Weidener SPD will Wohnungsbau beschleunigen

Weiden. Die Weidener SPD-Stadtratsfraktion hat sich bei einer Klausurtagung klare Ziele gesetzt. Ein Schwerpunkt: Konsequente Umsetzung der geplanten Bauvorhaben auf dem Gelände des Turnerbunds und des mit der SpVgg fusionierten Sportvereins.

Geben die Ergebnisse der Klausurtagung bekannt: SPD-Fraktionschef Roland Richter (rechts) und Stellvertreter Matthias Holl. Bild: Jürgen Herda

Dass Bauland knapp und teuer ist und die Weidener SPD-Stadtratsfraktion daran etwas ändern möchte, wird niemanden überraschen. Aber die Genossen verbarrikadierten sich bei ihrer Klausurtagung nicht, um altbekannte Positionen wiederzukäuen.

„Der Anlass dafür war die Abstimmung mit Oberbürgermeister Jens Meyer“, erklärt SPD-Fraktionsvorsitzender Roland Richter, „die Festlegung von thematischen Schwerpunkten für die nächsten zwei Jahre und deren Umsetzung.“ Die hehren Ziele sollen demnach nicht nur to-do-Listen füllen, sondern mit Anträgen hinterlegt werden, um die Verwaltung bei der Realisierung beschlossener Projekte besser kontrollieren zu können. „Wir wollen dafür sorgen, dass diese Dinge auch umgesetzt werden“, scrollt der Studiendirektor ein mit Daten gespicktes Planungstool hinunter.

Neubau, Verdichtung und Tiny-Häuser

Eine der drängendsten kommunalpolitischen Aufgaben bleibt dabei die Schaffung von Wohnraum: „Es gibt eine anhaltend hohe Nachfrage nach Grundstücken vor allem von der Stadt“, sagt Richter. „Wir haben uns deshalb bei der Bebauung des ehemaligen Turnerbunds- und Sportvereins-Geländes klar positioniert.“

