„Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit“: Maikundgebung in Weiden

Weiden. Betriebsseelsorger Richard Wittmann spricht auf der Maikundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Junggewerkschafter Alexander Glaß fordert mehr Fokus für die Industrieausbildung.

Betriebsseelsorger Richard Wittmann bei der Maikundgebung. Foto: Helmut Kunz

Immer mehr Menschen gerieten mit ihren Löhnen und ihrer späteren Rentenhöhe unter Druck, rief Richard Wittmann den Besuchern der DGB-Maikundgebung auf dem Unteren Markt entgegen. Darunter befanden sich Betriebsräte, KAB-Vertreter, Abgeordnete, Oberbürgermeister Jens Meyer und fast der komplette Weidener Stadtrat. Das Motto „Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit“ sei also berechtigt, so Wittmann. Allein schon vor dem Hintergrund, dass die psychische und zeitliche Beanspruchung in der modernen Arbeitswelt groß sei.

Nur 47 Prozent in einem tarifgebundenen Betrieb

Es fehle die Zeit für Kinder oder die Betreuung und Pflege der Eltern. Geschweige denn Luft fürs Ehrenamt. Und immer mehr Arbeitnehmer machten sich Sorgen um ihre berufliche Zukunft und ihren Arbeitsplatz. „Sowas wird normalerweise in Tarifverträgen geregelt. Ausgehandelt zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden.“ Aktuell arbeiteten in Bayern aber nur noch 47 Prozent der Beschäftigten in einem tarifgebundenen Betrieb. „Beschäftigte in tarifgebundenen Betrieben stehen besser da“, betonte Wittmann.

Kein Steuergeld für Billiganbieter mit Subunternehmern

Egal, ob bei Urlaub, Urlaubs- oder Weihnachtsgeld, Arbeitszeit, Kündigungsfrist oder betriebliche Altersversorgung: Bayern sehe sich immer vorne. „Bei einem länderbezogenen Tariftreue- und Vergabegesetz ist Bayern Schlusslicht, weil es einfach noch keines hat.“ Bei der Vergabe öffentlicher Aufträge dürften nur solche Anbieter einen Zuschlag erhalten, die ihre Beschäftigten ordentlich nach Tarifvertrag bezahlten. „Es darf nicht sein, dass Steuergelder Billiganbietern mit Sub- und Sub-Subunternehmen im öffentlichen Bereich bevorzugt würden“, forderte der Betriebsseelsorger.

Betriebsräte sind Arbeitsrechtler

„Betriebsräte leisten einen entscheidenden Beitrag, dass es in Betrieben gerecht zugeht.“ Als Betriebsseelsorger erlebe er die Betriebsräte als enorm kompetent. „Sie sind Arbeitsrechtler, Betriebswirtschaftler, gute Gesprächspartner und geschickte Verhandlungsführer.“ Mit der flächendeckenden Nutzung von Künstlicher Intelligenz werde es noch zu einem Umbruch ganz anderer Art kommen. „Wird dein künftiger Chef ein Algorithmus sein? Entscheiden Maschinen über meine Zukunft?“ Wittmann forderte in diesem Zusammenhang auch ethische Debatten.

Finger weg vom Cherry-Picking

Ein Thema war auch der Rechtspopulismus. Die katholischen Bischöfe hätten dazu klar Stellung bezogen: „Völkischer Nationalismus ist mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild unvereinbar.“ Wittmann appellierte an die Bürger, politische Angebote von rechtsaußen abzulehnen. Alexander Glaß brach für die Gewerkschaftsjugend der IGBCE eine Lanze für die Industrieausbildung. Ihr Stellenwert sollte angehoben werden, sagte er. „Wir brauchen junge Fachkräfte in der Region.“ Und die Personalchefs sollten endlich weg vom “Cherry-Picking-Denken“.

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