Neue Ära: Weiden verabschiedet Stadtkämmerin und Baudezernenten

Weiden. Bewunderung, Respekt und Wehmut prägen die Abschiedsreden von Oberbürgermeister Jens Meyer für zwei scheidende Referenten: Stadtkämmerin Cornelia Taubmann nach 13 Jahren und Baudezernent Oliver Seidel nach 6 Jahren hinterlassen große Fußspuren.

OB Jens Meyer (von rechts) verabschiedet Stadtkämmerin Cornelia Taubmann und Baudezernent Oliver Seidel. Foto: OberpfalzECHO

Große Abschiedsrede für die „liebe Conny“ von Oberbürgermeister Jens Meyer. Cornelia Taubmann geht nach 48 Jahren im öffentlichen Dienst, davon 13 Jahren als Dezernentin für Finanzen und Wirtschaft, im Volksmund Stadtkämmerin, in den verdienten Ruhestand. „Ich kann zu Recht sagen, dass sich eine Ära dem Ende nähert.“

Nicht ganz so lange hat es Oliver Seidel als Baudezernent bei der Stadt Weiden ausgehalten. Im August teilte er überraschend mit, den Posten nach sechs Jahren abzugeben und zurück zur Regierung der Oberpfalz nach Regensburg zu wechseln. Er habe sich aus privaten Gründen für den Schritt entschieden. Der 48 Jahre alte, Steuerfachmann und Architekt war erst Ende März im Weidener Stadtrat mit 27 zu 8 Stimmen für weitere sechs Jahre bestätigt worden.

Reisende soll man nicht aufhalten. Meyer findet gleichwohl warme Worte für Seidel: „Unser scheidender Dezernent ist nicht nur eine Führungskraft, sondern ein Vorbild an Fachkompetenz und Menschlichkeit.“ Sein fundiertes Fachwissen sei die Basis für zahlreiche gemeinsame Erfolge gewesen. „Doch es war seine Motivation und Kollegialität, die das Miteinander in der Stadtverwaltung, im Stadtrat und mit der Öffentlichkeit zu etwas Besonderem machten.“

Haushaltsberatungen im Weidener Rathaus: Stadtkämmerin Cornelia Taubmann. Foto: OberpfalzECHO

Die Haushaltskonsolidiererin

Nach Positionen am Landratsamt und als Dozentin an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Hof übernahm Taubmann 2010 die Leitung des Dezernats für Finanzen und Wirtschaft der Stadt Weiden. „Und, sind wir uns ehrlich, nirgends hättest du den Facettenreichtum der kommunalen Haushaltspraxis tatsächlich besser erleben können als bei uns in der Stadt Weiden“, sagt Meyer. „Es waren keine einfachen Zeiten. Zum Start galt es einige größere Baustellen zu bearbeiten.“

Der OB erinnert an die Umwandlung der Stadtwerke in ein Kommunalunternehmen, die Sicherung des Fortbestands der SpVgg Weiden in der Regionalliga nach der Insolvenz und die Sicherstellung der Finanzierung des Neubaus der FOS/BOS. „Ein herausragendes Beispiel ist auch deine maßgebliche Rolle bei der Konsolidierung unseres Stadthaushalts.“ Unter ihrer Führung als Stadtkämmerin sei es gelungen, den Verwaltungshaushalt mit anfänglichen Fehlbeträgen in Millionenhöhe in einen Verwaltungshaushalt mit zuletzt zweistelligen Millionenüberschüssen zu transformieren.

Blick auf das Stadtteilzentrum „Neue Mitte“ mit Café Mitte. Bild: Sebastian Flaschel

Von Stabi-Hilfen bis Stockerhut-Bauland

Durch die mehrfach erfolgreiche Beantragung von Stabilisierungshilfen mit am Ende über 45 Millionen Euro und weiteren ergänzenden hohen Fördermitteln und Zuweisungen, sei es weiter bergauf gegangen. „Dabei ist diese, ja, deine Leistung nicht nur in ökonomischer Hinsicht beeindruckend“, schwärmt Meyer, „sondern auch ein Beweis für dein strategisches Denken und deine Fähigkeit, komplexe Herausforderungen mit Weitsicht anzugehen.“

Viele weitere Projekte habe Taubmann angestoßen: „Die Flächen am Turnverbundgelände konnten erworben werden, das Gelände in der Stockerhut steht der Stadt Weiden als zukünftiges Bauland zur Verfügung, und im Weidner Osten wurde der Grundstein für weitere Entwicklungen gelegt.“ Die Finanzierung der Obdachlosenunterkunft habe sie gesichert und den Weg für den Neubau der Realschulen geebnet. Auch ohne Weiden West IV habe sich die heimische Wirtschaft gut entwickelt. „Wir haben im Herzen der Stadt das NOC angesiedelt, unsere Unternehmen kamen gut durch diverse Krisen – was 2023 in einem Rekordergebnis bei der Gewerbesteuer gipfelte.“