  • SV-Gelände: Die SpVgg SV Weiden hatte vor zwei Jahren zugestimmt, sich zugunsten der Stadtentwicklung von seinen 34.000 Quadratmeter großen Grundstücken im Stockerhutgebiet zu trennen. Im Gegenzug bekam der Verein als Ausgleich für seine Nutzungsrechte zwei Kunstrasen-Plätze und einen Dusch- und Umkleide-Kabinentrakt am Wasserwerk.
  • Auf den nun städtischen Grundstücken des ehemaligen SV-Geländes plant die Stadt jetzt Ein-, Zweifamilien- und Mehrgeschosshäuser. „Höchste Priorität hat für uns“, betont der Fraktionschef, „dass der Bebauungsplan bis spätestens Sommer 2023 steht.“ Um das Bauen generell zu vereinfachen, habe man außerdem die sehr strenge Stellplatzverordnung gelockert.
  • TB-Gelände: Nach dem Aus der Stabilisierungshilfe für Weiden hat sich eine Mehrheit des Stadtrats – zum Teil sehr schweren Herzens – für eine Vergabe des Bauprojektes auf dem ehemaligen Gelände des Turnerbunds an einen privaten Investor entschieden. Die Entscheidung, welcher regionale Bauunternehmer den Zuschlag erhält, soll noch im August fallen. Richter geht davon aus, dass hier etwa 350 Wohneinheiten entstehen könnten.
  • „Ein Anteil von 25 bis 30 Prozent Sozialer Wohnungsbau ist für uns nicht verhandelbar“, stellt Richter eine Bedingung klar. „Zudem wird derzeit noch diskutiert, ob eine Tiefgarage, ein Parkdeck oder eine Kombination aus beiden die bessere Lösung ist“, nennt er einen noch offenen Punkt bei den Verhandlungen. „Eine Tiefgarage ist auf Dauer nicht nachhaltig“, findet er, „da wird viel Beton in der Erde versenkt.“ Ein Parkdeck ließe sich leichter zurückbauen.
Mooslohe Straße Stadtteil Karte Weiden
Viel zu verdichten im Stadtteil Mooslohe. Karte: Stadt Weiden
  • Zudem möchte die SPD-Fraktion die Baulandschaffung in Weiden Ost, am Edeldorfer Weg und im Baugebiet „Horbach“ mit einem Baulandbeschluss ausstatten.
  • Schon 2018 hatte das Baudezernat acht Arrondierungsflächen ausgewählt, auf denen gebaut werden könne. Die Stadt kann dort zwar Flächen ausweisen, ist aber auf die Verkaufsbereitschaft der Alteigentümer angewiesen. Die städtische Offensive führte immerhin dazu, dass sich Grundstückseigentümer meldeten, die an einer Entwicklung ihrer Flächen interessiert sind.
  • Nachverdichtung in der Mooslohe: Der Bauausschuss des Stadtrats brachte im Juli vier Bebauungspläne auf den Weg: Mooslohe I bis IV zwischen Flurstraße und Schweinenaab sowie zwischen Tulpenstraße und Prößlstraße. Das Planungsbüro TB Markert aus Nürnberg eruierte für die Stadt freie Kapazitäten von 470 bis 700 Wohneinheiten.
  • Im Kern geht es dabei um nicht mehr zeitgemäße Einfamilienhäuser mit zu großen Grundstücken, die in den 1960er Jahren für Selbstversorger konzipiert wurden. Flächen, die inzwischen häufig nicht mehr genutzt werden. „Ein Teil der Stadträte könnte sich hier Tiny-Häuser vorstellen“, begeistert sich Matthias Holl, stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender, für die Idee von „weniger ist vor allem im Alter oft mehr“.
  • Wohnraum auch für Obdachlose: „Der Zustand der Obdachlosenunterkunft in der Schustermooslohe war einfach nicht mehr tragbar“, sagt Richter. „Derzeit sind die Bewohner ausgelagert, der Neubau soll im November 2023 fertiggestellt sein.“

Viele, nicht bezahlbare Wohnungen

Die SPD-Fraktionsspitze zweifelt damit auch ein älteres, von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten an, dass davon ausging, die Schaffung von 100 Wohneinheiten im Jahr würde genügen, um die Nachfrage zu befriedigen. „Das schien uns schon reichlich wenig“, sagt Richter. Und Stellvertreter Holl ergänzt: „Im Moment entstehen zwar unheimlich viele Wohnungen, aber vor allem im gehobenen Bereich.“

Erstaunlicherweise würden diese zwar alle verkauft. „Aber aufgrund der immens gestiegenen Baukosten können sich breite Schichten die Mieten dort nicht mehr leisten.“ Dazu seien in den vergangenen Monaten einige Hundert ukrainische Flüchtlinge gekommen, die, sofern nicht wieder abgereist, inzwischen auch privat untergekommen seien.

1000 private Baulücken

Ein Leerstandsmanagement allein, das zeige die Erfahrung, könne den Druck auf den Wohnungsmarkt nicht lindern. Zwar glaube auch der Fraktionschef, dass es in Weiden viel mehr Wohnraum gebe als am Markt verfügbar. „Wenn wir in manchen Stadtvierteln Flyer verteilen, sehe ich immer wieder zwei, drei Briefkästen zugeklebt, wo keiner mehr wohnt“, erzählt Richter.

„Aber es ist extrem schwierig, als Stadt Einfluss zu nehmen, wenn Eigentümer nicht vermieten oder verkaufen wollen.“ Rund 1000 private Baulücken habe man ausgemacht. „Es gibt Immobilien, die seit Jahren gänzlich leer stehen“, sagt Holl. „In der Oberen Bachgasse seit 20 Jahren – die Erbengemeinschaften in Berlin wollte in der Niedrigzinszeit einfach nicht verkaufen.“ Die Zeitenwende könnte hier freilich die Karten neu mischen.

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