Stefan Ziegler und die Grünen sind sich einig: Bauwende mit Holz gegen Klimakatastrophe

Plößberg. Die Grünen-Landtagsabgeordneten Anna Schwamberger und Ursula Sowa, baupolitische Sprecherin der Fraktion, sind beeindruckt von Stefan Zieglers Vision: Der will weg von der Exportquote von rund 80 Prozent – und mit dem Holz die Bauwende in Deutschland einleiten. Die Grünen freut's.

Beim Holzbau auf einer Wellenlänge: Unternehmer Stefan Ziegler (von links) und die Grünen-Landtagsabgeordneten Anna Schwamberger sowie Ursula Sowa. Bild: Jürgen Herda

Die Ziegler Group und die Grünen verfolgen ein gemeinsames Ziel: „Wenn wir den Klimawandel aufhalten wollen, reicht es nicht, nur auf Elektro-Autos zu setzen“, sagt Konzernchef Stefan Ziegler. „Man muss die Bauwirtschaft verändern.“ Die Bau- und Gebäudewirtschaft liegt laut Uno-Bericht beim Treibhausgasausstoß auf Rekordniveau und hinkt den im Pariser Klimaschutzabkommen festgelegten Zielen hinterher. Der Sektor ist für 38 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich.

„Wir müssen weg von Stahl und Beton“, fordert Ziegler deshalb. Der Unternehmer mit grünem Gewissen engagiert sich deshalb inzwischen auch politisch. „Ich bin der Koalition Holzbau beigetreten“, sagt Ziegler, „und bin auch in Berlin unterwegs, um die Vorurteile gegen den Holzbau zu entkräften.“ Von wegen: „Holz habe immer noch ein Problem mit dem Brandschutz oder ,ihr zerstört den Wald’ – alles Quatsch. Wir halten jede Brandschutzordnung ein, und wenn wir die 80 Prozent Holz, die wir noch in alle Kontinente exportieren, in Deutschland verbauen, haben wir genug Rohstoff für die Bauwende.“

Beton- und Ziegel-Lobby macht Holzbau madig

Damit tritt Ziegler bei den Grünen-Landtagsabgeordneten Anna Schwamberger und Ursula Sowa, baupolitische Sprecherin der Fraktion, offene Türen ein. „Mit einer klugen Waldwirtschaft, in der Zusammenarbeit der DACH-Länder Deutschland, Österreich, und Schweiz sowie mit europäischer Perspektive“ hält Sowa in den nächsten 20 Jahren einen Anstieg des Anteils der Holzbauweise an der Bauwirtschaft von einem Drittel für möglich.

Warum ist aber bei der Bedeutung der Bauwirtschaft für den Klimaschutz das Thema so wenig in der öffentlichen Debatte präsent? „Wir bekommen ständig Anfragen von Lobbyisten“, erklärt die Abgeordnete im Maximilianeum den Widerstand gegen eine Holzbau-Wende. „Andere Branchen befürchten, dass ihnen zu viel weggenommen werden könnte – die Ziegelindustrie will deshalb den Holzbau madig machen.“

Die Bauwirtschaft ist mit 38 Prozent am weltweiten CO2-Ausstoß beteiligt. Quelle: UN-Bericht 2020 Global Status Report for Buildings and Construction

Hoher Exportanteil für Grüne ein Problem

„Das Nachwachsen des Rohstoffs muss gewährleistet sein“, fordert sie. „Und der hohe Exportanteil ist für uns Grüne schon ein Problem, weil er auch mit einem erheblichen CO2-Ausstoß verbunden ist.“ Ziegler hält dagegen, dass er durch ein optimiertes logistisches Konzept und die Nutzung von Leer-Containern aus chinesischen Importen auch beim Export auf eine Minimierung des schädlichen Treibhausgases setzt. „Ich versuche so wenig auf der Straße zu transportieren wie möglich“, erklärt er.

Nach Wiesau und Hof kommt demnächst ein dritter Bahnhof in Straubing dazu, ein vierter ist in Mitteldeutschland in Planung. „Aber 1,2 Millionen Kubikmeter Holz aus unseren Sägewerken bekomme ich derzeit in Europa noch nicht verkauft.“ Kaufmännisch wäre er lieber heute als morgen den komplexen logistischen Aufwand los: „Der internationale Handel ist für mich unkalkulierbar“, sagt Ziegler, „Mal setzt ein Trump die Zölle hoch, mal bekommt China Covid nicht unter Kontrolle, dann bricht in Jemen ein Krieg aus – mir wäre es um einiges lieber, in Deutschland zu bauen.“

