Weidener Antiatom-Bürgerinitiative feiert ein Jahr Atomausstieg

Weiden. Weidener Atomkraftgegner prangern an, dass die deutsche Politik bereit sei, Abermillionen Euro in die Forschung von Kernfusion zu stecken.

Antiatom-Initiative feiert ein Jahr Atomausstiege in Deutschland. Foto: Hilde Lindner-Hausner

Unter dem Motto “Ein Jahr Abschaltung der deutschen Atomkraftwerke, doch der WAAhnsinn ist nicht vorbei” feierte die Weidener Antiatom-Bürgerinitiative BI WAA NAA am Sonntag im Garten des JuZ Burglengenfeld den einjährigen Atomkraftwerkausstieg Deutschlands. Hier, wo ein wichtiger Teil der Vernetzung im Kampf gegen die WAA Wackersdorf war. Von dieser Stelle aus wurde 1986 das legendäre Anti-WAAhnsinns-Festival mit 100000 Besuchern organisiert, das bis dahin größte Festival Deutschlands.

Im sonnigen Obstgarten fanden sich in gemütlicher Runde bis zu 60 Besucher ein. Neben diversen Infoständen, Kaffee und Kuchen oder einem kühlen Getränk, konnten sich die Gäste bei der “Bürgerinitiative gegen atomare Anlagen Weiden-Neustadt” nicht nur an die alten Widerstände erinnern, sondern auch über die jetzige Situation informieren, “denn der AtomWAAhnsinn ist noch nicht vorbei”.

Tschechische Antiatom-Initiative vor Ort

Das Beisammensein in Zusammenarbeit mit den ortsansässigen “Bluesfriends” wurde von den “Parasouls” mit Specials aus der Rock-, Blues- und Folk-Musik stimmig untermalt. Dazwischen trugen neben den Veranstaltenden die Sprecher der Parteien “Die Grünen” und “Die Linke”, aber auch das Bündnis der tschechischen Anti-Atom-Initiative Bürgerinitiative Umweltschutz mit Redebeiträgen und Grußworten bei.

Sie klärten auf über die ihrer Überzeugung nach falschen Versprechungen der Atomlobby zu angeblich sicheren neuen kleinen modularen Reaktoren, welche noch nicht mal ansatzweise baureif entwickelt seien und die Strompreise ins Unermessliche trieben. Ferner prangerten sie geschlossen an, dass auch die deutsche Politik bereit sei, Abermillionen Euro in die Forschung von Kernfusion zu stecken.

Voranschreitender Klimawandel

Anstatt daran überhaupt zu denken, sollte sie, ohne Zeit zu verschwenden, mit dem konsequenten Aufbau regenerativer Infrastruktur anfangen, was angesichts des so schnell voranschreitenden Klimawandels erforderlich sei. Zum Atomausstieg gehöre auch die Stilllegung der Atomfabriken Lingen und Gronau. Für große Empörung sorge derzeit die Brennelementefabrik in Lingen, an der sich durch die Hintertür der russische Staatskonzern Rosatom beteiligen möchte. Dies würde eine zu erwartende riesige Sicherheitslücke für Europa auftun.

Skandalös sei das Festhalten der Betreiberfirma Framatome an Uranimporten aus Russland, hieß es weiter. Ungeachtet des russischen Angriffskrieges in der Ukraine würden allein für dieses Jahr 40 Transporte aus Russland genehmigt.

Tschechien treibt Atomausbau voran

Die tschechischen Antiatominitiativen wie Calla und Südböhmische Mütter gegen Atomkraft – mit ihnen besteht eine langjährige Partnerschaft der bayrischen Antiatombewegung – beglückwünschten zum Atomstromfrei-Jahrestag und bedauerten, dass Tschechien im Gegensatz zu seinen Nachbarn Österreich und Deutschland den weiteren Ausbau der Atomkraft vorantreibe. Dort sehe man sich mit der Tatsache konfrontiert, dass der Neubau von vier Atomkraftwerken sowohl am Standort Temelin und in den deutschen und österreichischen Grenzregionen angekündigt sei.

Hinzu komme die zügige, kaum Bürgerbeteiligung ermöglichende Planung des tschechischen atomaren Endlagers, auch in Grenznähe. Die langen Laufzeiten der maroden europäischen Atomkraftwerke, insbesondere in Frankreich, stelle eine Gefahr für die Natur und die Bevölkerung dar. Unverständlich sei ein Festhalten an Atomkraft, gerade in Zeiten der Aufrüstung und Kriegsgefahr, die deren Risiko drastisch verdeutlichten.

Schwere Thematik

Trotz der schweren Thematik zeigten sich die Veranstalter vom Jugendzentrum glücklich über das gelungene Beisammensein. Der angebotene Vogelhaus-Bau Workshop des JuZ war von jung wie alt gut besucht. “Die Brutkästen sind eine Bereicherung für unseren Garten und auch für Vögel, die hier immer mehr schützenden Brutraum finden sollen. Wir freuen uns darauf, auch nächstes Jahr die alte und neue Generation dann beim zweiten Jahrestag für den Atomausstieg in Deutschland willkommen zu heißen.”

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