In den Landkreisen Wunsiedel und Tirschenreuth ist das Leben am günstigsten

Tirschenreuth. Die oft als "Armenhaus Bayerns" mitleidig belächelte Region Nordostbayern hat Grund zur Freude: Zwei Landkreise ragen in einer Auflistung überraschend heraus.

OberpfalzECHO/David Trott

Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigen: Der Landkreis mit der größten Kaufkraft der Menschen liegt in Nordostbayern: Wunsiedel. Den größten Sprung bei der Zahl der nach oben gekletterten Ränge machte der Landkreis Tirschenreuth. Wegen der niedrigen Preise dort machte der nördlichste Kreis der Oberpfalz 140 Plätze gut und kletterte von Rang 200 auf 60.

Tirschenreuth mit größtem Sprung

Die höchste Kaufkraft in Bayern sitzt nicht in den Städten. Bereinigt man die Pro-Kopf-Einkommen um die regionalen Lebenshaltungskosten, gehen nach IW-Berechnungen die ersten fünf Plätze im Freistaat an Landkreise. Und der billigste Landkreis Wunsiedel liegt plötzlich vor der teuersten Stadt München – obwohl das durchschnittliche nominelle, also nicht preisbereinigte Jahreseinkommen in München fast 8500 Euro höher ist.  

Wie wohlhabend oder arm man ist, hängt nicht nur am Einkommen. Auch die regionalen Lebenshaltungskosten spielen eine Rolle. Bereinigt man die Rangliste der Einkommen in den 400 deutschen Landkreisen, Kreisen und Städten damit, stürzen die großen Städte teils drastisch ab, wie Berechnungen zum preisbereinigten verfügbaren Einkommen pro Kopf zeigen. Das neue Ranking wirft einiges durcheinander: Oft geht es um deutlich mehr als 100 Plätze nach oben oder unten, zweimal sogar um mehr als 250.

Auch Hof und Regen klettern

Die nach der Zahl der nach oben gekletterten Ränge größten Aufsteiger sind allesamt Landkreise. Allen voran Tirschenreuth, das durch niedrige Preise 140 Plätze gutmacht und von Rang 200 auf 60 springt. Die Landkreise Hof und Regen klettern um 133 beziehungsweise 132 Plätze. Große Städte sucht man in dieser Gruppe vergebens. “Insgesamt nivellieren die regionalen Kosten die Einkommensunterschiede ein Stück weit. Die Streuung wird kleiner“, sagt Christoph Schröder vom IW. Auch auf dem Land hätten die Menschen oft ein gutes Einkommen.

Großstädte stürzen ab

Die Großstädte stürzen angesichts ihrer hohen Lebenshaltungskosten teils mehr als 200 Plätze ab. Aus der Gruppe der sieben größten Städte können sich nur München und Düsseldorf nach der Preisbereinigung in der reicheren Hälfte halten. Bei München dämpft das auf Rang zwei herausragend hohe nominale Einkommen den Fall trotz der bundesweit höchsten Kosten. So bleibt die bayerische Landeshauptstadt mit Rang 24 beim preisbereinigten Einkommen zumindest in der erweiterten Spitzengruppe.

Regensburg sehr teuer

Hinter Augsburg, wo niedrige Einkommen auf eher hohe Kosten treffen, folgen Passau, Bayreuth, Rosenheim, Regensburg, Nürnberg, Kempten, Bamberg und Ingolstadt auf den hinteren Plätzen. Teils sind hier auch die nominellen Einkommen eher gering und werden nicht durch niedrige Kosten ausgeglichen (wie bei Passau oder Bayreuth), teils drücken deutlich überdurchschnittliche Lebenshaltungskosten die Stadt nach unten, wie bei Rosenheim, Regensburg und ganz besonders Ingolstadt.

Basis der Berechnungen sind ein vom IW und dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) entwickelter regionaler Preisindex mit Stand 2022 und Einkommensdaten des Statistischen Bundesamts mit Stand 2021.

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