Das Bäckerhandwerk muss attraktiver werden

Nordoberpfalz. Die Gewerkschaft NGG fordert ein Lohn-Plus für die über 1.000 Beschäftigten im Bäckerhandwerk.

Wer im Bäckerhandwerk arbeitet, macht einen wichtigen, aber auch anstrengenden Job. Der muss attraktiver werden, wenn die Branche künftig noch die Fachleute finden und halten will, die dringend benötigt werden. Jetzt sollen die rund 340 Beschäftigten in Weiden, 390 im Landkreis Neustadt/WN und 350 im Landkreis Tirschenreuth mehr Geld bekommen. Das fordert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

Wo ist der Nachwuchs?

Auch Nachwuchssorgen plagen die Bäckermeister schon seit Jahren, sagt Rainer Reißfelder, Geschäftsführer der NGG-Region Oberpfalz. Ohne ausreichendes Personal in den Handwerksbetrieben bleibe den Menschen sonst bald nur noch der Griff zur aufgebackenen Massenware aus dem Supermarkt.

Konkret fordert die Gewerkschaft, dass die Löhne im bayerischen Bäckerhandwerk um 7,5 Prozent steigen, mindestens jedoch um 200 Euro pro Monat. Gerade im Verkauf sei die Bezahlung deutlich zu niedrig. Die hohe Inflation trifft die Beschäftigten mit voller Wucht, betont Reißfelder. Die Löhne der Fachverkäuferin und des Bäckers müssten deshalb angeglichen werden.

Beide hätten eine dreijährige Ausbildung hinter sich und eine ähnlich hohe Arbeitsbelastung. Mit Blick auf steigende Energie- und Rohstoffpreise zeigt die Gewerkschaft Verständnis für die schwierige Lage mancher Betriebe. Das Personal fair zu bezahlen, sei für die Zukunft der Branche jedoch unerlässlich.

Gespräche starteten am Montag

Damit die Einkommen in Bäckereien kräftig steigen, ist wichtig, damit die Beschäftigten die explodierenden Lebenshaltungskosten überhaupt stemmen können, so Reißfelder. Zugleich sei eine bessere Bezahlung ein Zeichen der Wertschätzung für Traditionsberufe, auf die niemand verzichten wolle. Die Tarifverhandlungen zwischen der NGG und dem Landes-Innungsverband für das bayerische Bäckerhandwerk starteten am Montag in München.

Nach Beobachtung von Gewerkschafter Reißfelder ist der Fachkräftemangel mittlerweile in nahezu allen 13 Bäckereien in Weiden, 52 Bäckereien im Kreis Neustadt/WN und 44 Bäckereien im Landkreis Tirschenreuth. Für manchen Ausbildungsplatz gibt es keine einzige Bewerbung. Die Folgen sind dramatisch.

Bewährte Kräfte wandern ab

Nach Angaben des Statistischen Landesamtes sank die Zahl der Abschlussprüfungen in Bayerns Bäckerhandwerk zwischen 2010 und 2019 um mehr als 60 Prozent, macht Reißfelder deutlich. Und auch bewährte Kräfte verließen die Branche. So wechsele das Verkaufspersonal immer häufiger in den Lebensmitteleinzelhandel. Denn an der Kasse im Discounter werde teils mehr gezahlt als an der Bäckertheke.

Mit dem Lohn-Plus, das die Gewerkschaft fordert, würde eine Bäckereifachverkäuferin künftig 14,82 Euro pro Stunde verdienen. Aktuell sind es 13,67 Euro. Gelernte Bäcker oder Konditorinnen kämen auf einen Stundenlohn von 16,60 Euro.

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