KNO-Krisenmanagement bis zum letzten Arbeitstag

Die Entwicklungen bei der Kliniken Nordoberpfalz AG (KNO AG) habe die Dezernentin zuletzt stark in Beschlag genommen. „Durch die Umwandlung der Bürgschaften in Darlehen im Jahr 2019 hast du die Finanzierung der AG sichergestellt, um dann“, so die damalige Hoffnung Meyers, „nach Möglichkeit dazu beizutragen, dass diese in ein ruhigeres Fahrwasser überführt wird.“ Corona, andere Krisen und völlig veränderte Rahmenbedingungen im Gesundheitssektor hätten hier einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Der Finanzierungsbedarf der AG sei weiterhin hoch. Erstmalig seit Jahren habe der Haushalt für das kommende Jahr deshalb nicht vor dem neuen Haushaltsjahr verabschiedet werden können. „Eine Verschiebung in den Januar 2024 ist nötig, um den Finanzbedarf der Kliniken AG einigermaßen abfedern und im Haushalt unterbringen zu können.“ Die Bundes- und Landespolitik im Gesundheitswesen machen es nicht einfacher: „So wird dich die Krankenhauslandschaft wohl bis zu deinem letzten Arbeitstag begleiten.“

IHK Gremium Nordoberpfalz
Oliver Seidel, Bau- und Planungsdezernent der Stadt Weiden, zeigte IHK-Geschäftsstellenleiter Florian Rieder und Gremiumsvorsitzendem Bernd Fürbringer (v. r.) die aktuellen Planungen zur Stadtentwicklung. Archivfoto: IHK

Seidels „beeindruckende Effizienz“

Zusammen mit Baudezernent Oliver Seidel habe die Stadtverwaltung fachliche Ziele gesetzt, die man mit „beeindruckender Effizienz“ umgesetzt habe. „In den vergangenen Jahren stand die Grundlagenschaffung für die zukünftige Stadtentwicklung Weidens im Fokus“, nennt OB Meyer den Handlungsrahmen, „sei es durch die Erarbeitung des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK), des Mobilitätskonzeptes, zahlreicher städtebaulicher Rahmenplanungen und Konzepten oder die begonnene Fortschreibung des Flächennutzungsplans.“

Schon zu Beginn seiner Amtszeit habe Seidel ambitioniert in Angriff genommen, die Planungskultur in Weiden auszubauen. „Trotz Personalmangels in den Jahren zuvor – vor allem in der Stadtplanung – und einer Arbeits- und Entscheidungsweise geprägt von Einzelfall- und ad-hoc-Entscheidungen, setzte er sich unermüdlich für die Einführung klarer Ziele und einer durchdachten Strategie ein.“ Besonders hervorzuheben sei sein diplomatisches Geschick bei strittigen Diskussionen, insbesondere im Kontext des Gewerbegebiets Weiden West IV.

Turnerbundgelände
Stadtentwicklungsvision für das Turnerbundgelände. Entwurf: Architektur Zwinger/DilG, München/Lex Kerfers Landschaftsarchitekten, Bockhorn

Visionär: Entwurf fürs TB-Gelände

Seine fachliche Expertise als Architekt und Planer sei aber nicht nur in abstrakte Konzepte geflossen, sondern auch in konkrete städtebauliche Entwürfe: „Ein herausragendes Beispiel dafür ist der gelungene städtebauliche Entwurf für das Turnerbund-Gelände.“ Durch seine visionäre Gestaltung habe er nicht nur das Stadtbild nachhaltig geprägt, sondern auch einen Raum geschaffen, der die Bedürfnisse der Gemeinschaft auf vorbildliche Weise berücksichtige.

„In seiner Zeit als Bau- und Planungsdezernent war er vom Wittgartendurchstich bis hin zum Neubau der Stadtbadwehrbrücke und der Wohnungslosenunterkunft in zahlreichen Projekten des Tief- und Hochbaus engagiert und hat zu deren erfolgreichen Umsetzung beigetragen.“ Und das alles mit dem festen Willen zur zügigen Realisierung. Sogar in seinem Kleidungsstil spiegelten sich Kontinuität und Zuverlässigkeit wider: „Stets schick, mit wahrscheinlich 20 gleichen Outfits, bevorzugt in Schwarz –dahinter verbirgt sich eine beeindruckende Konstanz.“

Die neuen Dezernenten: Kontinuität und Rückkehr

Im Dezernat für Finanzen und Wirtschaft setzt die Stadt mit Cornelia Taubmanns Stellvertreter Stefan Rögner auf Kontinuität. Der bewährte kommunale Finanzexperte mit Zusatzausbildung wird wie seine bisherige Chefin ebenfalls berufsmäßiger Stadtrat.

Der neue Bau- und Planungsdezernent der Stadt Weiden heißt Alkmar Zenger. Das entschied der Stadtrat bei seiner letzten Sitzung des Jahres am Montag in geheimer Wahl. Der 59-jährige Kreisbaumeister am Landratsamt in Garmisch-Partenkirchen kehrt in seine Heimatstadt zurück. Zenger besuchte die Grundschule am Hammerweg, absolvierte am Kepler-Gymnasium sein Abitur und schwang bei der DJK Weiden den Tennisschläger.

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