Jahn-Pleite mit Pech und Pannen gegen Angstgegner Hansa Rostock

Regensburg. Es bleibt dabei. Hansa Rostock bleibt Jahn Regensburgs Endgegner. Kai Pröger muss lediglich zweimal aus eher unverdächtigen Positionen draufhalten, schon vorentscheidet sein Doppel-Wumms die Partie. Stojanovic‘ nächster Superbock sorgt dann für den Endstand.

Schlüsselszene: Abwehrturm Scott Kennedy wird von Svante Ingelsson abgeräumt und kann nicht weitermachen. In Unterzahl kassiert der SSV Jahn das 0:1 gegen Rostock. Bild: Jürgen Herda

Es hätte alles so schön gepasst: Der SSV Jahn Regensburg, nach zuletzt zwei Siegen in Folge, wieder in der Spur, der Vertrag mit Trainer Mersad Selimbegovic um ein weiteres Jahr verlängert, noch ein Heim-Dreier, und die Oberpfälzer hätten die magische 20-Punkte-Grenze drei Spieltage vor Ende der Hinrunde überschritten.

Pustekuchen: Obwohl die Gäste eher mit einem gegenteiligen Gefühlsleben angereist waren – der Trend zeigte nach unten, Hansa-Coach Jens Härtel hatte einige Spieler suspendiert – erweisen sich die Rostocker erneut als Spielverderber. Wie bei den höchst unnötigen Heimniederlagen vergangene Saison im Pokal (nach Elfmeterschießen) und im Heimspiel (2:3) läuft auch an diesem letzten Sommertag im Jahn-Stadion alles gegen die Regensburger, die ohnehin ohne Kapitän Bene Gimber auflaufen mussten.

Kennedy nach vier Minuten ausgeknockt

Schon nach vier Minuten rennt Svante Ingelsson den ansonsten nicht wehleidigen Scott Kennedy im Jahn-Strafraum rustikal um – der heute des Öfteren überforderte Schiri Florian Exner lässt einfach weiterlaufen. Während Kennedy behandelt wird, kassiert der SSV in Unterzahl das höchst unglückliche 0:1. Max Thalhammer hatte die Situation eigentlich schon bereinigt, sein Ball bleibt aber an Pröger hängen, der aus 14 Metern flach unten einnetzt (7.).

Kennedys kann nicht weitermachen, wie bei Gimber wird eine Schulterverletzung diagnostiziert – für ihn kommt Steve Breitkreuz. Auf der Gegenseite hat Joshua Mees die Riesengelegenheit, aus zehn Metern auszugleichen – Hansa-Keeper Markus Kolke rettet mit starker Reaktion (15.). Fünf Minuten später köpft Kaan Caliskaner eine Flanke des erneut starken Konrad Faber knapp über die Latte.

Rostocks Dusel-Effektivität

Was hat Rostock, was der Jahn nicht hat: Pröger und eine Dusel-Effektivität, die seinesgleichen sucht: Einen Verlegenheits-Seitenwechsel von Lukas Hinterseer nimmt der Ex-Paderborner volley und drischt die Kugel von der Strafraumkante unhaltbar in Netz – zwei Torschüsse, 0:2 (28.). Lasse Günther ist auf seiner Seite immer mal wieder zu weit weg vom Mann und hatte schon zuvor nach einem ambitionierten Sololauf quer durchs Mittelfeld samt Ballverlust seine Seite völlig zum Abschuss frei gegeben.

Kurz vor der Pause hat der ansonsten unauffällige Charalambos Makridis im 1:1 gegen Kolke noch die Monster-Chance, auf 1:2 zu stellen – Kolke bekommt den Fuß raus, der Jahn muss mit 0:2 in die Pause. Auch in der zweiten Halbzeit versucht der SSV alles, um das Ergebnis noch umzubiegen. Beste Gelegenheit dazu hat Andreas Albers, der nach einem weiteren Flügelflitzerlauf Fabers den Ball präzise in die Gasse serviert bekommt – aber aus etwas spitzem Winkel nur das Lattenkreuz trifft.

