Vier Erfolgsgeschichten: Die Macher der Nordoberpfalz

Neustadt/WN. Vier Macher präsentierten beim Wirtschaftstag ihre nordoberpfälzer Unternehmen in der Stadthalle. “Die vier sind Beispiele der Erfolgsgeschichte Nordoberpfalz. Es ist faszinierend, was es bei uns alles gibt”, so Präsident Anton Braun vom ausrichtenden Wirtschaftsclub. Das “Schaufenster der Nordoberpfalz” reichte von Hollywood über Genanalysen bis zur Holzverarbeitung. 120 Teilnehmer aus Wirtschaft und Politik lauschten interessiert.

Nordoberpfälzer Wirtschaftstag Neustadt Weiden Tirschenreuth
Dr. Josef Scheiber Scheiber, Michael Wachsmann, Jennifer Reber, Peter Märtin und Anton Braun nach den Vorträgen. Foto: OberpfalzECHO

Dr. Josef Scheiber ist Gründer der BioVariance GmbH aus Waldsassen. BioVariance analysiert Gendaten und wissenschaftliche Studien, um Patienten eine individuell passende Therapie zu ermöglichen. Das sorgt dafür, dass zielgerichtete, personalisierte Medikamente besser wirken und weniger Nebenwirkungen haben.

Durch Daten teilen heilen

So profitierten alle davon: Der Arzt erhält umfangreiches Wissen, die Pharmaindustrie habe weniger mit Nebenwirkungen zu kämpfen, die Versicherung spare Kosten und vor allem steigen die Heilungschancen des Patienten.

Durch Daten teilen heilen sei ein wichtiger Grundsatz. “Krebs ist in zehn Jahren heilbar, wir liefern die molekularen Daten dazu aus Waldsassen”, gibt sich Dr. Scheiber optimistisch.

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Viel Potenzial durch Rückkehrer

Wie schwer ist es, für die Analyse von Gendaten geeignete Fachkräfte zu finden? “Wir haben zahlreiche Rückkehrer, die als Biologen oder Pharmazeuten in den Ballungsräumen waren und jetzt froh sind, wieder hier zu leben. Da liegt noch viel Potenzial”, so Dr. Scheiber.

Ein schnell wachsendes, echtes Schwergewicht stellte Prokurist Michael Wachsmann von der holzverarbeitenden Ziegler-Group aus Plößberg vor. Mit 1.300 Mitarbeitern an 15 Standorten erwirtschafte man 350 Millionen Umsatz. Wachsmann hatte weitere beeindruckende Zahlen dabei: Um zwei Millionen Festmeter Holz im Jahr zu verarbeiten fahren täglich 350 LKWs ins Sägewerk nach Plößberg.

Alles wird verwertet

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Über 70 Prozent des Holzes geht in den Export, ein Schwerpunkt ist dabei der Mittlere Osten mit Dubai. Die eigene Expertise in Sachen Logistik biete man in zwischen auch anderen Kunden an. So gehört mittlerweile ein Containerterminal in Wiesau samt Lagerhalle ebenso zum Angebot wie die Organisation von Fracht über LKW, Schiene oder per Flugzeug. Immer mehr werde von der Straße auf die Schiene verlagert. Zahlreiche Auszeichnungen hat die Ziegler-Group in den letzten Jahren dafür eingeheimst.

“Vom Baum bis zum Haus” sei ein Motto des Unternehmens, daher biete man jetzt mit der Sparte Ziegler-Haus auch Holzhäuser an. “Wir nutzen 100 Prozent des Baumes, alles wird verwertet”, so Wachsmann.

Ziegler ist auch in Sachen Dekosand (“das ist aus einer Bierlaune heraus entstanden”) unterwegs, Ende des Jahres wird das “Holzfellas”-Restaurant in Wiesau eröffnet.

Politik auf München fixiert

“Wir sind zu Tausend Prozent von der Nordoberpfalz überzeugt, wir fühlen uns sauwohl hier”, so Wachsmann. “Die Lebensqualität hier ist einfach super, darum haben wir immer mehr Rückkehrer in unsere Region”. Wachsmann kritisierte allerdings die Fixierung der Politik auf die Landeshauptstadt : “Unternehmen in München werden von der Politik noch besser wahrgenommen und sind dadurch näher an Entscheidungen dran.”

Die Digitalisierung verändert alles!”

ist sich Jennifer Reber von der Lippert GmbH aus Pressath sicher. Lippert stellt Förder- und Automatisierungstechnik für Paketverteilzentren von DHL oder Hermes her. Da immer mehr kleinere Verzeilzentren nahe am Kunden in den Städten entstehen, baut Lippert jetzt mehrstöckig, um Fläche zu sparen und versucht dabei, so viel wie möglich zu automatisieren.

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Fit für die Zukunft

Auch im Anlagenbau ist Lippert aktiv. “Rosenthal-Geschirr oder Villeroy und Boch-Waschbecken etwa werden auf unseren Maschinen gefertigt”, so Reber.

Seit vor drei Jahren der Apotheker Hubert Schug den Maschinenbauer übernommen hat, gehe es steil aufwärts: In Eschenbach plant das Unternehmen einen umfassenden Neubau samt Restaurant. “Da Geschwindigkeit und Flexibilität für unsere Kunden immer wichtiger werden, müssen wir uns natürlich auch entsprechend anpassen”.

Die Organisation entsprechend umzubauen sein ein langwieriger und anstrengender Prozess, das gehe nur, wenn die Mitarbeiter die Veränderungen voll mitgehen, ist Reber sicher. Mit “Fit 4 future” habe Lippert dazu ein eigenes Programm aufgelegt.

Von Weiden nach Hollywood

Dass der Standort Nordoberpfalz auch international ein echter Vorteil ist, stellte Peter Märting von Vantage Film heraus. “Wer uns in Weiden besucht, der meint es ernst! Nach München würde mancher wohl nur der Stadt wegen kommen”, meinte Co-Gründer Märtin mit einem Augenzwinkern. Die Vantage Film stellt mit 90 Mitarbeitern Präzisionsoptik für die Film- und Werbeindustrie her.

Zahlreiche Oskar-Gewinnerfilme wurden mit Objektiven aus Weiden gedreht. Dass die Vantage-Objektive die teuersten der Welt seien, störe nicht, denn “die Qualität ist einzigartig, aber vor allem ist unsere starke Marke etwa in Los Angeles Gold wert. Wir sind dort Kult geworden!”, so Märtin.

Ausgefeilte Logistik

Produziert wird in Weiden, Vertriebsstandorte hat Vantage in Prag, Berlin, Paris, Brüssel und Los Angeles (“da sitzen die Entscheider”). Da das Filmequipment vor allem vermietet wird, ist eine ausgefeilte Logistik nötig, schließlich wollen Hollywood-Größen wie Steven Spielberg nicht auf die Kameratechnik warten.

Der Wirtschaftstag ist eine gemeinsame Veranstaltung vom Wirtschaftsclub Nordoberpfalz, des Wirtschaftsbeirates Bayern und der Mittelstandsunion Oberpfalz.

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