Hiebe statt Liebe zum Valentinstag

Pressath. Am politischen Aschermittwoch wehrt sich Bürgermeister Bernhard Stangl gegen Kritiker seiner Politik. Ihn stören zu hohe Erwartungen und fehlender Ehrgeiz. Sogar anonyme Briefe mit Warnungen erreichen ihn, vermutlich aus dem SPD-Umfeld.

SPD-Ortsvorsitzende Silke Tanner war gnädig. Sie zeigte Bürgermeister Bernhard Stangl erst sehr spät die Fahne zum Rede-Ende. Foto: Stefan Neidl

Politischer Aschermittwoch am Valentinstag – SPD-Ortsvorsitzende Silke Tanner sparte nicht mit lieben Worten für Bürgermeister Bernhard Stangl, ihrem „Superstar“. Gleichzeitig warnte sie den „Blumen-Bernhard“, wie man ihn in Pressath nennt: Wenn seine Rede zu lang würde, zeige sie ihm die rote SPD-Fahne.

Stangl hatte sich wohl von Ministerpräsident Markus Söders Rede in Passau inspirieren lassen: „Ich begrüße alle hier in der Pressather Dreistädtehalle vor gefühlten 5000 Gästen“, sagte er in der Gaststube Heining vor etwa 50 Zuhörern. Dem folgten dann einige Spitzen gegen die Bayern-CSU, unter anderem weil Söder angeboten habe, aus dem Bund auszutreten. Schwarzenbachs Bürgermeister Thorsten Hallmann hatte die Versammlung wegen eines Feuerwehreinsatzes verlassen – Stangl hätte ihn gern rhetorisch gefragt, ob auch er plane, die Verwaltungsgemeinschaft zu verlassen. Bei Dießfurts Ortssprecher Andreas Eckert war er sich über die Antwort nicht so sicher, räumte der Bürgermeister ein.

„Wir müssen uns nicht für Pressath schämen“

Dann gab Stangl einen Einblick in sein Seelenleben als Bürgermeister. Immer wieder schlage ihm Widerstand entgegen. Oft werde die Entscheidung für einen Obstgarten anstelle von Parkplätzen an der Bahnhofstraße kritisiert. Stangl verteidigte sein Vorgehen „Ja, ich habe hier eigenmächtig gehandelt, aber manchmal muss man das als Bürgermeister sein.“ Der Stadtrat hatte das Projekt im Nachhinein mit der Mehrheit aus SPD und Freien Wählern beschlossen. „Als Demokraten sollten wir das dann auch gemeinsam umsetzen und nicht immer wieder hetzen“, sagte er.

In der Bahnhofstraße soll bald mit dem Bau eines Bushäuschens begonnen werden. Hier erreichten ihn Einwände aus der eigenen Fraktion, es sei zu teuer, was billigeres reiche doch für den Ort. „Nein, was Billiges taugt nicht für Pressath. Wir müssen uns für unsere Stadt nicht schämen, auch wenn es viel nachzuholen gibt“, erklärte er leidenschaftlich. Auch die nächsten zehn Bürgermeister hätten noch genug Aufgaben vor sich.

Zu hohe Erwartungen

Am Spitalplatz sollen nun Schnelladesäulen entstehen – Ein Projekt in Kooperation mit dem Bund, das in der Umgebung nur Pressath habe. Dies könne für Stangl auch die örtliche Wirtschaft fördern. Und doch sei es in der Fraktionssprechersitzung wieder schlecht geredet worden.

Stangl hatte angekündigt, am Steinbühl ein Wärmenetz zu errichten. Die Anwohner hätten aber oft unrealistische Erwartungen: „Ein Bürger hat mir erklärt, sein Heizkessel sei kaputt. Er wollte wissen, wann es so weit ist. So schnell geht es aber nicht.“ Der Bürgermeister rechnet mit einer Dauer von 6 bis 8 Jahren. Mitunter erreichen ihn sogar Handy-Mitteilungen mit der Aufforderung, Hundehaufen wegzumachen.

Anonyme Briefe

Dann wurde es aber ernster: Stangl berichtete von anonymen Schreiben, die er bekam. Eines endete mit den Worten: „Wir werden dich beobachten.“ Ein anderes müsse vom Inhalt aus dem Umfeld der SPD stammen, vermutete Stangl. Er rief in den Saal: „Wenn einer ein Problem hat – kommts persönlich vorbei, fetzen wir uns, trinken wir eins und diskutieren wir das aus.“ Auch im Stadtrat ginge es oft mehr darum, Aufmerksamkeit zu erregen als um die Sache, sagt er.

Bei aller Leidenschaft und interessanten Einblicken, vergaß Tanner dann glatt, Stangl die Fahne zu zeigen. Landtagsabgeordnete Nicole Bäumler erklärte anschließend die Bundes- und Landespolitik, verteidigte die Ampel und schimpfte wie zuvor Stangl und Tanner auf die AfD.

Landtagsabgeordnete Nicole Bäumler erklärte den 50 Zuhöhrern die Bundes- und Landespolitik. Foto: Stefan Neidl

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