Fehlertrio zum 0:3

Es kommt, wie es kommen muss an einem Tag, an dem alles schiefgeht: Jan Elvedi spielt im Mittelfeld den Ball unbedrängt Ingelsson in die Füße, der läuft begleitet von Breitkreuz eigentlich zu weit auf die linke Seite, versucht sich mit letzter Kraft an einem Abschluss, der Ball trudelt abgefälscht von Elvedi Richtung Pfosten, Stojanovic, der offenbar mit einer Flanke gerechnet hatte, kullert samt Ball hinter die Linie, 0:3 (64.). Es ist leider nicht der erste Slapstick-Missgriff des Jahn-Keepers. Sicher, greift ein Torwart daneben, hat das es meist zählbare Folgen. Aber alles Verständnis hat auch seine Grenzen.

Unterm Strich bleibt: Es ist ein Tag zum Vergessen für alle Jahn-Fans. Weniger die Leistung, mehr das Spielglück ist heute für das viel zu hohe Ergebnis verantwortlich – den Rest müssen sich die Regensburger Fehlerproduzenten von Günther über Elvedi bis Stojanovic ankreiden lassen. Und auch das sei erwähnt: Es gibt kluge und weniger kluge Aktionen: In einer Phase, in der der Jahn noch Chancen auf den Anschlusstreffer hat, rempelt Thalhammer Hinterseer am Mittelkreis ohne Not sinnfrei um – der Freistoß bringt Rostock Zeit, Entlastung und die Hanseaten lieben lange Bälle aus dem Halbfeld. Was soll das also?

Hansas Jan Pröger (rechts) ist Regensburgs Party-Killer. Bild: Jürgen Herda

Die im Vorfeld erwartete Schwächung in Sachen Kampf durch den Ausfall von Kapitän Benedikt Gimber bewahrheitet sich zwar nicht. Dafür sind es in den entscheidenden Szenen taktische und technische Nachlässigkeiten, die der Jahn-Elf die 0:3-Niederlage gegen Hansa Rostock einbringt. Und zu unguter Letzt haben auch die Torhüter einen entscheidenden Anteil am Abschneiden ihrer Mannschaft.

Im Jahnstadion erwischen die Gastgeber einen denkbar ungünstigen Start, der nicht nur durch die Verletzung von Scott Kennedy, sondern auch durch den frühen Gegentreffer gekennzeichnet ist. Die Mannen von Mersad Selimbegovic stecken aber nicht auf, können aber aus besten Chancen keinen Profit schlagen. Anders die Gäste, die mit der zweiten Chance zum sehenswerten 0:2 erhöhen.

Durchgang zwei hat wenige Highlights zu bieten, diese hatten es sich dafür umso mehr in sich. Zum Leidwesen des Jahns sorgte Dejan Stojanovic mit einem groben Patzer für die Entscheidung. Danach sahen sichtlich unzufriedene Jahn-Fans kaum mehr ein spielerisches Aufbäumen ihrer Elf, die vielmehr durch Disziplinlosigkeiten auf sich aufmerksam machen.

Denn sie wissen nicht, wie ihnen geschieht: Nach zwei Torschüssen darf Hansa Rostock zweimal jubeln. Bild: Jürgen Herda

Rostock nutzt kurzzeitige Überzahl eiskalt

Das Spiel läuft noch keine zehn Minuten und schon muss Jahn Regensburg einen doppelten Tiefschlag wegstecken. Aufgrund eines ungestümen Einsteigens von Svante Ingelsson gegen Kennedy (4. Minute) muss der Jahn-Innenverteidiger mit einer Schulterverletzung vom Platz. So spielt der Jahn kurzzeitig nur zu zehnt.

Während in der Folge Steve Breitkreuz auf eine Unterbrechung wartet, um eingewechselt werden zu können, nutzt Hansa Rostock die Überzahlsituation eiskalt. Die Kogge verlagert das Spiel auf links, dort schickt Ingelsson eine scharfe Hereingabe in den Rückraum, wo Maxi Thalhammer den Fuß noch dazwischen bringt. Zum Unglück der Jahn-Defensive, die zu lange braucht, um sich zu sortieren, fällt das Spielgerät vor die Füße von Kai Pröger, der aus elf Metern unhaltbar unten links vollendet.

Trotz des doppelten Schocks wirkt die Jahn-Elf keineswegs geschlagen und spielt mutig nach vorne. In der 16. Minute klingelt es dann beinahe im Tor der Kogge. Im Anschluss an eine Ecke bringt Charalambos Makridis den Ball flach auf Joshua Mees, dessen Versuch von Markus Kolke mit einem klasse Reflex über das Gehäuse gelenkt wird.