Klimaneutraler Hausbau ist nur mit dem Holzbau zu schaffen. Quelle: Ökologischer Baustoffkatalog des Instituts für Baubiologie Wien

Bezahlbares, nachhaltiges, Energie-autarkes Holzhaus

Zieglers Vision vom bezahlbaren, nachhaltigen, Energie-autarken Holzhaus ist Wasser auf die Mühlen der Grünen Abgeordneten Sowa, die als gelernte Architektin das Zieglerische Gesamtkunstwerk zu würdigen weiß. „Baukosten von um die 2000 Euro pro Quadratmeter sind fair, wenn man bedenkt, dass die Preise inzwischen oft bei 3500 Euro plus x liegen. Als Architektin mit ästhetischen Ansprüchen gefällt der Oberfränkin besonders, dass Ziegler mit seinem seriellen Produktionsansatz dennoch nicht auf einen Einheitsbau setzt: „Ihre Formen sind klassisch“, sagt sie mit Blick auf die geplanten Stadtviertel in Kemnath und Speichersdorf, „Sie ermöglichen im Rahmen Ihres Angebots dennoch eine gewisse Individualität.“

Durch die Änderung der Bayerischen Bauordnung sei nun sowohl der Mehrgeschoss- als auch der Hochhausbau in Holz möglich. Und Zieglers hochwertige Architektur in Holzbauweise halte den Brandschutzvorschriften, die eine Feuerwiderstandsdauer von 60 und 90 Minuten vorschreiben, allemal Stand. Dass ein hoher Holzhausanteil von 50 bis 80 Prozent auch im sozialen Wohnungsbau möglich sei, „wenn man eine aufgeschlossene Wohnungsbaugesellschaft hat“, habe sie erst kürzlich in München besichtigen können.

Im Süden des Prinz-Eugen-Parks entstand eine ökologische Mustersiedlung mit rund 450 Wohnungen, die auf verschiedene Gebäudetypen in Holzbauweise aufgeteilt sind – der Prinz-Eugen-Park ist aktuell die größte zusammenhängende Holzbausiedlung in Europa. Einen Wunsch äußerte die Abgeordnete dennoch: „Wir wollen begrünte Dächer mit Fotovoltaik“, sagt Sowa, „und es wäre schön, wenn Sie auch die regional und ortstypischen, traditionellen Bauformen berücksichtigen würden.“

Die ganzheitliche Ziegler-Philosophie: Vom Rohstoff zum Fertighaus. Grafik: Ziegler Group

Studiengang Holzbau an der OTH wünschenswert

Ob auch Ziegler einen Wunsch an die Politik habe? „Wir sind oft in Kommunen unterwegs“, sagt Sowa, „da könnte es Interesse an Investoren geben.“ Das hat Ziegler schon bemerkt: „Nach Kemnath hat Speichersdorf angefragt.“ Politische Förderinstrumente hätten dagegen nur begrenzten Nutzen. „Die haben meist einen Haken“, sagt der Unternehmer. Da würde am Grünen Tisch etwa die Bezuschussung von Pelletsheizungen beschlossen, ohne zu berücksichtigen, ob genügend Pellets vorhanden seien. Ein Anliegen hat Ziegler dennoch: „Wo wir schwer zu kämpfen haben, ist, Fachpersonal wie Statiker für den Holzbau zu finden“, ächzt er, „weil die gesamte Bauwirtschaft auf Beton und Ziegel ausgerichtet ist.“ Man versuche den Mangel durch Ausbildungskooperationen mit der OTH zu kompensieren.

Ein Studiengang Holzbau an der hiesigen Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden wäre da hilfreich. „Die einzige derartige Einrichtung in Bayern ist in Rosenheim“, sagt Ziegler. „Und die Studenten bringst du einfach nicht in unsere schöne nördliche Oberpfalz hoch“, ergänzt er süffisant grinsend. Trotz allen Investments in attraktive Standortfaktoren wie das 5-Sterne-Wellness-Hotel Steinwaldhaus, das Holzfellas oder das Seenario. „Wir sind da mit unserem Engagement leider ziemlich allein unterwegs“, bedauert der umtriebige Sponsor, dass nur wenige Kollegen seinem Beispiel folgen. „Wenn, wie bei ATU, französische Investoren übernehmen, geben die keinen Cent in der Region aus.“

