Klimafreundlicher Strom aus dem Speinsharter Forst?

Neustadt/Kulm. Viel öffentliche Zurückhaltung gab es bisher zum Thema der Windparkplanung im Speinsharter Forst. Bei der Bürgerversammlung in Neustadt am Kulm wird jedoch deutlich: Drei Gemeinden hoffen auf eine fette Beute.

„Windkraftanlagen sind ein Muss, um mit weiteren Energieträgern eine klimafreundliche Stromversorgung zu gewährleisten“. Bernd Ehricke, Projektentwickler der Firma OstWind Regensburg. Foto: Robert Dotzauer

Im Speinsharter Forst stehen die Zeichen auf Windkraft. Als mögliche Vorrangfläche steht das zwölf Quadratkilometer große Waldgebiet schon in der Fortschreibung des Teilkapitels Windenergie der Regionalen Planungsverbände Oberpfalz Nord und Oberfranken Ost – eine Flächenprivilegierung, die auch die angrenzenden Kommunen nutzen möchten. Die Antwort ist ein interkommunaler Pakt der Gemeinden Neustadt/Kulm, Speichersdorf, Speinshart und Vorbach.

Pläne schmieden die vier Gebietskörperschaften schon seit längerer Zeit. Die Ratsgremien sind sich einig, das lukrative Feld nicht den Staatsforsten zu überlassen, wie zu erfahren ist. Wind und Wald als ideale Partner im Zusammenspiel von erneuerbaren Energien und Klimaschutz? Da möchten auch die Gemeinden beteiligt werden. Die vier Kommunen planen deshalb ein Leuchtturmprojekt, das positive Signale für die dezentrale Energiewende senden soll.

Ein Projektträger ist mit dem Unternehmen „OstWind“ aus Regensburg längst gefunden. Auch eine Kooperation mit der NEW (Neue Energien West) ist in trockenen Tüchern, so die Information von Projektentwickler Bernd Ehricke.

Bis zu sechs Windräder geplant

In der Bürgerversammlung stellte der OstWind-Repräsentant in einer Kurzpräsentation das mit den vier Kommunen bereits abgestimmte Gesamtkonzept vor. OstWind plant bis zu sechs Windräder auf privaten Pool-Flächen an den Gemeindegrenzen, verteilt auf die Gemeinden Neustadt am Kulm (Tremau), Speichersdorf (Ramlesreuth) und Speinshart im Gemeindegebiet des Speinsharter Forstes. Zu den Zielsetzungen gehören zudem die Eingemeindungen der gemeindefreien Waldgebiete, derzeit im Eigentum der Staatsforsten und die Errichtung von vier weiteren Windkraftanlagen in den dann eingemeindeten Gebieten.

Eine sozialverträgliche Vorgabe der Mindestabstände von 800 Meter zu Einzel-Häusern und von 1000 Meter zur Siedlungsbebauung verhindert eine Beteiligung Vorbachs an der Windrad-Offensive. Der Projektentwickler plant Windräder mit einer Nabenhöhe von bis 200 Metern, die einmal sieben Megawatt (MW) Leistung je Rad in das Stromnetz einspeisen können.

Fortgeschritten ist auch ein Konzept zur Bürgerbeteiligung. Bernd Ehricke sprach von einer wirtschaftlichen Teilhabe der Gemeinden durch Gewerbesteuereinahmen und dem sogenannten Kommunal-Bonus und der Möglichkeit eines Bürger-Windparks über die NEW Neue Energien West.

Pachteinnahmen und dauerhaft günstiger Regio-Strom

Zu den finanziellen Vorteilen zählte der Referent einen dauerhaft günstigen Regio-Strom und interessante Pachteinnahmen für die Grundstückseigentümer. In der folgenden Diskussion kritisierten einige Besucher die vermeintlich einseitige Aufklärung. Auch die Gegner der Windkraft müssten informiert und gehört werden. „Wir müssen uns an das Thema erst herantasten“, beschwichtigte Bürgermeister Wolfgang Haberberger.

Kritikpunkte waren zudem Befürchtungen über die Verunstaltung des Landschaftsbildes, Waldverluste, Belange des Natur- und Artenschutzes, Sorgen über Schattenwürfe und über weitere Störfaktoren. Befürchtet werden zudem „Windhundrennen“ zur Aufteilung einer vermeintlichen fetten Beute und die Gefahr von Bauverzögerungen durch fehlende Netzanschlüsse.

Auch die teuren Stromkosten standen im Mittelpunkt der Diskussion. Gefordert wurde ein Strompreis-Bonus für alle Bürger der Anliegergemeinden. „Wenn die Bevölkerung mit diesen Kolossen leben muss, muss sich das auch in einem deutlich niedrigeren Kilowatt-Preis für die Haushalte der Anliegergemeinden auszahlen“, hieß es in weiteren Wortmeldungen. „Wir brauchen alle preisgünstigeren Strom“, darin waren sich schließlich alle Versammlungsteilnehmer einig. Energie, die vor Ort erzeugt werde, bedeute regionale Wertschöpfung.

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