Tirschenreuther Milchbauern gehen neue Vermarktungswege

Tirschenreuth. Die Milch nur bei der Molkerei abzuliefern, das reicht finanziell nicht. Die Bauern müssen zusätzliche Direktvermarktungswege einschlagen, um Geld zu verdienen. In Tirschenreuth wird jetzt eine Mobile Käserei aus der Taufe gehoben - ein Leuchtturmprojekt in der Öko-Modellregion Stiftland.

Antje Grüner und Michael Richtmann sind zwei von insgesamt sechs Gesellschaftern, die das Projekt “Mobile Käserei” anpacken. Foto: Theo Kurtz

Milch schießt aktuell auf dem Spotmarkt durch die Decke. Schon bald könnte der Bauer mehr als 40 Cent pro Liter dafür kassieren, so wird beim Verband der Milcherzeuger in Bayern vermutet. Ob das schon der faire Tarif ist, den die Agrarier ja seit Jahren fordern? Verbandsdirektor Dr. Hans-Jürgen Seufferlein kann das nicht beurteilen. Denn angesichts der horrenden Öl- und Stromtarife und extremen Preissteigerungen beim Futtermittel relativiert sich schnell wieder der aktuell “hohe” Milchpreis.

Auf der Suche nach neuen Vermarktungswegen

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist er nicht besser als die 35 Cent, die noch vor rund einem Jahr bezahlt wurden”, betont er. Und so wollen und müssen die Landwirte nach weiteren Vermarktungswegen für den gesunden, weißen Rohstoff suchen. Im Landkreis Tirschenreuth haben sie sich zusammengetan, um eine mobile Käserei auf die Beine zu stellen. Eine halbe Million Euro werden sie dafür lockermachen müssen. Aber es gibt Zuschüsse. Über das Leaderprogramm können bis zu 200.000 Euro abgerufen werden.

Warten auf die Förderzusage

Eigentlich wäre man startklar, aber: “Wir brauchen die Förderzusage, erst dann können wir loslegen”, betont Antje Grüner. Die Diplom-Agraringenieurin hat zwar keinen Bauernhof und daher auch keine Kühe im Stall stehen, sie mischt aber als eine von insgesamt sechs Gesellschaftern bei dem Projekt kräftig mit. “Ich liebe Käse und habe schon mal eine Käserei mit aufgebaut”, erzählt sie. Sie hat also Ahnung von der Materie und ist zudem auch noch Projektmanagerin der Öko-Modellregion Stiftland. Unter deren Dach wird die Käserei als Leuchtturmprojekt an den Start gehen.

Drei Dinge braucht die Käserei

Um die Einrichtung ins Laufen zu bringen, braucht es drei Dinge. Einen Spezial-Lkw, der die Höfe ansteuert, um dort die Milch zu Rohkäse zu verarbeiten und ein Zentrallager, in dem der Käse reifen und konfektioniert werden kann. Und noch einen Fachmann, der sich aufs Käsemachen versteht. Der ist bereits gefunden. Und auch die passenden Räumlichkeiten wurden ausfindig gemacht. Die “Grenzlandkäserei GbR”, wie sie sich nennen wird, wird in Tirschenreuth in einen ehemaligen Rewe-Markt in der Äußeren Regensburger Straße einziehen.

Käse reift in einem ehemaligen Rewe-Markt

Ideal für die Käsemacher, können sie doch die Kühl- und Hygieneräume der Metzgerei nutzen, die an den Verbrauchermarkt angeschlossen war. Um den ehemaligen Laden in eine Käserei zu verwandeln, muss natürlich noch Geld in die Hand genommen werden. Doch auch hier gilt: “Wir werden aber die Handwerker erst beauftragen können, wenn wir die Förderzusage bekommen haben”, betont Antje Grüner.

Milch der Gesellschafter wird zunächst verarbeitet

“Ich hoffe, dass wir die bis März haben”, erläutert Antje Grüner. Und dann soll es Schlag auf Schlag gehen. Denn heuer im vierten Quartal soll die Käserei schon ihren Betrieb aufnehmen. Zunächst wird die Milch der fünf Gesellschafterbetriebe zu Schnittkäse verarbeitet. “Wir hoffen, dass sich immer Milchbauern für unsere Dienstleistung interessieren werden”, betont Antje Grüner. Das Potenzial wäre da, bei der Milchviehhalter-Dichte liegt der Landkreis Tirschenreuth schließlich an zweiter Stelle im weiß-blauen Freistaat.

Nach einer Reifezeit von rund sechs Wochen kann sich der Landwirt seinen bereits abgepackten Käse in Tirschenreuth abholen und dann direkt vermarkten. Der InitiAktivkreis Tirschenreuth, über den auch das Leaderprogramm für die Käserei läuft, hat schon mal bei der Gastronomie und den Lebensmittelgeschäften angeklopft und die Werbetrommel gerührt. “Das Interesse an dem direktvermarkteten Käse ist groß”, freut sich Antje Grüner.

Verbände unterstützen die Käserei-Idee

Übrigens: Die Käsereiidee stößt auf jede Menge Gegenliebe, beim Bayerischen Bauernverband (BBV) zum Beispiel. “Eine Steigerung der Direktvermarktung durch die Nutzung einer mit weniger Aufwand verbundenen mobilen Käserei ist absolut zu begrüßen”, meint die zuständige Milch-Referentin Charlotte Hörner. Und auch Milcherzeuger-Verbandsdirektor Seufferlein betont: “Wenn die Hygieneregeln beachtet werden, haben die Initiatoren unsere volle Unterstützung.”

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