Karl Georg Haubelt, SPD: Ein Politiker der leisen, aber eindringlichen Töne

Wiesau. "Gib acht auf Platz 508 und im Stimmkreis Tirschenreuth direkt." Unter diesem Motto wirbt der Sozialdemokrat Karl Georg Haubelt um Stimmen für seine Landtagskandidatur.

Karl Georg Haubelt mit seinem Hund Mickey am Fuchsmühler Sauerbrunnen. Foto: Udo Fürst

Karl Georg Haubelt ist ein Politiker der etwas anderen Art. Der Landtagskandidat der SPD im Stimmkreis Tirschenreuth führt seinen Wahlkampf zwar hoch engagiert wie kaum ein anderer und er ist überzeugt von dem, was er tut. Polit-Gepolter allerdings ist ihm fremd. Laute Töne liegen dem 58 Jahre alten Lehrer an der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Hof nicht. Der Sozialdemokrat will mit Argumenten überzeugen. Argumente, von denen er glaubt, sehr gute zu haben. Nicht zuletzt deshalb glaubt er auch an seine Chance auf den Einzug ins Maximilianeum. Auch wenn die als Listen-Achter in der Oberpfalz-SPD nicht gerade riesig ist. Haubelt zeichnet auch aus, dass er große Teile seines Wahlkampfs Hand in Hand mit Nicole Bäumler bestreitet, der SPD-Kandidatin aus dem benachbarten Stimmkreis Weiden. Das war längst nicht immer so.

In Oberpfalz bestens vernetzt

Der in Wiesau und Amberg (Zweitwohnsitz) lebende, verheiratete Vater dreier Kinder hat ein weiteres Pfund, mit dem er wuchern kann: Geboren in Amberg, aufgewachsen in Fensterbach und Stulln (Landkreis Schwandorf), wo er auch lange gelebt hat, ist Haubelt fast in der ganzen Oberpfalz bestens vernetzt. Kein Nachteil dürfte auch sein Engagement in der evangelischen Kirche sein: 24 Jahre Kirchenvorsteher in Schwarzenfeld, über 27 Jahre Mitglied im Dekanatsausschuss Sulzbach-Rosenberg, seit 2008 Mitglied der Landessynode, seit 2014 im Landessynodalausschuss, ehrenamtlich engagiert als Vorsitzender des Kuratoriums des Evangelischen Bildungszentrums Bad Alexandersbad sowie im Landesvorstand der Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (afa). Als Prädikant hält er Morgenandachten im Lokalradio Ramasuri. Dabei platziert er auch schon mal gewerkschaftliche Positionen, etwa zur Sonntagsarbeit. Aber auch als Prediger gilt: Haubelt ist kein Lautsprecher.

Überzeugter Gewerkschafter

Neben seiner Familie und der ehrenamtlichen Tätigkeit für die Kirche hat Haubelt zwei weitere Leidenschaften: die Gewerkschaft und die SPD. Gewerkschaftsmitglied wurde Karl Georg bereits in seiner Schulzeit: Als freiberuflicher Lokalreporter trat er während der Arbeitskämpfe um die 35-Stunden-Woche Mitte der 80er-Jahre der IG Druck und Papier bei. Als er das Studium der Verwaltungswissenschaft in Hof aufnahm und als Inspektoranwärter bei der Bayerischen Staatsforstverwaltung verbeamtet wurde, wechselte er in die Gewerkschaft Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft (GGLF).

Mehr Zweit- als Direktstimmen?

Warum tut sich Karl Georg Haubelt das an? Eine Kandidatur, von der er weiß, dass es zumindest schwierig wird, in den Landtag einzuziehen? “Ich habe mich nicht darum gerissen, als mich unsere damalige Kreisvorsitzende Brigitte Scharf fragte, ob ich mir das vorstellen könnte.” Je länger er aber darüber nachgedacht, sich mit seiner Frau Anja (ein CSU-Mitglied) unterhalten, die ihm zugeredet und Rückendeckung signalisiert habe, “umso mehr gefiel mir der Gedanke”. Jetzt mache es ihm richtig Spaß, zum Beispiel bei seinem Haustürwahlkampf mit den verschiedensten Menschen ins Gespräch zu kommen. Das Ziel, von Platz acht auf der Liste nach vorne zu kommen, sehe er wegen seines Bekanntheitsgrades als durchaus realistisch an. “Es kann durchaus sein, dass ich mehr Zweit- als Direktstimmen bekomme.”

