Genossen setzen auf neue Energien

Kemnath. Die Neue Energien West eG baut Photovoltaikanlagen und Windräder und liefert regionalen Strom. Jetzt trafen sich die Mitglieder zur Generalversammlung.

Von Udo Fürst

NEW Windpark Creußen
Im Windpark Neuhof bei Creußen besitzt die NEW zwei Windräder. In den nächsten Jahren will man zwischen Speichersdorf und Speinshart den Windpark „Frankenpfalz“ realisieren. Foto: Udo Fürst

Wenn die interkommunale Genossenschaft NEW (Neue Energien West e.G.) im nächsten Jahr zehnten Geburtstag feiert, werden viele Redner ziemlich sicher von einer einzigartigen Erfolgsgeschichte sprechen. Zu Recht. Die 25 Solar, Photovoltaik(PV)- und Windkraftanlagen des Zusammenschlusses von 17 Kommunen und Kommunalunternehmen produzieren mittlerweile 22.179 Kilowattpeak (kWp) Leistung. Das entspricht circa 30.000 Megawattstunden (MWh) regenerativem Strom, mit denen rein rechnerisch mehr als 7500 Einfamilienhäuser versorgt werden könnten. Zudem werden dadurch 20.800 Tonnen CO2 eingespart.

Vom sauberen Strom profitieren alle

„Aus der Region für die Region“ ist das Motto der Energiegenossen aus den Landkreisen Neustadt an der Waldnaab, Tirschenreuth und Amberg-Sulzbach. Dass vom sauberen Strom auch der normale Bürger profitieren kann, dafür sorgt seit ebenfalls neun Jahren die „Bürgerenergiegenossenschaft West eG“, aus der die NEW regionales Kapital für die Umsetzung ihrer Projekte generiert. Am Dienstag trafen sich etwa 200 Mitglieder der Genossenschaft zur Generalversammlung im Foyer der Mehrzweckhalle Kemnath, um dem Geschäftsbericht zu lauschen, Fragen zu stellen und den Aufsichtsrat einmütig zu bestätigen.

Für den erkrankten Aufsichtsratsvorsitzenden Willi Rauch begrüßte dessen Stellvertreter Stefan Dötsch die Genossen. Der Trabitzer berichtete, dass die Genossenschaft im vergangenen Jahr erneut zugelegt habe: Sowohl bei den Mitgliederzahlen als auch bei der Bilanzsumme. In neun Jahren habe man fast 17 Millionen Euro in regenerative Energien investiert.

Die Vorteile der Bürger-eG überwiegen: Beteiligung in einer sicheren und soliden Anlageform für die Bürger und vor allem die nachhaltige Förderung des Umweltgedankens.

Man habe bewusst eine regionale und vertrauenswürdige Anlageform abseits der Großbanken, Aktien- und Börsenfonds gewählt. „Der schonende Umgang mit unseren Ressourcen und nicht zuletzt eine stabile und überdurchschnittliche Rendite bei jährlicher Kündigungsmöglichkeit sind gute Gründe, unserer Bürgerenergiegenossenschaft beizutreten“, sagte Dötsch.

Mehr Dividende als Banken

Den Geschäftsbericht der Genossenschaft gab Vorstand Udo Greim bekannt. Der Grafenwöhrer konnte durchweg erfreuliche Zahlen berichten: 17,6 Millionen Euro Bilanzsumme (Vorjahr 16,8 Millionen Euro), ein Bilanzgewinn von 329.000 Euro, 1403 Mitglieder (1355 im Vorjahr) und 33.800 Bürgeranteile (+ 6,4 Prozent). Die Bürgergenossenschaft habe im vergangenen Jahr 50 weitere Anteile an der NEW gezeichnet und besitze damit 2.376 Anteile (94 Prozent). Auch die für viele Anwesende wohl spannendste Frage des Abends konnte der Vorstand zufriedenstellend beantworten: Die Genossenschaft wird eine Dividende von zwei Prozent an ihre Mitglieder auszahlen. „Und damit mehr als jede Bank“, sagte Greim augenzwinkernd.

Nächste Projekte der NEW seien der Photovoltaikpark Höflas bei Kemnath mit circa vier Megawattpeak Leistung, der Bau der PV-Anlage in Unterbruck mit 1998 Kwp, den Ausbau der eigenen Stromlieferung mit einem Regionaltarif mit dem Grünstromwerk, die Zusammenarbeit mit der TIR-Energie Tirschenreuth, den Bau von eigenen Elektroladesäulen und die Planung eines Wärmenetzes in Trabitz.

Greim warb für den regionalen Stromtarif, den die Genossen seit 2014 anbieten. Stand heute habe man bereits 357 Stromkunden. Beim „Regionalstromtarif Nordoberpfalz“ würden 25 Prozent des Stroms vom Solarpark Speichersdorf bezogen; die übrigen 75 Prozent stammten aus bayerischen Wasserkraftwerken. Künftig wollen NEW und Bürgergenossenschaft noch stärker in die Windkraft einsteigen. Vor zwei Jahren hat man zwei Windräder im Windpark Neuhof bei Creußen erworben – die Anlagen liefern mehr als zwölf Millionen Kilowattstunden Strom – und auch am Hessenreuther Berg bei Erbendorf ist eine Anlage geplant.

Windpark “Frankenpfalz” kommt

Das nächste Windprojekt steht in den Startlöchern: Der Windpark „Frankenpfalz“ zwischen Speichersdorf und Speinshart. Ende Mai bis Mitte Juni erwarte man das Ergebnis der artenschutzrechtlichen Prüfung. Danach werde man das Vorhaben allen Bürgermeistern, Gemeinde- und Stadträten sowie den betroffenen Bürgern detailliert vorstellen. Den Willen zum Bau der Windkraftanlagen bei NEW und Bürgerenergiegenossenschaft dokumentiert auch eine Befragung unter den Mitgliedern: 78 Prozent aller Befragten hatten sich laut Beate Fischer von der federführenden Universität Kassel für den Bau und Betrieb solcher Anlagen ausgesprochen. Nur der Wunsch nach Speichermöglichkeiten sei mit 87 Prozent noch positiver geäußert worden.

Einmütig bestätigten die Genossenschaftsmitglieder schließlich den bisherigen Aufsichtsrat: Willi Rauch (Vorsitzender), Stefan Dötsch (Stellvertreter), Dieter Klein, Karl Lorenz, Bernhard Stangl, Helmuth Wächter und Harald Wagner. Dieses Gremium wählte anschließend Udo Greim und Johann Meyer zu Vorständen.

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