Manfred Zieglers Leidenschaft ist auch nach 50 Wettkampfjahren ungebrochen

Neustadt/WN. Wohl auf kaum jemand anders trifft der Begriff "Sport-Familie" eher zu als auf Manfred, Petra, Manuel und Simon Ziegler.

Manfred Ziegler trainiert seit mehr als 50 Jahren fast jeden Tag. Foto: Udo Fürst

Fast ungläubig empfängt Manfred Ziegler den Reporter. “Sie wollen etwas über die Leichtathletik schreiben?”, sagt er und freut sich über das Interesse an seinem Sport. Der Neustädter ist ein Phänomen. Mit zwölf Jahren durch die Schule zur Leichtathletik gekommen, hat er sich auch heute noch – 51 Jahre später – diesem Sport verschrieben. “Ich habe nie damit aufgehört”, sagt der 63-Jährige schmunzelnd.

Seine ersten Leichtathletik-Schritte machte er bei der DJK Weiden, ehe er zur Mehrkampftruppe des TB Weiden wechselte, für die er noch heute startet. Das tägliche Training hat Früchte getragen: Erst vor wenigen Wochen hat Ziegler seiner ellenlangen Erfolgsliste einen weiteren Eintrag hinzugefügt: In Mönchengladbach feierte er in der Altersklasse M 60 seinen fünfzehnten Deutschen Meistertitel.

1,96 Meter Bestleistung im Hochsprung

Bei Deutschen Meisterschaften hat Manfred Ziegler bisher insgesamt 34 Medaillen geholt. Ebenso viele Bayerische Meistertitel sammelte er in den Disziplinen Hoch-, Weit- und Dreisprung sowie im Internationalen Fünfkampf. Seine Bestmarke im Hochsprung schaffte er als 23-Jähriger mit 1,96 Metern als Teil eines Zehnkampfs. Noch mit 45 Jahren überquerte er 1,88 Meter, was noch heute bayerischer Seniorenrekord dieser Altersklasse ist. Ebenfalls in der AK M 45 stellte Ziegler mit 6,32 Metern im Weitsprung in Potsdam sogar einen deutschen Rekord auf.

Manfred Ziegler in seinem Metier, dem Hochsprung. Obschon die Fotos etwas älter sind, liefert der Neustädter Leichtathlet nach wie vor glänzende Leistungen in dieser Disziplin ab. Foto: Archiv Ziegler
Manfred Ziegler in seinem Metier, dem Hochsprung. Obschon die Fotos etwas älter sind, liefert der Neustädter Leichtathlet nach wie vor glänzende Leistungen in dieser Disziplin ab. Foto: Archiv Ziegler
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Manfred Ziegler in seinem Metier, dem Hochsprung. Obschon die Fotos etwas älter sind, liefert der Neustädter Leichtathlet nach wie vor glänzende Leistungen in dieser Disziplin ab. Foto: Archiv Ziegler
Manfred Ziegler in seinem Metier, dem Hochsprung. Obschon die Fotos etwas älter sind, liefert der Neustädter Leichtathlet nach wie vor glänzende Leistungen in dieser Disziplin ab. Foto: Archiv Ziegler
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Neustadt/WN. Wenn es den Begriff

Familie ist ihm wichtig

Viel wichtiger als all die Bestleistungen und Meisterehren sind Manfred Ziegler aber die Erfolge seiner Familie. “Ich bin ja eigentlich der schlechteste hier”, sagt er und verweist stolz auf die Söhne Simon und Manuel sowie auf Gattin Petra Köcher-Ziegler. Allen voran der heute 33 Jahre alte Manuel schrieb als einer der besten Dreispringer Deutschlands viele Jahre positive Schlagzeilen.

Bereits in jungen Jahren glänzte er als Finalist bei den Jugend-Europameisterschaften in Novi Sad und bei den europäischen Olympischen Spielen (EYOF) in Belgrad. 2013 wurde er bei der Team-EM Vize-Europameister mit der Nationalmannschaft, holte 2014 den Deutschen Meistertitel der Männer, nachdem er zuvor auch in allen Jugend- und Juniorenklassen zu deutschen Meisterehren gekommen war. 2015 sprang Manuel Ziegler mit 16,61 Metern einen bis heute gültigen bayerischen Hallenrekord. Als sein Traum von der Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 in Rio wegen mehrerer Verletzungen platzte, beendete der Neustädter Ausnahmeathlet seine Karriere.

Ältester Oberpfalzrekord

Manuels Bruder Simon (31) war ein ausgezeichneter Mehrkämpfer und Stabhochspringer, überquerte schon als Zwölfjähriger beachtliche 2,85 Meter, die bis heute als Bezirksrekord notiert sind. Später gewann er zahlreiche Landestitel über die 110-m Hürden, im Dreisprung, Stabhochsprung und in Mehrkämpfen. Dabei knackte Simon auch die Traummarke von 5,00 Metern im Stabhochsprung und sammelte mehr als 7.000 Punkte im Zehnkampf.

Last but not least ist da noch die Mama: Petra Köcher-Zieglers Oberpfalzrekorde im Hochsprung der U 18 (1,78 Meter) und U 20 (1,79 Meter) aus den Jahren 1978 und 1979 haben heute noch Bestand.

“Fabelrekord” hieß es 1981 in den Medien, als die TB-Mannschaft in der Besetzung Dieter Heinold, Gernot Köcher und Manfred Ziegler die Bezirksbestmarke im internationalen Fünfkampf nach oben schraubte (Weitsprung, Diskus, 200 Meter, Speerwurf und 1.500 Meter). Auch 42 Jahre später ist der Rekord noch ungebrochen.

“Familienunternehmen Ziegler”

Die Entwicklung der deutschen Leichtathletik mache ihn aber nachdenklich, sagt Sport-Enthusiast Ziegler. Die Weltmeisterschaft in Ungarn im Sommer habe deutlich gezeigt, dass hier vieles schieflaufe. “Das liegt nicht nur an der unzureichenden Sportförderung, was ja nicht nur für die Leichtathletik gilt.” Sohn Manuel habe als US-Sportstipendiat erfahren, wie man Spitzensport und Studium besser in Einklang bringen könne. Daher sei es nicht verwunderlich, dass es heute eine regelrechte Landflucht talentierter Nachwuchssportler in die Vereinigten Staaten gebe.

Generell müsse bereits in den Kinder- und Jugendjahren Leistung und Anstrengungsbereitschaft wieder in den Vordergrund gerückt werden. „Wir haben unsere Kinder von klein auf für jede Art von Sport begeistert. Am wichtigsten war aber immer, dass wir das gemeinsam mit viel Freude und Spaß als Familie machen.“ Und so hat das Familienunternehmen Ziegler bis heute mehr als 100 bayerische Meistertitel gesammelt. „Wenn es mal nicht so lief, hat man halt auch gemeinsam verloren.“

Zieglers Ziel und Wunsch

Er sei nach wie vor hoch motiviert, freue sich auf jeden Wettkampf und auf die nächste sportliche Herausforderung. Nächstes Jahr wechselt Ziegler wieder in eine neue Altersklasse und da gelte es erneut, Rekorde zu verbessern. „1,58 Meter in der Halle und 1,59 Meter im Freien als Bayernrekorde der AK 65 müssten zu schaffen sein,“ spekuliert der Neustädter. Ganz persönlich hegt der TB-Athlet noch einen größeren Wunsch: Einmal mit der ganzen Familie bei den Europa- oder Weltmeisterschaften der Masters an den Start zu gehen.

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