Karl Georg Haubelt

  • Verheiratet, drei Kinder, wohnhaft in Wiesau (Hauptwohnsitz) und Amberg (Zweitwohnsitz)
  • Geboren 1965 in Amberg
  • Besuch der Grundschule in Amberg und in Fensterbach (Landkreis Schwandorf), wirtschaftswissenschaftliches Gregor-Mendel-Gymnasium Amberg; 1985 Abitur
  • 1985 bis 1988: Studium der Verwaltungswissenschaften an der Bayerischen Beamtenfachhochschule in Hof, in den 1990er Jahren Teilzeitstudium der Betriebswirtschaftslehre, Politikwissenschaft und Psychologie an der Fern-Universität in Hagen;
    beamtenrechtliche Laufbahnbefähigungen für den gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst 1988, für den gehobenen nichttechnischen Staatsfinanzdienst 1990 und für den höheren nichttechnischen Verwaltungsdienst 2016;
    1988 akademischer Grad: Diplom-Verwaltungswirt (FH)
  • 1988 bis 1993: Tätigkeiten in der Bayerischen Staatsforstverwaltung (Verwaltungsleiter des Bayer. Forstamtes Mauth, Personalsachbearbeiter am Bayer. Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
  • 1993: Hochschullehrer an der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern in Hof mit dem Lehrschwerpunkt Sozialrecht/Recht des öffentlichen Dienstes/Kommunalrecht; 2013 zusätzlich Leiter des Akademischen Auslandsamtes der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern
  • Seit 1997 ständiger Lehrauftrag an der Berufsakademie Sachsen in Bautzen mit dem Lehrschwerpunkt Sozialrecht/Recht des öffentlichen Dienstes
  • Fremdsprachenkenntnisse: Französisch (fließend), Englisch, Italienisch, Tschechisch (Grundk.)
  • Seit 1979 Mitglied der SPD (1979 SPD-Ortsverein Fensterbach, aktiv im Kreisvorstand Schwandorf und im Unterbezirksvorstand Schwandorf/Cham der Jungsozialisten; 1987: SPD-Ortsverein Stulln, Vorstandsmitglied, zehn Jahre stellvertretender bzw. Ortsvereinsvorsitzender des SPD-Ortsvereins Stulln
  • 1996 bis 2002: Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat Stulln
  • 2016: SPD-Stadtverband Amberg; seit 2018 SPD-Ortsverein Wiesau, Mitglied im Ortsvereinsvorstand und seit 2019 Mitglied im Kreisvorstand des SPD-Kreisverbandes Tirschenreuth
  • Mitglied im Bund Naturschutz in Bayern (1987), beim BRK (1986), im AutoClub Europa (1986), im Bayerischen Forstverein (1987), bei der Seliger-Gemeinde (1987), im Diakonieverein Amberg (2016) und in der Sudetendeutschen Landsmannschaft/Kreis Tirschenreuth (2021).
    Aktiver Feuerwehrmann (Gruppenführer) bei der FFW Högling seit 1981, danach bei der FFW Stulln; nach 20 Jahren Wechsel in den Passivstatus; 2018 Wechsel als passiver Feuerwehrmann zur FFW Wiesau.

Seit 1979 SPD-Mitglied

Wenn sich der “Sozialdemokrat aus Überzeugung” (“Ich bin von meinem Elternhaus geprägt”) im Hinblick auf den 8. Oktober etwas wünschen dürfte, was wäre das? “Erstens, dass die SPD in Bayern deutlich stärker abschneidet als in den derzeitigen Umfragen. Zweitens, dass wir in der Oberpfalz drei Mandate holen, davon zwei für Nicki (Bäumler, die Red.) und für mich, und drittens, dass die Menschen begreifen, dass die AfD für nichts eine Alternative ist.” Es mache ihn immer wieder fassungslos, dass Menschen diese Partei wählen, die keinerlei Lösungen anbiete, Hass und Neid produziere und einfach nur gegen alles sei. “Ich habe auch für Klimawandelleugner kein Verständnis. Der berühmte alte, weiße Mann mit 70 macht sich vielleicht keine Gedanken darüber. Ich aber habe Angst um die Zukunft meiner Kinder und Enkel.”

Wahl zwischen zwei Christen

Karl Georg Haubelt ist wie gesagt kein Lautsprecher: Er handelt aus Überzeugung, ist Optimist und glaubt an die Vernunft zumindest der Mehrheit der Menschen. Und er glaubt an seine Chance in der “SPD-Diaspora” Tirschenreuth auch aus diesem Grund: “Der Wähler kann zwischen dem christlichen Tobias Reiß (CSU, die Red.) und dem Christen Karl Georg Haubelt wählen, der die Welt ein Stück besser und menschlicher machen will.”

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