Bundeswehr und Amerikaner planen große Baumaßnahmen

Grafenwöhr. Die Bundeswehr in Grafenwöhr plant mit einem Volumen von 119 Millionen Euro umfassende Baumaßnahmen. Bundestagsabgeordneter Albert Rupprecht und Bürgermeister Edgar Knobloch werten es als deutliches Zeichen für eine weitere deutsch-amerikanische Nutzung des Übungsplatzes. Noch mehr ließen die Planungen der US-Army für ihre rotierenden Übungstruppen aufhorchen.

Von Gerald Morgenstern 

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Oberstleutnant Florian Rommel (stehend) stellte dem CSU-Bundestagsabgeordneten Albert Rupprecht und Bürgermeister Edgar Knobloch (vorne von rechts) die Planungen der Bundeswehr vor. Große US-Baumaßnahmen erläuterten auch Howard Johnston und Andrea Hösl (oben links) von der US-Armee Garnison Bavaria.

Im Juli 2018 wurden dem CSU-Bundestagsabgeordneten erstmals die Infrastrukturmaßnahmen der Bundeswehr in Grafenwöhr vorgestellt. Kommandant, Oberstleutnant Florian Rommel und Infrastrukturfeldwebel Patrik Krause erläuterten den aktuellen Planungsstand. Die von der Bundeswehr verwalteten und genutzten Barracken im Camp Normandie sind alt und marode, eine Küche wurde bereits geschlossen, eine weitere kann nur noch im Notbetrieb genutzt werden. Einer Generalsanierung bedarf das Kommandanturgebäude, flächenmäßig unzureichend und sanierungsbedürftig ist der Scheibenhof.

Für die übende Truppe besteht außerdem ein Unterkunftsbedarf für 1.400 Mann, derzeit verfügt die Bundeswehr nur über 750 Plätze und die Zugriffe auf US-Unterkünftige werden immer schwieriger, so Oberstleutnant Rommel. Das liegenschaftsbezogene Ausbaukonzept sieht somit einen Bau von 25 Gebäuden auf einer zusammenhängenden Fläche von zirka 40 Hektar am Camp Normandie vor. Die Amerikaner haben einen Flächentausch bereits zugestimmt.

Baustart 2021

Detaillierte Untersuchungen zu Erschließungsmaßnahmen laufen, der Auftrag an das Staatliche Bauamt ist erteilt. Die Vorstellung des Varianten Layouts erfolgt am 4. November 2020, dies ist Voraussetzung für die haushaltstechnische Anerkennung durch das Bundesverteidigungsministerium. 119 Millionen Euro stehen derzeit in der Planung. Im März 2021 könnte die Maßnahme mit dem Bau einer Abfüllanlage beginnen, eine Kfz-Halle würde im Juni 2021, Wirtschaftsgebäude und Unterkünfte im Oktober und November nächsten Jahres folgen.

Hauptmann Hans-Jürgen Gmeiner stellte die gute Zusammenarbeit mit der US-Armee in Grafenwöhr und das über Jahre gewachsene Vertrauen heraus. Er könne sich auch die direkte Zusammenlegung der Bundeswehrkommandantur mit US-Range Control und Range Operations vorstellen. Weiterhin Beziehungspflege zu betreiben, dazu rief auch Bürgermeister Edgar Knobloch auf. Er forderte Abgeordneten Albert Rupprecht auf, den Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses, Norbert Röttgen nach Grafenwöhr zu bringen, um die hervorragende deutsch-amerikanische Zusammenarbeit weiter nach Außen zu tragen.

Edgar Knobloch begrüßte die Pläne zur Verbesserung der Infrastruktur. Als Sprecher der bayerischen Garnisonsstädte habe er beim Arbeitskreis in Berlin von Engpässen der Staatlichen Baubehörden erfahren, dies könne auch die Planungen in Grafenwöhr verzögern. Hier stellte Architektin Andrea Hösl von der Bauabteilung der US-Armeegarnison Bavaria die Vorteile einer gemeinsamen Baudienstelle heraus, da bei der US-Armee noch größere Projekte ins Haus stünden.

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Howard Johnston, der stellvertretende Kommandeur der US-Armee Garnison Bavaria, und Architektin Andrea Hösl von der US-Bauabteilung erläuterten die Planungen für die rotierenden US-Übungstruppen.

Neue Camps für US-Übungstruppen

Gemeinsam mit dem stellvertretenden Garnisonskommandeur, Howard Johnston erläuterte Andrea Hösl die Planung für sogenannte „Operational Readiness Training Complexes“ (ORTC). Die Unterkünfte, Hauptquartiere, Wirtschaftsgebäude, Technische Bereiche, Kompaniekomplexe und Einrichtungen für die rotierenden US-Übungstruppen sollen ebenfalls die alten Camps aus den 1950er Jahren ersetzen. Nach Vorstellungen der US-Garnison sollen 55 neue Gebäude auf einer Fläche von zirka 50 Hektar entstehen.

Die ersten Planungsgelder seien bereits genehmigt, die Kosten für die erste und zweite Bauphase würden sich auf 190 und 100 Millionen US-Dollar belaufen. “Baubeginn könnte bereits 2022 sein, wenn die Kapazitäten bei den staatlichen Bauämtern ausreichen”, erklärt Andrea Hösl. Das Gesamtprojekt rechtfertige ihrer Ansicht nach eine eigene Grafenwöhrer Baudienststelle, wie sie auch beim EB-G-Projekt existierte. Howard Johnston hob die Aufgabe der US-Garnison heraus, Ideen und Pläne für die zeitgerechte Unterbringung der Übungstruppe und die notwendige Infrastruktur zu entwickeln. Dies geschehe unabhängig von politischen Überlegungen und Abzugsplänen, so Johnston.

Bürgermeister Edgar Knobloch und Bundestagsabgeordneter Albert Rupprecht werteten die Bundeswehr- und US-Planung als ein deutliches Signal „Pro Grafenwöhr“. Rupprecht werde sich zusammen mit Landtagsabgeordneten Tobias Reiß für eine Grafenwöhrer Baudienststelle einsetzen.

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