Es fehlten drei Sonnenbrillen und ukrainische Wertmarken für eine Waschstraße. Eine Urlauberin hatte ihr Motorrad vor der Frühstückspension abgestellt. Ihr fehlten die Hecktasche und das Helmschloss (Wert 500 Euro).
Die gravierendste Tat: Am Vormittag warf der 30-Jährige mit einem Stein und einem Hackstock das Küchenfenster eines entlegenen Wohnhauses bei Moosbach ein. Aus dem Haus stahl er Laptop, Tablet, eine metallene Vereinskasse und sogar die sogenannte „Hühner-Kasse“, eine Kasse, in die Kunden auf Vertrauensbasis das Geld für Eier werfen.
In Gröbenstädt von Eigentümerin überrascht
In Gröbenstädt war dann Schluss. Als sich die Drei auf einem weitläufigen Hofgelände umsahen, wurden sie von der Eigentümerin überrascht. Diese forderte die Eindringlinge mehrmals auf, ihr Anwesen zu verlassen. In der Folge kam es zur Festnahme.
Vor Gericht sagten mehrere Beamte der Polizeiinspektion Vohenstrauß aus, die noch in der Nähe der Tatorte die drei Angeklagten festnehmen konnte. Manche Diebstähle wurden erst in den Folgetagen gemeldet. Bei einem verschwundenen Rad dachte eine Moosbacherin zunächst an einen Streich.
Für alle Drei gilt: Drogenkarriere startete mit Cannabis
Landgerichtsarzt Dr. Bruno Rieder hat die Angeklagten begutachtet. Alle Drei haben als Jugendliche ihre „Drogenkarrieren“ mit Cannabis gestartet und waren dann in die Drogenszene Pilsen abgerutscht. Zuletzt nahmen sie Metamphetamin („Crystal“). Der 30-Jährige hat schon eine satte Vorstrafenliste. Die Angeklagten haben sich im Gefängnis körperlich erholt und an Körpergewicht aufgeholt.
Anwältin Fuchs-Andonie fand daher im Schlechten etwas Gutes: Die 24-Jährige sei in der JVA zwangsweise „clean“ geworden. Ihre Mutter habe für sie in Tschechien eine Therapiemöglichkeit organisiert. Die besorgte Mama war am Dienstag auch im Gerichtssaal und heilfroh, ihre Tochter nach dem Urteil mit nach Hause nehmen zu können.
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