Beim Holzbau auf einer Wellenlänge: Unternehmer Stefan Ziegler (Mitte) und die Grünen-Landtagsabgeordneten  Anna Schwamberger (links)  sowie Ursula Sowa. Bild: Jürgen Herda
Beim Holzbau auf einer Wellenlänge: Unternehmer Stefan Ziegler (Mitte) und die Grünen-Landtagsabgeordneten Anna Schwamberger (links) sowie Ursula Sowa. Bild: Jürgen Herda
Ziegler-Geschäftsführer Andreas Sandner, OTV-Redakteur Thomas Bärthlein und Grünen-MdL Anna Schwamberger. Bild: David Trott
Ziegler-Geschäftsführer Andreas Sandner, OTV-Redakteur Thomas Bärthlein und Grünen-MdL Anna Schwamberger. Bild: David Trott
Foto: OberpfalzECHO/David Trott
Foto: OberpfalzECHO/David Trott
Grünen-Delegation aus Landtag und Kommunen zu Besuch bei der Ziegler Group. Bild: Jürgen Herda
Grünen-Delegation aus Landtag und Kommunen zu Besuch bei der Ziegler Group. Bild: Jürgen Herda
Aktuelle Bilanzzahlen der Ziegler Group.
Aktuelle Bilanzzahlen der Ziegler Group.
Standorte der Ziegler Group.
Standorte der Ziegler Group.
Rasante Entwicklung der Ziegler Group.
Rasante Entwicklung der Ziegler Group.
Standorte der Ziegler Group.
Standorte der Ziegler Group.
CO2-Speicher Holzhaus. Bild: Ziegler Group
CO2-Speicher Holzhaus. Bild: Ziegler Group
Engagierte Architektin in ihrem Element: Die Grünen-Landtagsabgeordnete  Ursula Sowa ist baupolitische Sprecherin der Fraktion. Bild: Jürgen Herda
Engagierte Architektin in ihrem Element: Die Grünen-Landtagsabgeordnete Ursula Sowa ist baupolitische Sprecherin der Fraktion. Bild: Jürgen Herda
Grünen-Delegation aus Landtag und Kommunen zu Besuch bei der Ziegler Group. Bild: Jürgen Herda
Grünen-Delegation aus Landtag und Kommunen zu Besuch bei der Ziegler Group. Bild: Jürgen Herda
Die Grünen-Landtagsabgeordneten  Anna Schwamberger (links) und Ursula Sowa. Bild: David Trott
Die Grünen-Landtagsabgeordneten Anna Schwamberger (links) und Ursula Sowa. Bild: David Trott
Die Grünen-Landtagsabgeordneten  Anna Schwamberger (links) und Ursula Sowa. Bild: David Trott
Die Grünen-Landtagsabgeordneten Anna Schwamberger (links) und Ursula Sowa. Bild: David Trott
Beim Holzbau auf einer Wellenlänge: Unternehmer Stefan Ziegler (von links) und die Grünen-Landtagsabgeordneten  Anna Schwamberger sowie Ursula Sowa. Bild: Jürgen Herda
Beim Holzbau auf einer Wellenlänge: Unternehmer Stefan Ziegler (von links) und die Grünen-Landtagsabgeordneten Anna Schwamberger sowie Ursula Sowa. Bild: Jürgen Herda
Beim Holzbau auf einer Wellenlänge: Unternehmer Stefan Ziegler (von links) und die Grünen-Landtagsabgeordneten  Anna Schwamberger sowie Ursula Sowa. Bild: Jürgen Herda
Beim Holzbau auf einer Wellenlänge: Unternehmer Stefan Ziegler (von links) und die Grünen-Landtagsabgeordneten Anna Schwamberger sowie Ursula Sowa. Bild: Jürgen Herda
Grünen-Delegation aus Landtag und Kommunen zu Besuch bei der Ziegler Group. Bild: Jürgen Herda
Grünen-Delegation aus Landtag und Kommunen zu Besuch bei der Ziegler Group. Bild: Jürgen Herda
Die Bauwirtschaft ist mit 38 Prozent am weltweiten CO2-Ausstoß beteiligt. Quelle: UN-Bericht 2020 Global Status Report for Buildings and Construction
Die Bauwirtschaft ist mit 38 Prozent am weltweiten CO2-Ausstoß beteiligt. Quelle: UN-Bericht 2020 Global Status Report for Buildings and Construction
Die ganzheitliche Ziegler-Philosophie: Vom Rohstoff zum Fertighaus. Grafik: Ziegler Group
Die ganzheitliche Ziegler-Philosophie: Vom Rohstoff zum Fertighaus. Grafik: Ziegler Group
Klimaneutraler Hausbau ist nur mit dem Holzbau zu schaffen. Quelle: Ökologischer Baustoffkatalog des Instituts für Baubiologie Wien
Klimaneutraler Hausbau ist nur mit dem Holzbau zu schaffen. Quelle: Ökologischer Baustoffkatalog des Instituts für Baubiologie Wien
Beim Holzbau auf einer Wellenlänge: Unternehmer Stefan Ziegler (Mitte) und die Grünen-Landtagsabgeordneten  Anna Schwamberger (links)  sowie Ursula Sowa. Bild: Jürgen Herda
Ziegler-Geschäftsführer Andreas Sandner, OTV-Redakteur Thomas Bärthlein und Grünen-MdL Anna Schwamberger. Bild: David Trott
Grünen-Delegation aus Landtag und Kommunen zu Besuch bei der Ziegler Group. Bild: Jürgen Herda
Aktuelle Bilanzzahlen der Ziegler Group.
Standorte der Ziegler Group.
Rasante Entwicklung der Ziegler Group.
Standorte der Ziegler Group.
CO2-Speicher Holzhaus. Bild: Ziegler Group
Engagierte Architektin in ihrem Element: Die Grünen-Landtagsabgeordnete  Ursula Sowa ist baupolitische Sprecherin der Fraktion. Bild: Jürgen Herda
Grünen-Delegation aus Landtag und Kommunen zu Besuch bei der Ziegler Group. Bild: Jürgen Herda
Die Grünen-Landtagsabgeordneten  Anna Schwamberger (links) und Ursula Sowa. Bild: David Trott
Die Grünen-Landtagsabgeordneten  Anna Schwamberger (links) und Ursula Sowa. Bild: David Trott
Beim Holzbau auf einer Wellenlänge: Unternehmer Stefan Ziegler (von links) und die Grünen-Landtagsabgeordneten  Anna Schwamberger sowie Ursula Sowa. Bild: Jürgen Herda
Beim Holzbau auf einer Wellenlänge: Unternehmer Stefan Ziegler (von links) und die Grünen-Landtagsabgeordneten  Anna Schwamberger sowie Ursula Sowa. Bild: Jürgen Herda
Grünen-Delegation aus Landtag und Kommunen zu Besuch bei der Ziegler Group. Bild: Jürgen Herda
Die Bauwirtschaft ist mit 38 Prozent am weltweiten CO2-Ausstoß beteiligt. Quelle: UN-Bericht 2020 Global Status Report for Buildings and Construction
Die ganzheitliche Ziegler-Philosophie: Vom Rohstoff zum Fertighaus. Grafik: Ziegler Group
Klimaneutraler Hausbau ist nur mit dem Holzbau zu schaffen. Bild: Ziegler Group

