Sport spart Pillen: Neustädter Ärztin wirbt für mehr Bewegung

Neustadt/WN. Ob Stress oder Faulheit – Bewegungsmangel birgt viele Nachteile – eine Erfahrung, die Dr. Gudrun Graf an sich selbst und bei einigen Patienten gemacht hat: „Oft wäre ein Rezept für Bewegung sinnvoller und effektiver als eine medikamentöse Verordnung – wenn da die Bequemlichkeit nicht wäre.“ Die Neustädter Internistin geht mit gutem Beispiel voran.

Von Benedikt Grimm

Dr. Gudrun Graf Markus Maier Fitness Aerofit Weiden
Dr. Gudrun Graf geht mit gutem Beispiel voran. Sie will mehr Menschen zu einer gesünderen Lebensweise und vor allem zu mehr Sport bewegen. „Sport spart Pillen“, sagt die Internistin. Mit ihrem Personal Trainer Markus Maier feilt die Notärztin auch an ihrer eigenen Fitness. Foto: Benedikt Grimm

Lange Arbeitstage in der eigenen Praxis, dazu eine wichtige Führungsposition beim Roten Kreuz, steter Einsatz für die Patienten und obendrein ein weit überdurchschnittliches ehrenamtliches und karitatives Engagement – da kann selbst bei der leidenschaftlichsten Medizinerin der Körper schon mal Grenzen setzen. Auch bei Dr. Gudrun Graf zwickte es hier und dort, war der Rücken verspannt und die selbstempfundene Fitness nicht mehr so wie sie sein sollte. „Ich will meinen Job noch einige Jahre machen und ich will auch zukünftig noch aus dem Sanka rausspringen und den jungen Sanitätern davonlaufen können“, formuliert die Neustädter Internistin mit einem Augenzwinkern ihre Ziele.

Mehr Fitness dank Personal Trainer

Wegen der vielen Verpflichtungen geriet sportliche Betätigung lange Zeit in den Hintergrund. Aus ihrem Praxisteam kam dann der entscheidende Tipp. Eine Arzthelferin empfahl der Chefin den Personal Trainer Markus Maier aus Weiden. „Ich habe ein Vierteljahr gebraucht bis ich mich getraut habe“, erinnert sich Dr. Graf. In den USA sei Sport unter Anleitung eines eigenen Trainers schon mehr etabliert, hierzulande sei es eher noch die Ausnahme. Gruppentraining liege ihr allerdings nicht so. „Sicher sind Trainingsstunden mit einem Personal Trainer nicht kostenlos, aber durchaus bezahlbar und die Gesundheit ist unser höchstes Gut“, sagt die Notärztin. Seit rund einem Jahr dreht sie jetzt im Weidener Fitnessstudio Aerofit auf dem Laufband ihre Runden oder stemmt Gewichte und fühlt sich wie ein anderer Mensch – eine Erfahrung, die sie gerne auch möglichst vielen anderen Menschen näherbringen möchte.

Rettungstragen kommen an Belastungsgrenzen

Ausschlaggebend für ihr neue „Mission“ waren auch Erfahrungen aus ihrer Praxis. Die Tragkraft der Untersuchungsliegen reicht bei manchen Patienten nicht mehr aus. Eines ihrer teuren Untersuchungsgeräte nahm wegen des Übergewichts eines Patienten sogar Schaden. Mit den gängigen, im Rettungsdienst eingesetzten Tragen können Patienten bis zu 172 Kilo transportiert werden. In der gesamten Nordoberpfalz gibt es eine Schwerlasttrage, die Personen bis zu 261 Kilo packt. Noch eher kommen die Tragen an ihre Grenzen, die an die Drehleiter der Feuerwehr angebracht werden können. Hier ist bei 150 Kilogramm Schluss.

Was ist von Patienten zu halten, die vormittags mit Rückenschmerzen und dem Wunsch nach einem Massage-Rezept und einer Bestätigung der Arbeitsunfähigkeit in die Praxis kommen? Die gleichen Patienten haben abends aber keine Mühe, stundenlang im Biergarten auf Holzbänken zu sitzen,

berichtet Dr. Graf aus ihrer eigenen Erfahrung. Dabei müsse man nicht gleich sportliche Höchstleistungen vollbringen, um seinen Lebensstil günstig zu beeinflussen. „Regelmäßige sportliche Betätigung senkt das Gewicht und den Blutdruck, verbessert die Diabetes-Einstellung, reduziert die Luftnot bei Herzinsuffizienz, wirkt stimmungsaufhellend, stimuliert das Immunsystem und kann sogar bestimmte Krebserkrankungen verhindern“, listet die Ärztliche Leiterin im Rettungsdienst die vielen Vorteile auf.

Kombination aus Ausdauer und Kraft

Allgemein werde ein dynamisches Ausdauertraining wie Gehen, Joggen, Radfahren oder Schwimmen mit moderater Intensität über 30 bis 60 Minuten empfohlen. Dieses Pensum sollte man vier bis sieben Mal pro Woche absolvieren. Ergänzend wird auch Krafttraining mit nicht zu hoher Belastung empfohlen.

Spät-Einsteiger beim Sport sollten vor dem ersten Gang ins Sportstudio einen Basis-Check beim Hausarzt machen,

rät Dr. Graf. Nach Ruhe-EKG, Blutdruckmessung, körperlicher Untersuchung und einem Labor-Check verschiedener Blutwerte, kann der Hausarzt über geeignete Sportarten beraten.

Muskulaturaufbau und Stressabbau

Mit ihrem Personal Trainer Markus Maier hat Gudrun Graf ihre ideale Fitness-Lösung gefunden. Maier ist seit zweieinhalb Jahren selbstständig tätig und betreut neben Kunden, die etwas für ihre Gesundheit tun wollen, auch geübte Sportler, die etwa gezielt Muskulatur aufbauen möchten. Auch er kennt die Klassiker unter den Volksleiden wie Rückenschmerzen aus seiner Praxis nur zu gut. „Meistens sind das Personen, die nie Sport gemacht haben“, weiß Maier. Einmal trainierte er mit einer erst 32-Jährigen Kundin, wie wegen hoher Stressbelastung massive Probleme mit nächtlichem Zähneknirschen hatte. „Der Arzt hat ihr eine Zahnschiene verschrieben. Die war aber nach kürzester Zeit kaputt“, erinnert sich der Coach und Ernährungsberater. Als die leidgeplagte Frau unter seiner Anleitung gezielte Übungen zum Stressabbau durchführte, war sie nach drei Wochen beschwerdefrei. „Das ist immer schön zu sehen, wenn man helfen kann“, freut sich Maier.

* Diese Felder sind erforderlich.