Nachhilfe in Sachen Effizienz

Auch im weiteren Spielverlauf lassen die Regensburger nicht nach, Rostock zieht sich aber auch etwas zurück und wartet auf schnelle Gegenstöße. Die Ausrichtung der Gäste sollte sich als gewinnbringender erweisen. Wieder kommt die Hansa über links und wieder klingelt es im Kasten von Stojanovic. Nach einem Einwurf hebt Lukas Hinterseer das Spielgerät zentral an den Sechzehner auf Pröger, der via Dropkick das Jahnstadion zum Schweigen bringt (26.). Lasse Günther hat sich in der Situation zu sehr Richtung Ball orientiert und den freistehenden Doppelpacker komplett aus den Augen verloren.

Nach dem erneuten Nackenschlag braucht die Jahnelf deutlich länger, um sich zu erholen. Die Rostocker Gäste sind näher am 0:3 als der SSV am Anschlusstreffer. Vor allem in der Jahn-Defensive scheint der zweite Treffer Spuren hinterlassen zu haben, denn sowohl Breitkreuz (35.) als auch Günther (36.) passen ohne Druck ins Seitenaus.

Es braucht einen Geistesblitz von Makridis (44.), um kurz vor der Pause beinahe doch noch zum erhofften Anschluss zu kommen. Aus dem linken Mittelfeld findet Makridis den durchstartenden Mees in der Mitte. Allerdings reagiert Kolke beim Abschluss aus kurzer Distanz erneut hervorragend und so geht es mit einem 0:2-Rückstand in die Kabine.

Kann nicht glauben, was er sieht: Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic muss mit anschauen, wie Rostock aus dem Nichts davonzieht. Bild: Jürgen Herda

Regensburg erlebt ein Déjà-vu

Die Jahn-Elf kommt gut aus der Kabine, kann aber erneut nicht zum Torerfolg kommen. In der 53. Minute ist es Andreas Albers, der, von Konrad Faber bedient, aus spitzem Winkel nicht lange fackelt. Sein Abschluss lässt zwar den Pfosten erzittern, bringt die Hans-Jakob-Tribüne aber nur zum Raunen, nicht zum Jubeln. Auch Hansa-Doppeltorschütze Pröger gelingt bei einem Freistoß nicht der Torerfolg. Dafür trifft dieser Breitkreuz so am Kinn, dass der Verteidiger sofort K.O. geht. Der für Kennedy eingewechselte Innenverteidiger muss ausgewechselt werden, für ihn kommt Dario Vizinger.

Als ob die erneute Verletzung eines Verteidigers nicht schon genug Erinnerung an die zweite Halbzeit wäre, klingelt es kurz danach erneut im Jahn-Kasten und das denkbar kurios. Ingelsson macht sich in der eigenen Hälfte auf den Weg und kann gefolgt von vier Jahn-Spielern nicht entscheidend aufgehalten werden. Der Rostocker versucht es mit der Hereingabe, auf die auch Stojanovic spekuliert. Die versuchte Vorlage wird aber so von Jan Elvedi abgefälscht, dass sie im verwaisten kurzen Eck eintrudelt (64.). Obwohl durch Elvedi erst richtig scharf gemacht, geht der Treffer ganz klar auf die Kappe von Stojanovic.

Die Nerven liegen blank

Nach dem 0:3 aus Regensburger Sicht ist die Partie durch und bietet kaum mehr spielerische Highlights. Auch wenn die Jahnelf zunächst versucht, weiter nach vorne zu spielen, mündet das mehr in Frust für die eigenen Anhänger als in gefährlichen Situationen. Frust, der sich auch auf die Mannschaft überträgt. So kassiert der Jahn in den letzten zehn Minuten vier Gelbe Karten, inklusive Trainer Selimbegovic. Glück hat Faber, der nach einem unnötigen Einsteigen inklusive Rempler gegen Haris Duljevic bei strenger Regelauslegung auch Rot hätte sehen können.

Ansonsten trudelt die Begegnung ihrem Ende entgegen, während auf den Zuschauerrängen erste Pfiffe zu hören und ein Becherwurf in Richtung der Trainerbänke zu beobachten sind. Auch die auf der Hans-Jakob-Tribüne so beliebten „Schieber“-Rufe in Richtung des Schiedsrichters Florian Exner sind mal wieder zu vernehmen. So können sich zumindest die organisierten Fans am Ende auf einen Schuldigen einigen.

Hansa Rostock, hier Damian Roßbach gegen Konrad Faber, geht rustikal in die Zweikämpfe. Bild: Jürgen Herda

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