Rasante Entwicklung der Ziegler Group

„Wenn ich mal einen Umsatz von einer Milliarde erreiche, gehe ich in Rente“, hatte Stefan Ziegler eigentlich mal geplant. Inzwischen steckt sich der erfolgreiche Unternehmer neue Ziele.

  • 2018: 700 Mitarbeiter, 319 Millionen Euro Umsatz.
  • 2019: 800 Mitarbeiter, 342 Millionen Euro Umsatz.
  • 2020: 1100 Mitarbeiter, 331 Millionen Euro Umsatz.
  • 2021: 1900 Mitarbeiter, 880 Millionen Euro Umsatz.
  • 2022: 2650 Mitarbeiter, 1,1 Milliarden Euro Umsatz.

Planzahlen

  • 2023: 3000 Mitarbeiter, 1,3 Milliarden Euro Umsatz.
  • 2024: 4000 Mitarbeiter, 1,6 Milliarden Euro Umsatz.

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1 Kommentare

Karl-Werner Schramm - 15.01.2023

Postgrowth für die Ziegler-Gruppe dringend angesagt

Wie ein Krebsgeschwür wächst die Ziegler-Gruppe monopolistisch in der Region, beutet die Wälder aus und steht zunehmend in Konkurrenz zum regionalen Bürger bei der Brenn- und Bauholzversorgung.
Und das mit vermeintlich nachhaltigen Konzepten zum Holzbau. Diese Häuser bleiben jedoch auch nicht nur in der Region. Am Ende geht es also um Ausbeutung der Region zu Lasten der zukünftigen Nutzung. Ein nachhaltiges Konzept der Gruppe Ziegler scheint nicht vorzuliegen, da Ziegler wächst und wächst und das schneller als der Oberpfälzer Wald.

Ziegler scheint in den Medien immer wieder auf. Die Bürger argwöhnen das Ausgreifen der Gruppe auf weitere Ressourcen wie Wasser und Boden. Politiker sehen nur die Steuern (und Spenden?) und lassen die Ausbeutung gegen das Interesse der Allgemeinheit zu.

Postgrowth würde bedeuten, dass sich der Umsatz der Ziegler–Gruppe zum Wohle der Allgemeinheit an der Erneuerbarkeit der Ressourcen orientiert, die Allgemeinheit bei der Versorgung nicht übervorteilt und die Ressourcen mit der Allgemeinheit teilt.